David Wolf, Garrett Festerling und Jerome Flaake sind die beste deutsche Sturmreihe der Deutschen Eishockey-Liga und Erfolgsgaranten der Freezers.

Hamburg. So richtig frisch sah David Wolf nicht aus, als er sich nach dem Donnerstagstraining auf seinen Eishockeyschläger stützte, um die Fragen der Medienvertreter zu beantworten. Ein grippaler Infekt quält den Torjäger der Hamburg Freezers so sehr, dass er wegen seiner Hustenattacken zwei Nächte kaum schlafen konnte. Auch die Abwehrspieler Christoph Schubert, Daniel Nielsen, Kevin Lavallée und Torhüter Sébastien Caron sind krank und drohen dem Tabellenführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) in den Partien bei den Eisbären Berlin an diesem Freitag (19.30 Uhr) und gegen die Nürnberg Ice Tigers (Sonntag, 14.30 Uhr, O2 World) zu fehlen. Ein Ausfall Wolfs wäre der härteste Schlag, denn dann wäre zerstört, was den Aufstieg der Hamburger zum heißesten Team des Jahres maßgeblich ermöglicht hat: die deutsche Paradereihe.

Der Jahreswechsel war der Wendepunkt für Linksaußen Wolf, 24, Mittelstürmer Garrett Festerling, 27, und Rechtsaußen Jerome Flaake, 23. Von 28 in diesem Jahr erzielten Toren konnte das Trio allein 18 auf sich vereinen, 43 Scorerpunkte sammelten die drei deutschen Nationalstürmer in dieser Zeit. „Ich frage mich auch, wo wir in den ersten 20 Saisonspielen waren“, sagt Festerling auf der Suche nach einer Antwort für die Leistungsexplosion, „wir waren ja nicht schlecht, aber jetzt spielen wir einfach richtig gut.“ Cheftrainer Benoît Laporte sagt: „Wenn diese Reihe ins Rollen kommt, ist es für jeden Gegner schwer, sie aufzuhalten.“

Als Wolf im Sommer 2011 von den Hannover Scorpions nach Hamburg kam und auf Festerling und Flaake traf, die ein Jahr zuvor zu den Freezers gewechselt waren, wurden sie von Laporte probeweise nebeneinandergestellt. Als vierte Sturmreihe sollten sie sich mit harter Arbeit um Einsatzzeiten bewerben. Nur kühnste Optimisten hatten geglaubt, dass das Trio zweieinhalb Jahre später als beste einheimische Sturmformation der DEL angesehen werden würde. Ein Fakt, der das ausgeprägte Selbstbewusstsein befeuert, andererseits aber für Druck sorgt. Die Erwartungen wachsen proportional zu den Leistungen, und wahrscheinlich war genau das der wichtigste Grund dafür, dass sie in den ersten Monaten dieser Saison nicht so auffielen wie erhofft.

Laporte kennt den Erfolgsfaktor

„Ich habe zu viel gewollt und darüber vergessen, mich auf mein Spiel zu konzentrieren. Seit ich wieder einfacher spiele und nicht zu viel nachdenke, läuft es“, sagt Festerling. Laporte hat einen weiteren Erfolgsfaktor ausgemacht: „Jerome hat begriffen, dass er in jedem Spiel hart arbeiten muss. Zu Saisonbeginn war er am stärksten, wenn Wolf mal nicht in seiner Reihe war. Er hat sich zu sehr darauf verlassen, dass David die Arbeit macht. Jetzt gehen alle drei ans Limit, und welche Power sie dann ausstrahlen, sieht man ja.“

Es ist zudem, das muss man dem Trio zugutehalten, wirklich nicht leicht, auf einmal der Gejagte zu sein. In ihrer ersten gemeinsamen Saison hatten sie den Vorteil, unterschätzt zu werden. Heute stehen beim Gegner meist die besten fünf Feldspieler auf dem Eis, wenn Flaake, Festerling und Wolf angreifen. „Das ist eine Ehre, macht es aber auch schwerer, Tore zu schießen“, sagt Wolf. Den Anspruch, in jeder Saison signifikante Fortschritte zu machen, erheben sie selbst. 2011/12 waren sie im Play-off-Viertelfinale gegen Mannheim unsichtbar. Im vergangenen Spieljahr brach sich Flaake im vierten Viertelfinale gegen Berlin das Wadenbein. In dieser Saison wollen sie auch in den K.-o.-Runden überzeugen, zudem lautete vor der Saison der Vorsatz, in Überzahl zur Macht zu werden. „Bei fünf gegen fünf sah es letzte Saison schon gut aus, jetzt haben wir es geschafft, auch im Powerplay unverzichtbar zu sein“, sagt Wolf.

Flaake ist der Schöngeist

Die Rollenverteilung ist eindeutig. Wolf ist der physisch stärkste und dadurch auffälligste Teil der Dreierkette, Flaake mit seinen außergewöhnlichen technischen Fertigkeiten der Schöngeist, Festerling vereint als aggressiver Spielmacher beide Elemente. Dass ihre Spielzüge oft so aussehen, als wären sie am Reißbrett entworfen und auswendig gelernt, liege in der Chemie begründet, die sie verbinde. „Es gibt keine geheimen Codes oder Zeichen. Wir wissen blind, wo der andere steht“, sagt Flaake. Muss ein Spielzug verändert werden, weil der Gegner ihn durchschaut hat, werde darüber auf der Bank geredet oder im Vorbeifahren auf dem Eis. Viele Worte brauche man nicht.

Ebenso gut verstehen sich die drei auch abseits des Eises, obwohl Festerling sich ein Stück weit ausgeklinkt hat und mehr Zeit mit Ehefrau Amber verbringt, die im April das erste gemeinsame Kind erwartet. Er hofft, dass er seinen 2015 auslaufenden Vertrag verlängern und noch viele Jahre in Hamburg mit seinen kongenialen Kumpels zusammenspielen darf, die beide bis 2018 gebunden sind. Aber auch er weiß, dass ihre Entfaltungsmöglichkeiten in der DEL an Grenzen stoßen werden und dass Clubs aus Nordamerikas oder Russlands Topligen locken. Je schneller sie also ihr Ziel erreichen und gemeinsam Meister werden, desto besser.