Die Bilder der EM: Posierende Männer, irische Fans und falsche Fernsehbilder. Die Ukraine ist zurück im Alltag - ein Rückblick auf die EM.

Hamburg. Das große Experiment darf als geglückt bezeichnet werden. Polen und die Ukraine können eine Fußball-Europameisterschaft ausrichten. Das erste Turnier im Osten Europas hat die Zweifel, die im Vorfeld geäußert wurden, widerlegt. Polen und Ukrainer waren herzliche Gastgeber, über ein paar Pannen an den Grenzen und auf den Flughäfen darf hinweggesehen werden. Und als die Exzesse russischer und kroatischer Fans mit ihren Mannschaften verschwunden waren, wurde (fast) nur noch über Fußball geredet.

Was bleibt von dieser EM außer der bitteren Niederlage der deutschen Mannschaft im Halbfinale? Zum Beispiel das Gänsehautgefühl, wenn die irischen Fans ihre Lieder sangen, obwohl ihre Mannschaft chancen- und punktlos blieb. Ihre Interpretation der "Fields of Athenry" war das Lied des Turniers. Völlig zu Recht wurden die Iren mit einem Sonderpreis der Uefa ausgezeichnet.

Zum Beispiel die Posen der Muskelmänner. Die Geste von Mario Balotelli nach dem 2:0 gegen Deutschland konnte es mit jedem Bodybuilder aufnehmen. Cristiano Ronaldo brachte sich vor seinen Freistößen breitbeinig in Stellung wie John Wayne vor dem entscheidenden Duell. Und die tätowierten Körper der Spieler präsentierten zwischen Danzig und Donezk mehr bestochene Haut als je zuvor.

+++ Trotz EM-Trauer: Die deutsche Perspektive lautet Weltklasse +++

Zum Beispiel die Kopfballtore der ersten Turnierwochen, als Robert Lewandowski, Mario Gomez, Xabi Alonso, Cristiano Ronaldo, Andrej Schewtschenko, Mario Mandzukic, Wayne Rooney und andere dem Ball mit ihrem Schädel die entscheidende Wendung gaben.

Zum Beispiel das Regenspiel von Donezk, als ein Unwetter ZDF-Reporter Béla Rethy beim Spiel der Ukraine gegen Frankreich eine Stunde lang nötigte, Bilder von durchnässten Rasenflächen oder Menschen in Ganzkörperschutzanzügen zu kommentieren.

Und zum Beispiel die Schummelei der Uefa bei den Fernsehbildern. Bundestrainer Joachim Löws Geplänkel mit einem Balljungen und die Tränen der deutschen Fans waren wunderschön anzusehen, aber leider nicht live.

Polen war schon vor der EM-Endrunde in Europa angekommen. Die Ukraine dagegen ist wieder zurück im Alltag. Als der Fußball rollte, sprach kaum jemand mehr über Menschenrechte, Repressionen oder die inhaftierte Julia Timoschenko. Jetzt stehen die Befindlichkeiten des Staates wieder auf der Tagesordnung, zumal das Turnier Milliarden Schulden anhäufte. Im Oktober wird gewählt. Und das ist der eigentliche Test für die Ukraine.