Weil Hoeneß sich für den verschuldeten Stadtrivalen 1860 München stark macht, gehen die Bayern-Anhänger auf den Präsidenten los. Am Sonnabend gab es beim Heimspiel der Bayern einen echten Affront. Die eigenen Fans bezeichneten ihn als “Lügner“.

München. Was ist bloß los mit den Fans des FC Bayern München? Uli Hoeneß verließ wortlos und mit versteinerter Miene das Stadion. Dem Präsidenten hatte aber weniger die schlechte Vorstellung der Mannschaft beim 1:0 gegen Mönchengladbach gründlich die Stimmung verdorben - Hoeneß musste sich heftige Attacken der eigenen Fans gefallen lassen. Der 59-Jährige wurde übel beschimpft und auf Plakaten als "Lügner" bezeichnet.

Zu Spielbeginn brachte ein Teil der Anhänger seinen Unmut über die Hilfe für den Lokalrivalen 1860 mit einer Sitzblockade zum Ausdruck, die eigene Mannschaft wurde zunächst nicht wie gewohnt unterstützt. Später wurden Hassgesänge auf die "Löwen" angestimmt, auf großen Bannern taten die Fans ihre Meinung kund: "Wer den Blauen Millionen zuschiebt, hat unser Vertrauen nicht verdient. Hoeneß, du Lügner", war zu lesen. Die Fans kritisierten damit die Hilfe der Bayern für den finanziell stark angeschlagenen Erzrivalen. Zudem lehnen sie eine Verpflichtung von Schalkes Nationaltorhüter Manuel Neuer vehement ab.

Für Christian Nerlinger war das Verhalten der Anhänger ein echtes "Schockerlebnis". "Es ist eine Schande, wie sich Teile der Fans verhalten haben gegen einen Mann, der in den letzten 30 Jahren nichts anderes im Kopf und im Herzen gehabt als den FC Bayern", sagte der Sportdirektor. Hoeneß selbst wollte sich am Sonntag zunächst nicht zu den Entgleisungen der eigenen Anhänger äußern.

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Es war wie so häufig beim FC Bayern München in den vergangenen Monaten. Sie spielten so richtig schlecht - und durften sich dank „Lebensversicherung“ Arjen Robben trotzdem als große Sieger fühlen. Ausgerechnet jener Robben, der unter der Woche mehrfach öffentlich sein Desinteresse an der Europa League bekundete, schoss seinen Verein durch den 1:0 (0:0)-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach am 23. Spieltag der Fußball-Bundesliga wieder auf Platz drei. Damit liegt der deutsche Rekordmeister auf dem Rang, der zur Qualifikation zur Champions League berechtigt.

„Das war ein Sieg, der für den ganzen Verein sehr wichtig ist. Wir haben jetzt den dritten Platz und unser Minimalziel erreicht, wir müssen diesen dritten Platz auf jeden Fall halten“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger nach dem ersten von sieben „Endspielen“ für die Bayern.

77 Minuten lang schob sich der FC Bayern uninspiriert den Ball hin und her. Eigentlich das Spiel, dass Trainer Louis van Gaal so gerne sieht. Doch in der Offensive herrschte tote Hose. Dann wurde es Arjen Robben zu bunt. Der Niederländer schnappte sich das Leder im Mittelfeld und lief los. Zündet Robben seinen Turbo, ist er von keinem Abwehrspieler der Welt zu halten. So auch diesmal. Pass auf Ribery, zurück zu Robben, Tor. Es sollte das einzige bleiben. Matchwinner Robben wollte erst gar nichts beschönigen. „Das war nicht gut. Wir haben zu wenig Chancen kreiert“, analysierte er die ideenlose Darbietung des Münchner Starensembles.

Ribéry setzte nach einer trostlosen ersten Hälfte mit einer Einzelaktion ein Hallo-Wach-Signal, auch wenn sein Schuss das Tor verfehlte (54.). Gladbach verlegte sich auf Konter; dabei musste der Münchner Nationalspieler Holger Badstuber in höchster Not vor dem einschussbereiten Marco Reus klären (58.), der später einen Ball aus 18 Metern am Münchner Tor vorbeischlenzte (71.).

Die Bayern konnten auch aus ihren zahlreichen Standardsituationen kein Kapital schlagen. Gomez vergab eine gute Kopfballmöglichkeit (73.). Im direkten Gegenzug musste Bayern-Torwart Thomas Kraft gegen den eingewechselten Mohamadou Idrissou klären (74.). Nach einem folgenschweren Fehlpass von Reus im Mittelfeld fiel das entscheidende Tor durch Robben. Der eingewechselte Nationalstürmer Miroslav Klose verpasste mit einem Pfostenschuss das 2:0 (83.).

Louis van Gaal wirkte nach der schwachen Vorstellung erleichtert. „Klar, es war nicht unser bestes Spiel. Aber mit dem Resultat bin ich natürlich sehr zufrieden, weil wir jetzt endlich auf dem dritten Platz stehen. Das ist unser Mindestziel. Wir haben jetzt noch sechs Spiele. Ich denke, dass wir das schaffen können“, sagte der Bayern-Trainer, während Franck Ribery einmal mehr betonte, dass es eine „Katastrophe“ für den FC Bayern wäre, die Königsklasse zu verpassen. Der FCB liegt nun einen Punkt vor Konkurrent Hannover 96, der in Dortmund 1:4 verlor. „Jetzt haben wir es selbst in der Hand“, erklärte Mario Gomez.

Deshalb war Kapitän Philipp Lahm „einfach zufrieden, wenn man gewinnt“. Auch van Gaal freute sich über die Kleinigkeiten: „Wir haben nicht viele Chancne kreiert - eine in der ersten und drei in der zweiten Halbzeit. Unsere Effektivität war deshalb hoch, das war schon anders in diesem Jahr.“

Die Bayern liegen vor dem anstehenden bayerischen Derby beim 1. FC Nürnberg (8. April) aber weiterhin sieben Zähler hinter dem Zweiten Leverkusen. An ein Wunder, die direkte Qualifikation für die Königsklasse, glaubt keiner mehr so richtig. „Leverkusen ist sieben Punkte voraus. Die machen einen stabilen Eindruck, da muss schon viel passieren“, meinte Nerlinger. Auch der wie bereits in der Nationalmannschaft schwache Bastian Schweinsteiger sieht Leverkusen „sehr konstant. Wir müssen auf uns schauen und unsere Spiele gewinnen. Vielleicht geht dann noch was.“

Unterdessen wurde am Sonnabend bekannt, dass der künftige Bayern-Coach Jupp Heynckes seinen Co-Trainer Peter Hermann mitbringt. Der bisherige Leverkusener Assistenztrainer wird seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern. „Wir bedauern, dass Peter Hermann Bayer 04 Leverkusen Richtung München verlässt“, sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser.

Der 58 Jahre alte ehemalige Bundesligaspieler (Hamburger SV, Bayer Leverkusen) war viele Jahre Co-Trainer in Leverkusen und in den Spielzeiten 1990/91 und 1995/96 kurzzeitig auch Cheftrainer. Vor der Saison 2008/09 verließ er den Verein und arbeitete als Co-Trainer beim 1. FC Nürnberg. Als Heynckes im vergangenen Sommer aber in Leverkusen anfing, kehrte auch Hermann zurück.

Die Statistik

München: Kraft - Lahm, Luiz Gustavo, Badstuber, Pranjic - Schweinsteiger, Toni Kroos (72. Ottl) - Robben, Thomas Müller (72. Klose), Ribery - Gomez. - Trainer: van Gaal

Mönchengladbach: Bailly - Jantschke, Stranzl, Dante, Daems - Nordtveit, Neustädter (86. Brouwers) - Herrmann (63. Matmour), Arango - Reus, Hanke (72. Idrissou). - Trainer: Favre

Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)

Tor: 1:0 Robben (77.)

Zuschauer: 69.000 (ausverkauft)

Beste Spieler: Badstuber, Robben - Dante, Reus

Gelbe Karten: Lahm (3), Robben (3) - Reus (9)

Torschüsse: 15:7

Ecken: 7:4

Ballbesitz: 59:41 Prozent

Fouls: 11:15