Nach dem 19. Heimsieg in Serie verliert DEL-Tabellenführer Hamburg Freezers das Spitzenspiel in Krefeld mit 2:4. Zum Leidwesen des Anhangs präsentierte die Mannschaft von Trainer Benoît Laporte im Spitzenspiel mal wieder ihr Auswärtsgesicht.

Hamburg. Als die Profis der Hamburg Freezers am Sonntagnachmittag bei den Krefeld Pinguinen antraten, fühlte es sich zumindest ein wenig so an wie ein Heimspiel. 500 Fans hatten den Club aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit dem Sonderzug in den Westen begleitet. Zum Leidwesen des Anhangs präsentierte die Mannschaft von Trainer Benoît Laporte im Spitzenspiel mal wieder ihr Auswärtsgesicht. Das 2:4 (1:0, 0:3, 1:1) beim Tabellenzweiten war bereits die 13. Auswärtsniederlage im 22. Spiel für den Spitzenreiter. Eine Bilanz, die schon an diesem Dienstag (19.30 Uhr) bei den Augsburger Panthern aufgebessert werden kann.

So schwankend die Hamburger in der Fremde auftreten, so stark spielen sie daheim. Das 4:3 am Freitag gegen den ERC Ingolstadt war der 19. Heimsieg in Folge. Damit haben die Freezers den Rekord der München Barons aus der Saison 1999/2000 eingestellt. Am nächsten Sonntag gegen die Adler Mannheim können sie den alleinigen Rekord für sich verbuchen. In 24 Partien holten die Freezers in der O2 World 63 Punkte bei einem Torverhältnis von 89:44 (3,7 Treffer im Schnitt). Nur beim 0:4 gegen Augsburg am 6. Oktober 2013 blieben sie ohne Punkte. Seitdem gelang es keinem Team, aus Hamburg mehr als einen Punkt zu entführen.

„Es ist für die Stadt Hamburg, den Club und auch für uns Spieler eine tolle Sache. Der Volkspark ist unser Zuhause, unsere Trainingshalle ist hier, unsere Arena. Wir gehen hier mit sehr viel Stolz und Ehrgefühl auf das Eis“, sagte Abwehrspieler Kevin Schmidt, der sich wie die meisten seiner Kollegen schwer tut, eine sinnvollere Erklärung für die eindrucksvolle Heimserie zu finden.

Trainer Benoît Laporte sieht die Fankulisse als einen wesentlichen Grund für den Höhenflug an. 195.560 Zuschauer (8148 pro Partie) kamen zu den 24 Heimspielen. Die verbleibenden beiden Partien gegen Mannheim und gegen Köln werden ausverkauft sein, sodass der von Geschäftsführer Uwe Frommhold vor der Saison anvisierte Zuschauerschnitt von 8500 erreicht wird. Die Freezers sind auf dem besten Weg, eine ähnliche Euphorie zu entfachen wie vor zehn Jahren, als der Club zum einzigen Mal das Halbfinale erreichte und zu den Attraktionen der Stadt zählte. „Wir haben Spieler wie David Wolf, Jerome Flaake oder Philippe Dupuis, die für Spektakel stehen. Und das bringt auf der großen Bühne vor heimischem Publikum natürlich noch mehr Spaß als in der Fremde“, erklärt Laporte, dessen Team die Spiele aber nicht durch Schönspielerei gewinnt.

Das Spiel gegen Ingolstadt war ein gutes Beispiel dafür, was die Freezers stark macht. Selbst an einem durchschnittlichen Tag schaffen es die Spieler mit Kampf, Leidenschaft und unbändigem Willen, einen Weg zum Sieg zu finden. Nie entsteht der Eindruck, dass die Freezers selbst bei Rückschlägen wie einem zweimaligen Zweitorerückstand die Nerven verlieren könnten. „Unser Eishockey muss so sein wie ich. Hart, offensiv und manchmal hässlich“, sagte Laporte verschmitzt grinsend und sorgte so nach der Pressekonferenz für den Spruch des Abends.

Auch wenn den ehrgeizigen Frankokanadier die unnötige Niederlage in Krefeld ärgerte, dürfte sich seine Laune in dieser Woche bessern. Dem 53-Jährigen, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, liegt nach Abendblatt-Informationen ein unterschriftsreifes Angebot der Freezers vor. Am Rande des Krefeld-Spiels traf sich Laporte mit Berater Klaus Hille, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Es deutet vieles darauf hin, dass der Coach das Angebot annehmen wird. Zuletzt kursierte das hartnäckige Gerücht, dass Laporte bei den Adlern Mannheim hoch im Kurs stehen soll. Inzwischen gilt dort der ehemalige Freezers-Trainer Sean Simpson, der aktuell mit der Schweizer Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Sotschi weilt, als Wunschlösung.

Laporte wird das Projekt Freezers also weiter begleiten. Und die Ressourcen werden immer besser. Am Wochenende machten die „Young Freezers im HSV“ mit zwei Siegen (3:1, 2:1) in Kassel einen Spieltag vor dem Saisonende den Aufstieg in die Deutsche Nachwuchs-Liga (DNL) perfekt. Die Qualifikation für die höchste deutsche Jugendklasse ist ein weiterer Meilenstein – und wichtiger als jeder Heimsiegrekord.

Das Schema

Tore: 0:1 (16:26) Madsen (Pettinger, Schubert), 1:1 (33:13) Verwey (Méthot, St-Pierre), 2:1 (33:35) Meyers (Clark, Perrault), 3:1 (39:07) Courchaine (Méthot, Akdag) 5-4, 3:2 (55:08) Pettinger (Madsen, Roy), 4:2 (59:17) Courchaine (Voakes, Clark) empty net

Strafminuten: 14/20

Schiedsrichter: Aumüller/Bauer (Planegg/Nürnberg)

Zuschauer: 7825