Eishockeyprofi Jesper Jensen setzt sich bei den Hamburg Freezers fürs Team und für Krebskranke ein. Er freut sich über das Mehr an Verantwortung.

Hamburg. Vier Monate in Hamburg haben Jesper Jensen stärker verändert, als er es sich hätte vorstellen können. Ende Juli war der 24-Jährige von seinem Heimatverein Frederikshavn White Hawks zu den Hamburg Freezers in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) gewechselt. Weil er in Dänemark hauptsächlich die schwedische und die nordamerikanische Profiliga im Fernsehen verfolgte, ging er nach Deutschland im Glauben, in einer körperlich anspruchsvollen, aber technisch zweitklassigen Liga anzutreten. Umso überraschter war er, als er seine neuen Mit- und Gegenspieler kennenlernte.

"Das Niveau in der DEL ist so hoch, dass ich bis heute in jedem Training etwas lerne", sagt er. Es habe deshalb länger als erwartet gedauert, bis er sich an Tempo und Intensität gewöhnt hatte. Seit einigen Wochen jedoch scheint der Mittelstürmer Fuß gefasst zu haben in der neuen Umgebung, und das ist vor allem deshalb wichtig, weil auf Jensen von heute an, wenn die Freezers nach der zwölftägigen Deutschland-Cup-Pause in der O2 World (19.05 Uhr, Sky live) auf den EHC Wolfsburg treffen, eine große Aufgabe wartet. Weil Topscorer Serge Aubin mit einer schweren Daumenverletzung bis Jahresende ausfällt, erwartet Trainer Benoît Laporte von seinem Neuzugang einen gehörigen Leistungsschub.

Jensen freut sich über das Mehr an Verantwortung, ohne sich davon unter Druck setzen zu lassen. Überhaupt ist er ein ruhiger, gelassener Mensch, der im Mannschaftskreis nicht durch große Worte auffällt. Integriert ist er trotzdem, mit den jungen Deutschen trifft er sich zum Playstationspielen, von den erfahrenen Ausländern holt er sich Ratschläge, und mit Landsmann Daniel Nielsen, der ebenfalls im Sommer kam und sich mit Jensen auf Reisen ein Zimmer teilt, genießt er die Konversation in seiner Muttersprache. Die ist Dänisch, obwohl seine Mutter Schwedin ist.

Hamburg Freezers: Kampf der Sonntags-Lethargie

Jensen, der im schwedischen Nybro aufwuchs und als 16-Jähriger zum Eishockeyspielen in ein Internat in Frederikshavn zog, besitzt zwei Staatsangehörigkeiten, entschied sich aber nach einer Anfrage für die U18-WM, für das Heimatland seines Vaters anzutreten. Weil er früh selbstständig war, hat er sich in seiner Stellinger Wohnung ohne Startprobleme eingelebt. Dennoch nutzt er freie Tage gern für Reisen nach Dänemark. In Silkeborg lebt Freundin Lise Kirkegaard, die für das dort ansässige Erstligateam Handball spielt.

Dass Jesper Jensen sich in den zurückliegenden Wochen nicht nur beruflich, sondern auch äußerlich verändert hat, hat einen ernsten Hintergrund. Auf sein Betreiben hin unterstützen die Freezers die internationale "Movember"-Bewegung, die auf männerspezifische Krebserkrankungen aufmerksam machen will. Als sichtbares Zeichen lassen sich die Unterstützer im November einen Schnurrbart wachsen, dazu werden bei Heimspielen Spenden gesammelt. "Seit mein Opa vor fünf Jahren an Krebs starb, ist das Thema für mich präsent", sagt Jensen, der über Facebook auf die Aktion aufmerksam wurde. Er will deshalb nicht nur sich selbst jeden Tag besser machen, sondern auch helfen, dass es anderen bessergeht.