Eishockey-Nationalstürmer Alexander Barta spricht vor seiner Rückkehr nach Hamburg über Reifeprozesse und seinen neuen Arbeitgeber Red Bull.

Hamburg. Sechs Jahre hat Alexander Barta für die Hamburg Freezers in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gespielt, bevor er im Sommer 2011 nach Schweden wechselte. An diesem Freitag kehrt der 30 Jahre alte Nationalstürmer nun mit Red Bull München erstmals als Gegner in die O2 World zurück.

Hamburger Abendblatt: Herr Barta, Profis sagen gern, dass eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte emotional sei, man sich aber voll auf sein neues Team konzentrieren müsse. Wie schwer wird Ihnen das am Freitag fallen?

Alexander Barta: Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass das kein besonderes Spiel für mich ist. Ich hatte sehr schöne und erfolgreiche Jahre in Hamburg, habe dem Club viel zu verdanken. Natürlich bin auch ich Profi und muss versuchen, alle Nebengeräusche auszublenden. Aber ich freue mich schon sehr auf die Rückkehr. Es ist mein erstes Spiel als Gegner in der O2 World, das Testspiel mit den Malmö Redhawks bei den Freezers im September 2011 war ja in Farmsen. Das war auch sehr schön, aber nicht dasselbe wie ein Punktspiel.

Haben Sie überhaupt noch Kontakt nach Hamburg? Es ist kaum noch jemand da, mit dem Sie zusammengespielt haben.

Barta: Ich habe keinen Draht mehr zu den Freezers, aber das Geschäft ist so schnelllebig, dass ich das normal finde. In Hamburg bin ich aber regelmäßig, es ist eine meiner Lieblingsstädte. Dem Hamburger Sport bin ich weiterhin verbunden. Zum Beispiel unterstütze ich den vom früheren Freezers-Geschäftsführer Boris Capla gegründeten Nachwuchsverein Hamburg Musketeers. Talente zu fördern finde ich sehr wichtig.

Sie sind im Sommer 2011 nach Malmö gewechselt, weil Sie neue Erfahrungen sammeln und sich weiterentwickeln wollten. Wenn Sie den Alex Barta von damals mit dem von heute vergleichen, worin besteht die wichtigste Fortentwicklung?

Barta: Ich glaube, dass ich sowohl menschlich als auch sportlich gereift bin. Aber die wichtigste Veränderung ist wohl die, dass ich ruhiger, entspannter geworden bin. Ich rege mich nicht mehr über alles auf, sehe Dinge, die mich vor ein paar Jahren verrückt gemacht hätten, nicht mehr so verbissen. Ich stehe über einigen Dingen, nehme Kritik zwar ernst, aber nicht zu sehr. Das tut mir und meinem Spiel gut.

Wie ist Ihnen das gelungen, diese Gelassenheit zu entwickeln?

Barta: Das hat sicherlich damit zu tun, dass ich gesehen habe, dass ich mich auch in einem fremden Umfeld behaupten kann. Ich war in Schweden nicht der Nationalstürmer, sondern ein Spieler ohne Lobby, der sich in einem Land mit einer anderen Sprache, einer anderen Kultur durchsetzen musste. Ich habe mir dann sowohl in Malmö als auch in Rögle hart erarbeitet, einer der Leistungsträger zu sein. Das hat mich stärker und selbstbewusster gemacht.

Nach zwei Jahren Schweden sind Sie nun wieder zurück in der DEL. Wie fällt Ihr Vergleich der beiden Ligen aus?

Barta: Ich halte die schwedische Liga nach der russischen KHL für die beste in Europa, das Niveau ist dort schon höher als in Deutschland. Die DEL hat sich in den zwei Jahren Abwesenheit nicht verändert. Was für sie spricht, ist die Spannung, weil die Clubs noch enger zusammengerückt sind. Hier kann jeder jeden schlagen. Für die Fans ist das schön. In Schweden gibt es eher eine Zweiklassen-Gesellschaft.

Wenn das Niveau in Schweden höher ist, warum sind Sie dann zurückgekommen?

Barta: Ich hätte durchaus bleiben können, Angebote gab es, und wenn ich etwas jünger wäre, hätte ich es auch gemacht. Aber es war immer klar, dass ich irgendwann zurück nach Deutschland gehen würde, und das Angebot aus München kam zur rechten Zeit. Das Gesamtpaket hat mich überzeugt. Das Projekt, hier etwas ganz Neues mit aufzubauen, reizt mich sehr.

Und das Geld dürfte auch stimmen. Wie ist es denn so, in einer zusammengekauften Startruppe zu spielen?

Barta: Ich weiß, dass wir so gesehen werden. Aber ich kann diese Diskussionen nicht ganz nachvollziehen. Einerseits sind viele Fans bestürzt, wenn ein Traditionsverein wie die Düsseldorfer EG vor dem Aus steht, weil Investoren fehlen. Andererseits werden Investoren, die mit viel Geld einsteigen, angefeindet. Ich bin froh, dass es Menschen wie Thomas Sabo in Nürnberg oder Konzerne wie Red Bull gibt, denn ohne Red Bull gäbe es in München kein DEL-Eishockey mehr. Und was die Startruppe angeht: Wir haben eine sehr gute Mannschaft, die Zeit braucht, sich aneinander zu gewöhnen. Aber wir verstehen uns bestens und haben den richtigen Charakter im Team. Wir sind auf einem guten Weg.

Red Bull hat den Ruf, für Trend- und Extremsportarten sehr viel Entwicklungshilfe zu leisten, aber in traditionellen Sportarten wie Fußball und auch Eishockey eher den Erfolg kaufen zu wollen. Was bekommen Sie von der Philosophie des Konzerns mit, und wie unterscheidet sich Red Bull von einem Großkonzern wie dem Freezers-Eigner AEG?

Barta: Wir hören täglich, dass wir Teil der großen Red-Bull-Familie sind, aber zur Philosophie des Konzerns kann ich nicht mehr sagen als andere Leute auch, weil ich keine Interna kenne. Fakt ist, dass hier alles auf einem sehr hohen Niveau abläuft. Wir haben zwei Fitnesstrainer, zwei Physiotherapeuten, übernachten in tollen Hotels und reisen sehr komfortabel. Es ist die professionellste Organisation, in der ich jemals war.

Hat Firmengründer Dietrich Mateschitz sich schon bei Ihnen vorgestellt und gesagt, was er vom Team erwartet?

Barta: Wir haben ihn noch nicht kennengelernt. Aber es gibt genug Angestellte, die uns sagen, was erwartet wird. Und wir erwarten selbst, dass wir besser werden. Aber das braucht Zeit.

Ein Sieg am Freitag wäre ein wichtiger Schritt. Wie sehen Sie die Chancen, und was trauen Sie Ihrem alten Club in dieser Saison zu?

Barta: Ich denke, dass es ein enges Spiel werden wird. Für mich sind die Freezers eins der Teams, die unter die ersten sechs vorstoßen werden. Sie haben einen starken Kader, vor allem die Reihe mit Wolf, Flaake und Festerling ist ihre große Stärke. Aber wenn die Tagesform stimmt, können wir in Hamburg siegen.