Der ehemalige Fifa-Vize Mohamed Bin Hammam ist vom Internationalen Sportgerichtshof freigesprochen worden. Weltverband schaltet Ethik-Komitee ein.

Lausanne/Köln. Der Fußball-Weltverband Fifa wird in seinem jüngsten Reformprozess immer wieder von den Sünden der Vergangenheit eingeholt und kommt nicht zur Ruhe: Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat am Donnerstag überraschend aus "Mangel an Beweisen“ die lebenslange Sperre des ehemaligen Fifa-Präsidentschaftskandidat Mohamed Bin Hammam aufgehoben. Zuvor war der Katarer, ehemaliger Fifa-Vize-Präsident und Mitglied im Exekutivkomitee, von der Fifa aufgrund einer Schmiergeldaffäre lebenslang gesperrt worden.

Die Fifa hat laut Presseerklärung "mit Besorgnis“ das Urteil des CAS zur Kenntnis genommen. Der Vorsitzende der Fifa-Disziplinarkommission hatte die provisorische Sperre gegen Bin Hammam erst am Mittwoch (18. Juli 2012) weltweit ausgedehnt. Der 63-Jährige bleibt damit bis zum Abschluss des laufenden Verfahrens suspendiert.

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Die dreiköpfige CAS-Spruchkammer urteilte mit 2:1 Stimmen zugunsten von Bin Hammam, betonte aber gleichzeitig, dass sein Verhalten "nicht den höchsten ethischen Ansprüchen“ genüge. Allerdings reichte offenbar die Beweislage aus Sicht des CAS nicht aus, um den Fifa-Bannstrahl aufrechtzuerhalten.

Hammam soll Stimmen gekauft haben

Der neun Jahre als Präsident der asiatischen Konföderation AFC amtierende Bin Hammam soll gemeinsam mit dem mittlerweile zurückgetretenen Jack Warner (Trinidad/Tobago) bei einem Treffen der karibischen Fußball-Union CFU im Mai 2011 Stimmen für seine Präsidentschaftskandidatur gekauft haben. Geldgeschenke in Höhe von jeweils rund 40.000 Dollar sollen an die Delegierten verteilt worden sein.

Bin Hammam hatte kurz vor der Wahl gegen Amtsinhaber Joseph S. Blatter aufgrund erster Gerüchte über Bestechungszahlungen Ende Mai seine Kandidatur zurückgezogen. Verfahren gegen Warner, ehemaliger Chef der Konföderation CONCACAF für Nord- und Mittelamerika sowie die Karibik, waren eingestellt worden, nachdem er von seinen Ämtern zurückgetreten war.

Die Fifa wies in ihrer Presseverlautbarung daraufhin, dass Bin Hammam im CAS-Urteil nicht für unschuldig befunden worden sei und "es eher wahrscheinlich als nicht sei, dass der Beschwerdeführer (Mohamed Bin Hammam) Quelle der Gelder sei, die nach Trinidad und Tobago gebracht und schließlich bei der Sitzung der karibischen Fußball-Union vom 10. und 11. Mai 2011 verteilt worden seien“.

Fifa hofft auf neue Ethik-Kommission

Laut Fifa könnte die neu strukturierte Ethik-Kommission des Weltverbandes den Fall neu aufrollen, sofern neue Beweise vorlägen, "um den Sachverhalt vollständig zu erhellen und festzustellen, ob Herr Bin Hammam gegen das Fifa-Ethikreglement verstoßen habe“. Der Weltverband kündigte an, die Unterlagen der neuen Ethikkommission vorlegen zu wollen, die ihre Arbeit am 25. Juli aufnehmen wird.

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Erst Anfang der Woche hatte der asiatische Dachverband AFC weitere Disziplinarmaßnahmen gegen Bin Hammam, lange Jahre enger und einflussreicher Mitstreiter von Fifa-Chef Blatter, wegen illegaler Geldgeschäfte eingeleitet. Die AFC suspendierte ihren früheren Präsidenten für 30 Tage, nachdem die Überprüfung der Konten des AFC und Bin Hammams Unregelmäßigkeiten ergeben hatte. Offenbar sind AFC-Gelder unrechtmäßig in den Kassen des Unternehmers gelandet. Laut AFC-Erklärung vom Donnerstag bleibe die Sperre unabhängig vom CAS-Entscheid bestehen.

"Die Untersuchungen betrafen die Aushandlung und Durchführung von Verträgen sowie finanzielle Transaktionen zwischen seinem Privatkonto und dem des AFC“, hatte der Verband mitgeteilt. Unabhängige Wirtschaftsprüfer hatten im vergangenen Jahr die AFC-Bilanzen unter die Lupe genommen. Bin Hammam sei es vorerst verboten "an jeglichen Aktivitäten teilzunehmen, die in die Zuständigkeit des AFC fallen, bis der Disziplinarausschuss eine Entscheidung gefällt hat“.

Der millionenschwere Katarer hatte nach Bestechungsvorwürfen sowohl sein Präsidenten-Amt beim AFC als auch den Sitz im Fifa-Exekutivkomitee an den Chinesen Zhang Jilong verloren.