Ein Doppelpack des Bayern-Stürmers Miroslav Klose brach den Bann. Für HSV-Profi Piotr Trochowski blieb nur die Jokerrolle.

Hannover. Die Bilanz ist hervorragend. In der langen Historie von WM-Qualifikationsspielen hat die DFB-Auswahl in 71 Spielen nur zwei Niederlagen hinnehmen müssen. Die erste erfreuliche Botschaft des gestrigen Abends: Dabei blieb es. Mit dem 4:0-Erfolg gegen Aserbaidschan landete die deutsche Nationalelf den 54. Qualifikationssieg und hat mit nun 22 Punkten weiter alle Chancen.

Doch es bleibt weiter spannend in der Qualifikationsgruppe 4, da Russland sich zu einem späten 3:1-Sieg quälte und damit Anschluss hielt. Bei einem Sieg am 10. Oktober in Moskau gegen Deutschland könnte das Team von Guus Hiddink die DFB-Auswahl noch überholen und in die Play-off-Runde schicken.

Um am Ende den klaren Erfolg gegen Aserbaidschan feiern zu können, benötigten die deutschen Fans allerdings Geduld. Mit arm war die spielerische Leistung der DFB-Elf in der ersten Halbzeit noch wohlwollend bezeichnet. Dabei schien früh alles auf ein Fußball-Fest hinauszulaufen, zumal bereits nach 14 Minuten die Führung gelungen war. Nach Mario Gomez' Pass stürmte Lukas Podolski in den Strafraum und wurde von Abbasov gelegt. Michael Ballack verwandelte den Strafstoß sicher. Danach jedoch "schlief" das Spiel des Vize-Europameisters zunehmend ein. Löws Konzept, gegen die defensiv orientierte Mannschaft von Berti Vogts über die Außen zu Chancen zu kommen, ging nicht auf. Weder Podolski links noch Bastian Schweinsteiger rechts konnten überzeugen. Zudem blieb Mesut Özil in der Kreativzentrale weit hinter den Erwartungen zurück.

Piotr Trochowski musste sich das behäbige, rumpelige Spiel der Kollegen wie schon gegen Südafrika von der Bank anschauen. Ganz bitter für den HSV-Profi, der zuvor in fünf von sieben Qualifikationsspielen zur Startelf gehört hatte. Im Vergleich zum Südafrika-Spiel gab es drei Änderungen: Hitzlsperger ersetzte Rolfes in der Zentrale und das Innenverteidiger-Duo bildeten Per Mertesacker und Heiko Westermann. Arne Friedrich musste wegen einer Adduktorenzerrung, die er sich beim Vormittagtraining zugezogen hatte, passen.

Von einem harmonischen Gebilde konnte jedoch keine Rede sein. Peinlich, wie Gomez völlig freistehend aus sechs Metern an Torwart Agayev scheiterte (16.). Mit etwas Glück hätte Aserbaidschan bei zwei guten Chancen sogar den Ausgleich erzielen können. Logische Folge: Nach 45 Minuten wurden die Nationalspieler mit einem gehaltvollen Pfeifkonzert in die Kabine geschickt. Auch Löw gefiel der Auftritt überhaupt nicht: "Nach dem frühen Tor war ich absolut unzufrieden. Das habe ich der Mannschaft in der Halbzeit auch deutlich gesagt. Wir haben die Zweikämpfe überhaupt nicht angenommen und sind nur nebenher gelaufen", schimpfte der Bundestrainer, der zur zweiten Halbzeit Beck und Klose für Schäfer und Gomez brachte. Mit Erfolg. Nachdem Abbasov nach Foul an Klose mit Gelb-Rot vom Platz musste (50.), konnten die Deutschen nur fünf Minuten später das 2:0 erzielen. Lahm, der auf die linke Seite gewechselt war, spielte in seiner unnachahmlichen Art Klose frei, der aus acht Metern einschoss. In der 66. Minute gelang dem Münchner sogar noch sein 47. Länderspieltreffer, und fünf Minuten später durfte sich Lukas Podolski über sein 34. Tor im DFB-Dress freuen.


"Für Miroslav Klose war die zweite Halbzeit wie eine Befreiung", sagte Löw, "er ist nicht bei 100 Prozent, hat aber heute hervorragend gespielt. Er und Lukas Podolski haben unglaubliche Quoten, und wenn es mal nicht so läuft, werde ich zu ihnen stehen. Nun werden wir gut vorbereitet nach Russland reisen." Dort wird eine deutliche Leistungssteigerung nötig sein.

Deutschland: Adler - Lahm, Mertesacker, Westermann, Schäfer (46. Beck) - Ballack, Hitzlsperger - Schweinsteiger (67. Trochowski), Özil, Podolski - Gomez (46. Klose).

Aserbaidschan: Agayev - Shukurov, Levin, Abbasov, Allahverdiyev - Yunisoglu - Sadygov, Chertoganov, Nadirov (57. Erani Pereira) - Mammadov (67. Huseynov) - Dzavadov.

Tore: 1:0 Ballack (14./Foulelfmeter), 2:0 Klose (55.), 3:0 Klose (66.), 4:0 Podolski (71.). SR.: Kakos (Griechenland). Z.: 35 369. Gelb: Ernani Pereira. Gelb-Rot: Abbasov (50., wdh. Foul).

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