De Hamburg Freezers haben wieder gewonnen, diesmal gegen Krefeld. An Sonntagen wollen sie nachmittags erst um 16.30 Uhr antreten.

Hamburg. Der Ruf war laut vernehmlich, und wahrscheinlich war genau das auch der Plan gewesen. "Aufwachen!", brüllte ein Zuschauer durch die fast gespenstisch ruhige O2 World. Es lief die 35. Spielminute der Begegnung zwischen den Hamburg Freezers und den Krefeld Pinguinen, und man konnte nicht recht bestimmen, wen der hörbar unzufriedene Besucher mit seinem Zuruf meinte. Angesprochen durften sich sowohl die Akteure auf dem Eis als auch die 8051 anderen Gäste fühlen, denn die Atmosphäre, die zu jenem Zeitpunkt in der Arena herrschte, vermittelte dem neutralen Beobachter den Eindruck, als wären die Anwesenden in kollektiven Mittagsschlaf versunken.

Es mag einigen wie eine Diskussion zur Unzeit vorkommen, denn nach dem 2:1(1:0, 0:1, 0:0, 1:0)-Erfolg nach Penaltyschießen über die Pinguine gehen die Freezers als Top-vier-Team in die Pause, die die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) wegen des am kommenden Wochenende anstehenden Deutschland-Cups der Nationalmannschaft einlegt. Alles gut also, könnte man meinen, nachdem der Klub in den vergangenen beiden Spielzeiten die Play-offs verpasst hatte, nun aber auch in schwachen Spielen wie dem gestrigen Wege zum Sieg findet. Dennoch ist die Führungsriege bemüht, auch in sportlich guten Zeiten nicht den Blick für notwendige Verbesserungen zu verlieren. Und die Sonntags-Lethargie macht insbesondere Geschäftsführer Michael Pfad schon seit längerer Zeit Sorgen.

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"Wir spüren, dass die Stimmung bei Sonntagsspielen schlechter ist als freitagabends. Das wirkt sich auch auf die Leistung der Mannschaft aus", sagt Pfad. Die Zahlen der bisherigen Saison untermauern dies eindrucksvoll. In sechs Freitagsheimspielen schossen die Hamburger 20 Tore, mithin ein Schnitt von 3,3 pro Partie. Das genügte für vier Siege. In drei Sonntags- und einem Feiertagsheimspiel gelangen zwar zwei Siege, aber nur sechs Treffer, also nur 1,5 pro Spiel. Die Frage, ob die fehlende Atmosphäre auf den Rängen die Spielerbeine lähmt oder schwächere Teamleistungen dafür sorgen, dass die Anhänger weniger Lust zum Anfeuern haben, ist dabei ähnlich schwierig zu beantworten wie die mit der Henne und dem Ei. Fakt ist: Sonntags gibt es weniger Action als freitags.

Die Ursache dafür ist wohl in der Publikumsstruktur zu finden. Während freitags um 19.30 Uhr mehr Party-Publikum, angetrieben von höherem Alkoholkonsum, für die nötige Lautstärke sorgt, ist der Sonntags-Spielbeginn um 14.30 Uhr für Familien und ältere Menschen lukrativer. Dass auch im Fanblock, der zu großen Teilen dauerhaft von denselben Personen besetzt ist, sonntags weniger Atmosphäre kreiert wird, spricht dafür, dass die Anfangszeit und nicht der Wochentag das entscheidende Kriterium darstellt.

Und darauf wollen die Freezers nun reagieren. "Wir werden in den kommenden Wochen testen, sonntags erst um 16.30 Uhr zu beginnen. Mal schauen, ob das etwas bewirkt", sagt Pfad, der das Hamburger Publikum allerdings grundsätzlich als zu ruhig empfindet. Eine solche Verschiebung muss bei der Liga beantragt und mit dem Gegner abgesprochen werden, stellt aber in der Regel kein Problem dar. In Umfragen unter den Fans will Pfad anschließend herausfinden, wie die Veränderungen optimiert werden können und welche Anfangszeit die Fans wünschen.

In der Mannschaft wird diese Diskussion mehr oder weniger neutral gesehen. Während Verteidiger Rainer Köttstorfer beobachtet haben will, dass die Mehrheit des Teams die frühe Anfangszeit favorisiert, misst Angreifer Brett Engelhardt dieser Frage keinerlei Bedeutung zu. "Auf dem Eis bin ich so fokussiert, dass ich die Atmosphäre meist sowieso nicht wahrnehme", sagt er. Trainer Benoît Laporte dagegen würde sich grundsätzlich mehr Freitagsheimspiele wünschen. "Am liebsten spiele ich am Freitag zu Hause und sonntags auswärts. Die Atmosphäre ist an einem Freitagabend einfach anders", sagt er. Umso mehr freut er sich auf den Neustart nach der Pause. Dann gastiert Wolfsburg in der O2 World, am 18. November - einem Freitagabend.

Tore: 1:0 (3:17) Wolf (Oppenheimer, Schubert), 1:1 (36:31) Pavlikovsky (Milo) 5-3, 2:1 (Penalty) Collins. Strafminuten: 8/10. Schiedsrichter: Vogl (München). Zuschauer: 8052.