Hamburg. Frust bei den Freezers: Morten Madsen (28.) erzielte am Sonntag vor 8514 Zuschauern den einzigen Treffer für das Team von Sergé Aubin.

Mit beiden Händen schlug Serge Aubin gegen die Plexiglasscheibe, die die Bank der Hamburg Freezers von der des Gästeteams trennt. Er schimpfte, gestikulierte, dann drehte er sich um und stampfte festen Schrittes in die Kabine. Doch selbst, als er nach rund einer halben Stunde Abkühlphase vor den Pressevertretern stand, hatte sich der Cheftrainer der „Eisschränke“ angesichts der 1:2 (0:0, 1:1, 0:1)-Heimniederlage gegen die Grizzlys Wolfsburg noch nicht wieder herunterfahren können. „Ich akzeptiere Niederlagen, wenn sie durch unser Verschulden passieren. Aber heute lag der Fehler nicht bei uns, deshalb bin ich ziemlich wütend“, sprach er das aus, was alle spürten.

Dass es ein gebrauchter Nikolausnachmittag werden könnte vor 8514 Besuchern in der Barclaycard-Arena, das hatte der Frankokanadier schon geahnt, als ein reguläres Tor von Thomas Oppenheimer in der zweiten Spielminute keine Anerkennung fand. Das Schiedsrichtergespann hatte vor dem Schuss des Nationalstürmers abgepfiffen, weil es der Meinung war, ein Wolfsburger habe bei angezeigter Strafe den Puck berührt und damit die Spielszene unterbrochen. „Das war ein klares Tor, und ich bin sicher, dass das Spiel einen anderen Verlauf genommen hätte, wenn es gezählt hätte“, sagte Aubin.

Was den 40-Jährigen allerdings noch viel mehr in Rage brachte, war das Geschehen in der 58. Spielminute. Sean Sullivan hatte seinen Gegenspieler Fabio Pfohl in die Bande gecheckt. Kein Mitglied des Schiedsrichterquartetts hatte den Arm gehoben, um eine fällige Strafe anzuzeigen. Doch weil Pfohl zunächst auf dem Eis liegen blieb und dann in gekrümmter Haltung von selbigem geführt werden musste, beriet das Gespann – und entschied auf Spieldauerstrafe für den Hamburger. Die Überzahl nutzte Wolfsburg in Person von Robert Bina 26 Sekunden vor Spielende zum Siegtor. „Wenn man sieht, dass der Verletzte im Powerplay schon wieder spielt, dann muss man sagen, dass diese Entscheidung den Spielausgang beeinflusst hat, und das ist sehr frustrierend“, schimpfte Aubin, und natürlich kann man diesen Frust nachvollziehen. Dennoch gehört zur Wahrheit dazu, dass in einer auf mäßigem Niveau geführten Partie, die eigentlich keinen Sieger verdient hatte, Wolfsburg das bessere Team war. Umso erfrischender war, dass Thomas Oppenheimer die Schuld für die Niederlage nicht bei den Spielleitern suchte: „Wir haben heute einfach nicht hart genug gearbeitet, um drei Punkte zu verdienen. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen.“

Kapitän Schubert erhält eine Strafe

Es ist eine schwierige Phase, die die Freezers derzeit durchstehen müssen. Deshalb ist auch die Reaktion Aubins, der erstmals in der Verantwortung als Cheftrainer auch mit kritischen Fragen und mäßigen Teamleistungen konfrontiert ist, ebenso verständlich wie der Ausraster von Kapitän Christoph Schubert, der nach dem 1:2 seinen Schläger auf der Torlatte zertrümmerte und mit den umherfliegenden Teilen fast einen Linienrichter traf. Dafür gab es eine Zehnminutenstrafe, der Abwehrspieler ist nun am Freitag beim Gastspiel in Schwenningen gesperrt.

Der Frust, der sich in Richtung der Schiedsrichter entlud, dürfte zu einem Teil auch der Inkonstanz gelten, mit der das Team derzeit durch die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) schlittert. Natürlich ist diese zum einen der Verletztenmisere geschuldet, die sich zwar am Sonntag mit der Rückkehr der Angreifer David Wolf, Garrett Festerling und Marcel Müller entspannte, aber dennoch für physischen Aderlass gesorgt hat, der sich in mangelhafter Konzentration niederschlägt.

Zum anderen aber gibt es derzeit zu viele Akteure, allen voran Flaake, Müller, Torschütze Morten Madsen, Marty Sertich und Phil Dupuis, die das Schönspielen übertreiben und die nötige Bissigkeit im Aufbauspiel und im Ausnutzen der Torchancen vermissen lassen. Nur ein Treffer aus sieben Überzahlsituationen waren einmal mehr ein deutlicher Beleg dafür.

„Wir arbeiten zu wenig zusammen, uns fehlt noch die nötige Siegermentalität. Wir sind derzeit nicht die Freezers, die wir in den vergangenen Jahren waren“, sagte Garrett Festerling. Und genau das ist das Problem.

Tore: 0:1 (20:55) Bina (Pfohl, Mulock) 5-4, 1:1 (27:39) Madsen (Sertich, Oppenheimer) 5-4, 1:2 (59:34) Bina (Voakes) 5-4. Strafminuten: 13 + 10 Schubert + Spieldauer Sullivan/14. Schiedsrichter: Rohatsch/Vogl (Lindau/Nürnberg). Zuschauer: 8514.