Ein Kommentar von Carsten Harms

Einen Rekord konnte der EHC Red Bull München, am Freitag Gegner der Hamburg Freezers, schon vor dem Beginn der aktuellen Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) für sich verbuchen. 18 neue Spieler – deutlich mehr als jeder andere Club der Liga – lotsten Manager Christian Winkler und Trainer Pierre Pagé an die Isar. Eine solch offensive Einkaufspolitik, bei der Geld anscheinend kein limitierender Faktor ist, ruft reflexartig Kritiker auf den Plan. Wenn dann auch noch ein umstrittener Konzern wie Red Bull diese Spielerverpflichtungen ermöglicht und einen ebenfalls rekordverdächtigen Saisonetat von angeblich 13 Millionen Euro zur Verfügung stellt, sind Neid und Missgunst bei vielen Konkurrenten die Folge. Entsprechend groß ist die Häme, wenn die „zusammengekaufte Startruppe“ Spiele verliert. In den bisherigen 15 Partien der Saison war das schon achtmal der Fall. So schnell lässt sich Erfolg auch im Eishockey nicht erkaufen.

Das mag Traditionalisten erfreuen. Doch auch sie sollten einsehen, dass sämtliche 14 DEL-Teams zum deutlich überwiegenden Teil aus Profis bestehen, die nicht aus dem Ort ihres aktuellen Arbeitsplatzes stammen. Es ist daher zu einfach, einen Investor – wie in diesem Fall Red Bull – zu verteufeln. Wenn dieser sein Engagement langfristig anlegt und auch Geld in die Infrastruktur und Nachwuchsarbeit steckt, sind dies – bei allem berechtigten Argwohn gegen das fast sektenhaft anmutende Gebaren des Unternehmens – durchaus positive Aspekte. Da muss einem das Produkt selbst noch nicht einmal schmecken.