In München endet eine Ära - der erfolgreichste Bundesliga-Manager geht. Nach 30 Jahren wechselt Uli Hoeneß in das Präsidentenamt.

Hamburg/München. Selbst Campino ist milde geworden. "Es wird ein Verlust sein, wenn er seine Stelle verlässt", sagt der Frontmann der "Toten Hosen" und lange Jahre bekennender Bayern-Hasser über den Mann, den er einen "unterhaltsamen Kerl" nennt. In drei Jahrzehnten als Manager des FC Bayern München hat Uli Hoeneß die Fußball-Nation gespalten. Es gab die Hoeneß-Bewunderer, die seinen wirtschaftlichen Erfolg anerkannten, aber auch die Hoeneß-Kritiker, die sein Auftreten gebettet auf den prallen Konten des Branchenprimus als Arroganz der Macht verurteilten. Nun aber, auf der Zielgeraden seiner Karriere, wird der Gemütsmensch aus Ulm fast einhellig geschätzt. Außer vielleicht von seinem Lieblingsfeind, dem früheren Bremer Manager Willi Lemke.

Mit einem Paukenschlag, wie es so seine Art ist, zelebriert Uli Hoeneß heute auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern seinen Abschied. Für 90 Millionen Euro beteiligt sich der Autobauer Audi mit 9,09 Prozent am Münchner Bundesligaklub. "Das wird uns wirtschaftlich noch mehr in die Champions League bringen", sagte Hoeneß. Jetzt wird der Manager den Schreibtisch an der Säbener Straße räumen - und zum Präsidenten gewählt.

Wer ist dieser Uli Hoeneß? Ein Mensch, der im Fernsehen gern mal als rotgesichtiger polternder Wüterich rüberkommt - und jetzt enthüllte, dass viele dieser Ausbrüche inszeniert waren. Die Wutrede gegen die Fans ("Die Logenbesitzer sorgen dafür, dass der Fan nur sieben Euro für einen Stehplatz bezahlt"). Die Häme gegen den gescheiterten Trainer Jürgen Klinsmann ("Wenn er der Obama des deutschen Fußballs ist, bin ich Mutter Teresa"). Die Verhinderung Christoph Daums als Bundestrainer. Alles wohl kalkuliert?

1952 in Ulm geboren, im Ortsteil Eselsberg, kickte er mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Dieter auf einem kleinen Rasen. Schon mit 13 wollte er Profi werden. Die ganze sportliche Geschichte ist bekannt - 35 Länderspiele, Welt- und Europameister, Europacupsieger, bis zum Vorruhestand im März 1979 beim 1. FC Nürnberg als 27-Jähriger wegen chronischer Kniebeschwerden. Im selben Jahr übernimmt Hoeneß Bayern München, einen heruntergewirtschafteten Verein, der keinem Vergleich mit dem heutigen Bundesligakrösus aushält. Fünfzig mal mehr Umsatz macht der FC Bayern München heute, 300 Millionen Euro statt seinerzeit zwölf Millionen Mark. Die Zuschauer, die in Massen ins Stadion strömen, tragen nur noch 18 Prozent des Etats. "Als Manager ist er ein Genie", sagt Ottmar Hitzfeld, einer seiner Lieblingstrainer. Die Wirtschaft vertraut dem Quereinsteiger und kürte ihn 1999 zum "Manager des Jahres".



Aber neben der knallharten Seite gibt es noch den sensiblen, mitfühlenden Hoeneß, der sich jederzeit für Menschen einsetzt, die in Not geraten sind. Nach dem S-Bahn-Mord in Solln hielt er einen bewegendes Plädoyer für Zivilcourage: "Nur gemeinsam können wir die Auswüchse bekämpfen." Mag sein, dass ihn zwei Flugzeugabstürze, die er überlebte, menschlicher gemacht haben. Aber Hoeneß half schon immer, ohne große Worte zu verlieren. Für den FC St. Pauli organisierte er ein Gratis-Benefizspiel am Millerntor, um den Kiez-Klub zu retten und trug stolz das "Retter"-Shirt (für das er 1500 Euro zahlte). Altmeister Gerd Müller begleitete er während seiner Entziehung, Sebastian Deisler zog er aus der Öffentlichkeit, als das hochgelobte Talent an den Erwartungen zu zerbrechen drohte. Bedürftigen Mitarbeitern seiner Wurstfabrik, die sein Sohn Florian leitet, steckt er schon mal Geld zu.

Beim mickrigen 1:0 am Mittwochabend gegen Haifa in der Champions League wurstelte sich der FC Bayern wieder einmal so durch und hielt sich den Einzug ins Achtelfinale offen. Ein Sieg in zwei Wochen bei Juventus Turin ist aber noch fürs Weiterkommen nötig. Hoeneß mag es gelassen nehmen. Der geschäftliche Erfolg war ihm immer wichtiger als der sportliche. Die Entwicklung eines richtungweisenden sportlichen Konzepts war nie ein Thema für ihn: "Wirtschaftliche Solidität ist die Basis für alles."

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