Das deutsche Nationalteam besiegt am Millerntor Schweden 1:0. Das WM-Aus im Sommer hat bei Fans und Team Spuren hinterlassen.

Hamburg. Die Kunst, sich auch über kleine Dinge zu freuen, ist der Frauen-Nationalmannschaft nicht abhanden gekommen. Die DFB-Kickerinnen um Simone Laudehr und Spielführerin Nadine Angerer winkten ins Publikum, applaudierten immer wieder den Hamburger Fans und dankten für die Unterstützung der 12 183 Zuschauer auf den Tribünen des Millerntor-Stadions. Die Kulisse beim 1:0-Sieg im Freundschaftsspiel gegen den WM-Dritten Schweden war zwar längst nicht so beeindruckend wie jene bei den Partien der Heim-Weltmeisterschaft vor wenigen Monaten. Der Zufriedenheit der Spielerinnen tat das aber keinen Abbruch. "Die Zuschauer waren unglaublich, ich hatte das Gefühl, dass 30 000 im Stadion sind", sagte Angerer sichtlich begeistert.

Die ganz große Euphorie hat sich nach dem enttäuschenden WM-Aus im Viertelfinale gegen Japan nichtsdestoweniger gelegt. Ausverkaufte Stadien jedenfalls erwarten die Fußballfrauen weder in der Bundesliga noch in der Nationalmannschaft. "Die WM war eine absolute Ausnahme. Uns war klar, dass das Interesse danach wieder abnehmen würde", kommentierte Team-Managerin Doris Fitschen den abgeflauten WM-Hype.

Völlig wirkungslos scheint das Turnier im eigenen Land dennoch nicht gewesen zu sein. Das zumindest lässt eine repräsentative Umfrage der GfK Marktforschung, für die kürzlich 2000 Männer und Frauen ab 14 Jahren befragt worden sind, annehmen. Demnach sind insgesamt 82 Prozent der Umfrage-Teilnehmer davon überzeugt, dass trotz des sportlich erfolglosen Abschneidens der DFB-Auswahl bei der WM das Interesse am Frauenfußball in Deutschland nicht abnehmen wird. 47 Prozent der Befragten sehen im Heim-Turnier einen positiven Effekt für den Frauenfußball. Und mehr als ein Viertel wünscht sich künftig sogar mehr Frauenfußball im deutschen Fernsehen.

Insbesondere die befragten Frauen sehen einen positiven Effekt in Bezug auf den Sport ihrer Geschlechtsgenossinnen. 59 Prozent von ihnen nehmen Frauenfußball nicht länger als Randsportart wahr - eine Einschätzung, die etwas mehr als die Hälfte der Männer (51 Prozent) teilt. Glaubt man dem DFB, spiegeln sich diese Angaben auch im Zuschauerinteresse an den Bundesligapartien wider. So gebe es rund 50 Prozent mehr Zuschauer bei den Ligaspielen. "Ein Zuwachs zwar auf niedrigem Niveau, aber immerhin ein Zuwachs", sagt Fitschen.

Die Hamburger Fans schienen vom Auftritt der Nationalmannschaft begeistert. Einige schwenkten Fähnchen, andere zogen mit schwarz-rot-gold bemalten Gesichtern durchs Stadion und schwelgten ein wenig in der Nostalgie des Sommermärchens, das leider keines war. Großer Jubel im Duell gegen die Schwedinnen ertönte allerdings erst, als die nach der Halbzeitpause für Inka Grings eingewechselte Stürmerin Alexandra Popp per Kopf den erlösenden 1:0-Siegtreffer für die DFB-Auswahl erzielte. Neids Team, das ohne die verletzten Kim Kulig und Celia Okoyino da Mbabi sowie Verteidigerin Babett Peter (Feldwebel-Lehrgang) antreten musste, präsentierte sich kämpferisch, konnte die Angriffsimpulse jedoch erst in der zweiten Halbzeit in nennenswerte Torchancen umwandeln. "Das war der erste Härtetest nach der WM", sagte Linda Bresonik nach der Partie, "wir sind froh, dass wir den Kasten sauber gehalten haben." Stürmerin Lira Bajramaj monierte, dass es dem Team noch ein wenig an "Torgeilheit" gefehlt habe. "Der Sieg gegen Schweden war aber auf jeden Fall eine Art Rehabilitation für uns." Vor allem das Spiel nach vorne sei ausbaufähig, resümierte Bundestrainerin Silvia Neid. "Wir müssen cooler werden."

Die Chance dazu haben die Fußballfrauen bereits am 19. November. Für die Neid-Elf steht dann das letzte Heimspiel des Jahres auf dem Programm. Gegner beim EM-Qualifikationsspiel in Wiesbaden ist Außenseiter Kasachstan (15.45 Uhr, ZDF). Und auch dort wollen die Nationalspielerinnen den Weg der Akzeptanz ihrer Sportart weitergehen. Die ersten Schritte sind getan.

Deutschland: Angerer - Schmidt, Krahn, Bartusiak, Faißt - Bresonik (76. Mittag), Laudehr, Goeßling, Behringer (68. Huth) - Bajramaj (86. Müller), Grings (45. Popp)

Schweden: Lindahl - Nilsson (74. Svensson), Larsson (74. Sembrant), Rohlin, Thunebro - Göransson (56. Almgren), Seger, Fischer (56. Dahlkvist), Sjögran (86. Moberg) - Edlund (62. Landström), Schelin.

Tor: 1:0 Popp (58.). Schiedsrichter: Thalia Mitsi (Griechenland). Zuschauer: 12 183.