Manche lieben und manche hassen den Manager des FC Bayern München - fest steht: Uli Hoeneß ist einer der weltbesten Fußballmanager.

München. Ausgerechnet sein Abschiedsjahr als Manager des FC Bayern München war für Uli Hoeneß eines der schwierigsten. Erst die Entlassung von Jürgen Klinsmann im April, dann die Krise um Louis van Gaal gepaart mit dem weiterhin drohenden Vorrunden-K.o. in der Champions League. „Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass wir im Sommer Meister geworden wären und wir jetzt als Tabellenführer den Stab übergeben können. Aber auf der anderen Seite war es mir auch sehr wichtig, den Verein wirtschaftlich in einem guten Zustand zu überlassen. Die Basis für die Zukunft ist geschaffen und damit bin ich sehr zufrieden“, sagte der 57-Jährige, der an diesem Freitag bei der Jahreshauptversammlung auf den Präsidenten-Thron wechselt.

Egal welcher Posten, Uli Hoeneß ist und bleibt der FC Bayern. Unter seiner Regie machte er einen Club, der 1979 mit Schulden und nur zwölf Millionen Mark Umsatz dastand, zum deutschen Rekordmeister mit aktuellen Jahreserlösen von rund 300 Millionen Euro. Kurz vor Ende der größten Manager-Karriere im deutschen Fußball konnte der Metzgers-Sohn aus Ulm noch den Sponsoren-Vertrag mit der Telekom, der bis zu 25 Millionen Euro bescheren kann, verlängern und die millionenschwere Beteiligung von Audi unter Dach und Fach bringen.

Sponsoring, TV-Gelder, Marketing - als Vordenker der Liga machte Hoeneß den FC Bayern zu einer Geldmaschine. „Die sportliche Situation ist eine Wochen- und Monatsbeobachtung, möglicherweise auch eine Jahresbeobachtung. Während eine grundsätzliche wirtschaftliche Verbesserung nicht in ein, zwei Jahren möglich ist. Die ist in 30 Jahren geschaffen worden und auf die bin ich besonders stolz.“

Der Festgeldkonto-Liebhaber, der erst auf der Zielgerade seiner Manager-Karriere das große Geld für Stars wie Franck Ribéry, Mario Gomez oder Arjen Robben investierte, übergibt den Club finanziell in bestem Zustand. Die 16 Meistertitel, neun DFB-Pokalsiege sowie der Gewinn der Champions League und des Weltpokals (beides 2001) sowie es UEFA-Cups (1996) stellen Hoeneß aber auch sportlich ein herausragendes Zeugnis aus. In der öffentlichen Wahrnehmung ist der Patron der Bayern-Familie, der zwischen kühlem Kalkül und heißer Emotion, zwischen Leistungsprinzip und sozialem Gewissen innerhalb weniger Momente umschwenken kann, auch eine der ganz großen Marken. Davon ist Teil-Nachfolger Christian Nerlinger, der die sportlichen Belange von Hoeneß übernommen hat, noch weit entfernt.



Aber auch bei Hoeneß hätte niemand gedacht, dass aus dem Fußball- Invaliden bei seinem Amtsantritt 1979 einmal ein Unternehmer des Jahres (1999) werden würde. Vier Jahre hatte sich der Welt- und Europameister mit seinem maladen Knie herumgeplagt und seinen Traumberuf als Profi für sich viel zu früh beendet. Dann trat er 27- jährige als jüngster Manager die Nachfolge von Robert Schwan an. Den ersten Sponsorenkontrakt handelte er aber noch als Spieler aus. „Den Vertrag mit Magirus habe ich im Franziskaner an der Oper auf einem Bierdeckel abgeschlossen. Dafür hab' ich vom Verein eine Provision gekriegt“, erinnerte sich Hoeneß im SZ-Magazin, das dem Münchner Macher eine „seltene Unerschrockenheit und Souveränität, eine manchmal fast cowboyhafte Handlungskraft“ attestierte.

Das meiste in Hoeneß' Amtszeit klappte wie am Schnürchen, leicht hatte es der erste Fan im Verein jedoch auch nicht immer. Die Musterkarriere des Metzger-Sohnes, dessen eigene Wurstfabrik mittlerweile dessen Filius führt, wäre im Jahre 2000 vielleicht schlagzeilenträchtig zu Bruch gegangen, hätte Christoph Daum in dessen Kokain-Affäre nach den öffentlichen Anmerkungen von Hoeneß nicht freiwillig den für ihn verheerenden Haartest gemacht. „Wenn der nicht die Probe macht, bin ich kaputt“, betonte der Vater von zwei Kindern, der damals Drohbriefe gegen sich und die Familie erhielt. Ein Schock war für die Manager-Familie auch der Flugzeug-Absturz im Februar 1982, den Hoeneß als einziger von vier Insassen überlebte.

Daum war nicht der einzige Gegner mit dem Hoeneß aneinandergeriet. Ständige Gefechte gab es auch mit Bremens früherem Manager Willi Lemke - danach war die Münchner „Abteilung Attacke“ endgültig geboren. Und auch heute kann der Geschäftsmann, der ohne technische Errungenschaften wie Blackberry oder Laptop auskommt, jederzeit explodieren, wenn einer „seinem“ FC Bayern Ärger macht.

Der künftige Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende ist aber auch da, wenn andere Leute Ärger haben. So half er in den 80er Jahren dem vom Wege abgekommenen Gerd Müller zurück in die Spur - wie zahlreiche Altgediente steht der „Bomber“ heute in Lohn und Brot beim Hoeneß- Club. Auch für die Spieler, wie dem damals unter Depressionen leidenden Sebastian Deisler, hatte und hat der Chef immer ein offenes Ohr. Mehmet Scholl sagte darum einmal scherzhaft über seinen Wunsch im nächsten Leben, „Hund bei Uli Hoeneß“ werden zu wollen.

Hoeneß selbst geht nun nach Kicker- und Manager-Jahren als Präsident seine drittes Bayern-Leben an. „Bis jetzt hatte ich wenig Zeit, um mich auf die neue Aufgabe vorzubereiten. Das wird wohl erst im Januar kommen, wenn dann Fakten geschaffen sind“, sagte er. Eine neue Visitenkarte wird sich „Mr. FC Bayern“ nicht zulegen: „Auf Titel habe ich in meinem Leben nie wertgelegt. Bei mir steht auf der Karte nicht Stellvertretender Vorstandschef, sondern „Uli Hoeneß FC Bayern“ - und so wird es auch bleiben.“

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