Der Hamburger Eishockeyclub konnte seine Heimsiegserie zwar nicht ausbauen. Den Zuschauerzuspruch steigerten die Freezers im Vergleich zum ersten von 19 Siegen aber um 100 Prozent. Schubert mit HSV-Seitenhieb.

Hamburg. Kein Jubel, kein Tanz, kein Humba Täterä: Zum ersten Mal seit viereinhalb Monaten gab es bei einem Heimspiel der Hamburg Freezers nichts zu feiern. Mit dem 0:1 gegen die Adler Mannheim endete am Sonntag nach 19 Heimsiegen die stolze Serie der Hanseaten. Die Norddeutschen müssen sich die Bestmarke nun mit den München Barons aus der Saison 1999/2000 teilen. „Der Rekord ist uns egal“, meinte Stürmer David Wolf trotzig. Der Fokus richtet sich auf die bevorstehenden Playoffs. Für das Viertelfinale sind die Hamburger bereits qualifiziert. Mit einem weiteren Sieg in den verbleibenden vier Hauptrunden-Spielen wäre auch das Heimrecht gesichert.

Die beachtliche Heimstärke hat in Hamburg das Zuschauer-Interesse erheblich angekurbelt. Zum Vergleich: Beim ersten der 19 Heimsiege am 11. Oktober gegen die Schwenninger Wild Wings kamen 6133 Besucher in die Arena. Gegen Mannheim waren alle 12.800 Plätze besetzt. Auch das letzte Hauptrunden-Spiel gegen die Kölner Haie am 7. März ist bereits ausverkauft. Erlebt Hamburg gerade einen Eishockey-Boom? „Das hoffe ich“, sagte Kapitän Christoph Schubert. Und ergänzte: „Von der Leistung her hätten wir es verdient. Schaut man sich die anderen Sport-Mannschaften in Hamburg an, stehen wir nicht so schlecht da.“

Der Verteidiger spricht wahre Worte. Die Fußballer des HSV stecken im Abstiegskampf, die HSV-Handballer sind laut Präsident Andreas Rudolph trotz ihrer sportlichen Erfolge ein Sanierungsfall. Eishockey könnte sich in Hamburg hinter „König Fußball“ allmählich zur Sportart Nummer zwei entwickeln. Der Zuschauerschnitt der Handballer liegt bei 8552, der der Freezers bei 8334 Besuchern. Die bevorstehende Endrunde dürfte den Schnitt des Eishockey-Clubs weiter nach oben treiben. „Ich glaube, jeder, der zum ersten Mal ein Spiel von uns besucht, hat seinen Spaß. Wir machen eine ordentliche Show und versuchen, tollen Sport zu zeigen. Das gelingt uns ganz gut“, sagte Schubert.

Schul-Kooperation geplant

Der sportliche Aufschwung der Freezers, die in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils das Viertelfinale erreichten und nun als Tabellenführer sogar ein großer Meisterschaftsfavorit sind, hat auch wirtschaftliche Auswirkungen. Kurz vor Saisonbeginn konnten die Hanseaten nach drei Spielzeiten erstmals wieder einen Hauptsponsor präsentieren. Weitere Partner kamen während der Saison hinzu. „Der Erfolg macht so etwas natürlich einfacher. Wenn man gut spielt, ist man in aller Munde“, erklärt Geschäftsführer Uwe Frommhold.

Damit der Eishockey-Boom nicht so bald abebbt, wird in Hamburg auf Nachhaltigkeit gesetzt. Das Nachwuchsteam der Young Freezers im HSV hat gerade den Aufstieg in die höchste deutsche Nachwuchsliga DNL perfekt gemacht. „Wir hoffen, dass irgendwann ein Spieler aus Hamburg und aus dem eigenen Nachwuchs für die Freezers auf dem Eis steht“, betonte Sportdirektor Stephane Richer. Eine Schul-Kooperation für die Jugendspieler ist geplant, irgendwann soll auch ein Internat folgen. Denn ein Lokalmatador im Freezers-Trikot würde die Identifikation zwischen Fans und Verein sicherlich weiter fördern.