Die Hamburg Freezers wollen ihre Fans stärker einbinden und mit einem Quartett ihre Bekanntheit steigern. Am 14. September geht's los.

Hamburg. Michael Pfad war höchst zufrieden. "Ich kann Ihnen sagen, dass nicht alles Spaß macht, was wir hier zu tun haben. Aber diese Kampagne ist in Abgrenzung zu anderen Profiklubs in Hamburg ausdrucksstark und visuell ansprechend", sagte der Geschäftsführer der Hamburg Freezers gestern, während in seinem Rücken Torhüter Dimitrij Kotschnew auf dem Eis der Volksbank-Arena vor dem neuen Werbeplakat posierte, das ihn mit vereistem Gesicht und dem Beinamen "Freezer" zeigt, den jeder Spieler fortan trägt. Dimitri "Freezer" Kotschnew - mehr Identifikation mit dem Arbeitgeber geht nicht.

Nun gehört Klappern ebenso zum Handwerk wie Pfads Begeisterung zu seinem Beruf. Welche Wirkung die von der Agentur Leagas Delaney konzipierte Marketingoffensive, mit der die Freezers für die am 14. September startende Saison 2012/13 in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) werben, auf das Publikum hat, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Die zwei wichtigsten Botschaften, die auf 2000 Postern im Format A 1 sowie 500 18/1-Plakaten in der Stadt verbreitet werden sollen, sind allerdings tatsächlich deutlich herausgearbeitet. Die Freezers wollen sich einerseits als große Familie präsentieren, der über die sozialen Netzwerke auch die Fans beitreten können. Den Anhängern wird über die Facebook-Präsenz und die Homepage des Klubs die Möglichkeit eingeräumt, ihr eigenes Foto in der Optik des Kampagnenstils hochzuladen. "Damit wollen wir das Gemeinschaftsgefühl der ganzen Freezers-Familie stärken", sagt Stefan Zschaler, Geschäftsführer von Leagas Delaney.

Andererseits, und das ist der wichtigere Punkt, haben sich die Hamburger sportlich breiter aufgestellt. Gab es in früheren Zeiten noch die Bestrebung, den damaligen Kapitän Alexander Barta zum Gesicht des Klubs aufzubauen, sind es nun immerhin vier Profis, mit denen die Freezers ihre Bekanntheit auch abseits des Eises steigern wollen. Neben Kotschnew sind auch Kapitän Christoph Schubert, Abwehrrecke Patrick Köppchen und der als Publikumsliebling geltende Nationalstürmer David Wolf auf den Plakaten abgelichtet. "Es macht Sinn, dass wir die Last auf mehrere Schultern verteilen. Wir haben jetzt die Typen dafür, die den Klub darstellen können", sagt Pfad.

+++Hamburg Freezers verlieren gegen Mountfield+++

Nach Platz fünf in der abgelaufenen Saison und dem deutlichen 1:4 in der Play-off-Viertelfinalserie gegen die Adler Mannheim lag die erste Priorität des Führungstrios, bestehend aus Pfad, Sportdirektor Stéphane Richer und Cheftrainer Benoît Laporte, auf der systematischen Verstärkung der Abwehr. Laporte will, dass in der neuen Spielzeit wesentlich aggressiver verteidigt wird. Dafür hat er mit den Kanadiern Duvie Westcott und Mathieu Roy schnelle, robuste Leute geholt und die langsamen Patrick Traverse und Rainer Köttstorfer aussortiert. Im Tor hoffen die Hamburger nach Jahren der Fluktuation, mit Kotschnew eine langfristige Konstante verpflichtet zu haben.

Im Angriff hat der Coach vier sehr ausgeglichene Reihen zur Verfügung. "Wir werden dadurch bei Wechseln kaum Qualitätsverlust haben und für jeden Gegner sehr schwer zu schlagen sein", glaubt Pfad. Während Laporte in den bislang vier absolvierten Vorbereitungsspielen in der European Trophy in der Abwehr fleißig Formationen testete, blieben die vier Sturmreihen konstant. Der Trainer setzt auf eine eingespielte Offensive, die das schnelle Umschalten perfektioniert und die Abläufe so verinnerlicht, dass beispielsweise das Powerplay nur noch sehr dosiert trainiert werden muss. "Ich habe in der vergangenen Saison festgestellt, dass die Jungs zu viel nachgedacht haben, je mehr wir Powerplay trainiert haben. Deshalb will ich, dass wir uns mehr auf die Intuition verlassen", sagt Laporte.

Dagegen ist im wirtschaftlichen Sektor weiter Improvisation vonnöten, denn ein Hauptsponsor, der für sein Logo auf der Trikotbrust einen hohen sechsstelligen Betrag überweist, fehlt weiterhin. "Wir werden uns auch weiterhin nicht unter Wert verkaufen. Leider fehlen in Hamburg mittelständische Unternehmen, die es wagen, in andere Sportarten außerhalb des Fußballs zu investieren", klagt Pfad. Im Segment der Premiumsponsoren sei man mit fünf Unterstützern gut aufgestellt. Der Gesamtetat ist von 6,8 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf geschätzt knapp über sieben Millionen gestiegen, rund drei Millionen entfallen auf Spielergehälter. Damit liegen die Hamburger in der unteren Tabellenhälfte. Ein erneuter Platz unter den besten sechs ist dennoch das Ziel. "Natürlich ist das unser Anspruch. Wir wissen, dass in einer Stadt wie Hamburg sportlicher Erfolg entscheidend ist", sagt Pfad.

Die guten Leistungen der Vorsaison sorgen im Dauerkartenverkauf für messbare Folgen. Um rund 15 Prozent, so Pfad, und damit auf rund 2500 Jahrestickets werde sich der Absatz steigern. Und wenn die neue Kampagne tatsächlich so gut ankommt, wie der Geschäftsführer sie findet, könnten es ja noch ein paar mehr werden.