Die Hamburg Freezers schlagen Krefeld mit 3:1 und gehen gemeinsam mit Köln als Tabellenführer ins neue Jahr. Vor ein paar Wochen waren die Freezers noch Tabellenletzter.

Hamburg. Für einen Moment fühlte sich Uwe Frommhold am späten Sonnabendnachmittag wie auf einer Zeitreise. Die Mannschaft robbte frenetisch bejubelt von 12.800 Fans in der ausverkauften O2 World auf allen vieren über das Eis, feierte so den 3:1 (2:1, 1:0, 0:0)-Sieg gegen die Krefeld Pinguine im letzen Spiel des Jahres 2013. Es waren Bilder, die an die guten alten Zeiten der Hamburg Freezers erinnerten, als sie 2002 nach ihrer Gründung die große sportliche Attraktion der Stadt waren.

Eine gute halbe Stunde später gönnte sich der Geschäftsführer des Clubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) an der Bar im Platinum-Restaurant ein Kaltgetränk, reflektierte die vergangenen zwölf Monate und zog ein positives Fazit. „Es war ein schaurig-schönes Jahr 2013. Die Saison fing für uns schaurig an, und das Jahr endet jetzt richtig schön“, bilanzierte Frommhold.

In der Tat hätte das Eishockey-Jahr kaum besser zu Ende gehen können. Zum ersten Mal in dieser Saison war die Arena ausverkauft. Rund 100 Fans, die noch auf Tickets an der Tageskasse gehofft hatten, mussten den Heimweg antreten. Die Spieler sprachen angesichts der Stimmung anschließend von „60 Minuten Gänsehaut“. Der Freezers-Chef sagte: „Diese Kulisse ist die Belohnung für die Spieler, den Trainer und die Geschäftsstelle. Die Hamburger nehmen unsere Leistungen wahr. Man traut uns wieder etwas zu.“

Es ist beeindruckend, mit welcher Konstanz die Freezers vom letzten Tabellenplatz im Oktober bis ganz nach oben geklettert sind. Das Spiel gegen Krefeld, bis dato das beste Auswärtsteam der DEL und der einzige Gegner, den die Hamburger in dieser Saison noch nicht besiegen konnten, war eine Reifeprüfung für das Team von Trainer Benoît Laporte. Und es bestand sie mit Bravour: „Ich bin so so stolz auf meine Jungs“, lobte der 52-Jährige und sprach seinen Spielern, denen er bis Neujahr trainingsfrei gab, aus der Seele: „Was wir in dieser Saison schon alles durchmachen mussten! Verletzungen, Absturz auf Platz 14. Wir sind als Team gereift. Es macht Spaß.“

In der Umkleidekabine donnerten die Beats aus den Lautsprechern, bei einem Bierchen stießen die Profis auf das erfolgreiche Jahr an. „Vom Teamgeist her, von den Menschen, die hier sind, ist es die beste Mannschaft, in der ich je gespielt habe. Dieser Zusammenhalt macht uns stark“, sagte Abwehrspieler Mathieu Roy, der zwei Tore erzielte.

Auch gegen die Pinguine zeigte sich, dass jeder Spieler für den Nebenmann einsteht. Als Phil Dupuis kurz vor Schluss einen Stockschlag in die Kniekehle bekam, blieb dies nicht ohne Folgen für die Gäste. Sofort sprangen die Mitspieler dem Stürmer zur Seite. Die Rudelbildung endete in einem spektakulären Faustkampf zwischen Publikumsliebling David Wolf und Pinguin-Stürmer Kyle Sonnenburg.

Es wäre nur zu verständlich, würden die Freezers in der Euphorie den Verstand ausschalten und sportliche Luftschlösser bauen. Doch in den Worten der Hamburger Profis schwingt eine Portion Demut mit. „Wir drehen jetzt nicht durch, weil wir oben sind“, sagte Torschütze Nico Krämmer. „Wie es ganz unten ist, haben wir ja schließlich auch erfahren. Wohin die Reise 2014 führt, werden wir sehen. Wir wollen einfach spielen.“

Während sich die Mannschaft auf den Endspurt in der DEL fokussiert, werden die Planungen für 2014 forciert. Bis Januar gibt es einen Verhandlungsstopp mit den Importspielern, deren Verträge auslaufen. Die wichtigste Personalie aber bleibt die des Erfolgstrainers. Bis zum 1. Januar können die Freezers per Option Laporte um ein weiteres Jahr binden. Sie wollen diese aber verstreichen lassen und erst im Laufe des Frühjahrs verhandeln.

Auch in Sachen Neuzugänge für die Spielzeit 2014/2015 tut sich etwas. In Krefeld ist man sich sicher, dass Kevin Clark, derzeit Toptorjäger der DEL, für zwei Jahre in Hamburg unterschrieben hat. „Das stimmt nicht“, wiegelte der Kanadier eher halbherzig ab. „Aber die Freezers sind eine Topadresse. Hier möchte jeder spielen, zumal mich der Club vor zwei Jahren schon einmal verpflichten wollte.“

Um die sportlichen Ambitionen auch wirtschaftlich zu untermauern, wollen sich die Hamburger im Sponsoring-Bereich noch breiter aufstellen. 2013, sagt Frommhold, war aus wirtschaftlicher Sicht ein gutes Jahr. Mit „5-vor-Flug“ haben die Freezers nach drei Jahren wieder einen Trikotsponsor. Dem Vernehmen nach soll das Reiseunternehmen nicht abgeneigt sein, auch über den Sommer hinaus zu bleiben.

„Das Feedback unserer Partner ist positiv. Wir bieten ein Team zum Anfassen und guten Sport. Allerdings werden wir jetzt nur den Moment genießen und uns sicher nicht ausruhen“, sagte Frommhold. Damit es wieder so wird wie einst in den Gründungsjahren der Hamburg Freezers.

Die Statistik

Tore: 1:0 (9:07) Roy (Festerling), 2:0 (11:26) Krämmer (Oppenheimer, Jakobsen), 2:1 (16:11) Blank (Sofron), 3:1 (23:17) Roy (Madsen)

Strafen: 16+10 Schubert + 10 Wolf/18+10 Sonnenburg

Schiedsrichter: Aicher/ Schukies (Rosenheim, Herne)

Zuschauer: 12.800