Die Hamburg Freezers haben sich binnen 71 Tagen vorübergehend vom letzten auf den ersten Tabellenplatz der DEL hochgearbeitet. Durch den Haie-Sieg geht es aber nun punktgleich als Zweiter in das neue Jahr.

Hamburg. „Spitzenreiter, Spitzenreiter“, sangen 12.800 begeisterte Zuschauer nach dem 3:1-Heimsieg ihrer Hamburg Freezers gegen die Krefelder Pinguine. Erstmals in dieser Saison war die Multifunktionsarena ausverkauft – und erstmals standen die Freezers am Sonnabendabend an der Tabellenspitze der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Da die Kölner Haie am Sonntag beim 3:1 gegen die Schwenninger Wild Wings aber nachzogen, gehen die Freezers als Zweite punktgleich mit den Haien in das neue Jahr. „Ich bin einfach nur glücklich für die Jungs“, stellte Trainer Benoit Laporte mit Zufriedenheit fest.

So oder so – es war der perfekte Abschluss eines turbulenten Jahres für die Freezers. Nachdem sie 2012/13 im Viertelfinale am späteren Meister Eisbären Berlin gescheitert waren, starteten sie mit viel Selbstvertrauen in diese Saison. Die Mannschaft wollte den nächsten Schritt machen. In den ersten fünf Wochen war davon wenig zu sehen. Der junge und (noch) überforderte Torhüter Niklas Treutle, Verletzungsprobleme in der Verteidigung und glücklose Stürmer spülten die Hanseaten Mitte Oktober bis ans Tabellenende. In Boulevardmedien wurden die Freezers bereits als „Krisers“ bezeichnet.

Der Wendepunkt war das 1:5 beim ERC Ingolstadt. Nach dem Debakel wandte sich Laporte an seine Spieler und stellte die Vertrauensfrage. In Abwesenheit ihres Übungsleiters sprachen sich die Akteure daraufhin untereinander aus. „Es wurde richtig laut“, erinnert sich Stürmer David Wolf. „Alle waren unzufrieden mit der Situation. Gerade die Führungsspieler haben deutliche Worte gefunden.“ Das Ergebnis fiel positiv aus: Der Trainer blieb im Amt. Und nicht nur das: Der 53-Jährige bekam in Sebastien Caron noch einen starken Torhüter dazu. „Das war damals der richtige Impuls für die Mannschaft“, urteilt Sportdirektor Stephane Richer.

Caron und der von einem Kreuzbandriss genesene Nationaltorwart Dimitrij Kotschnew befinden sich seitdem in einer ständigen und leistungsfördernden Rotation. „Wir haben jetzt zwei Top-Leute hinten drin. Das gibt viel Selbstvertrauen“, erklärt Richer. Die Hamburger haben 18 der letzten 21 Saisonspiele gewonnen und zudem eine Heim-Siegesserie über 13 Partien hingelegt. Grund dafür sind aber nicht allein die starken Schlussmänner, sondern auch die vielen treffsicheren Stürmer. Vorbei sind die Zeiten, in denen lediglich die Paradereihe mit Wolf, Jerome Flaake und Garrett Festerling Torgefahr ausstrahlte. Zehn Spieler haben schon fünf Tore oder mehr erzielt. „Wenn die eine Reihe einmal nicht funktioniert, dann funktioniert bei uns eben die andere“, erklärt Thomas Oppenheimer.

Der Respekt vor den „Eisschränken“ ist in der Liga mittlerweile groß. „Die Hamburg Freezers sind eines der besten Teams in der DEL“, sagt Krefeld-Trainer Rick Adduono. „Wenn ich jetzt einen Tipp für die Meisterschaft abgeben müsste, führt kein Weg an den Freezers vorbei“, glaubt Augsburg-Coach Larry Mitchell. Auch Richer ist von seinem Team überzeugt: „Wenn wir so weiterspielen und am Ende der Hauptrunde unter den Top-6 stehen, haben wir Chancen auf die Meisterschaft.“

Das Einzige, was für ein rundum gelungenes Jahr 2013 noch fehlt, ist die Verlängerung des im nächsten Sommer auslaufenden Vertrags mit Laporte. Laut „Hamburger Abendblatt“ könnten die Verantwortlichen bis zum 1. Januar 2014 eine Option für ein weiteres Jahr ziehen. Bisher ist dies aber nicht geschehen. „Wir sprechen nicht öffentlich über Vertragsinhalte“, betont Richer. „Aber Benoit ist ein guter Trainer. Wenn es so weiterläuft, können wir weiter so arbeiten.“