Benoît Laporte, der achte Trainer der Hamburg Freezers seit 2002, will in die Play-offs. In der Branche gilt der 50-jährige Coach als harter Hund.

Hamburg. Entschlossenen Schrittes marschierte Benoît Laporte um 10.11 Uhr zum ersten Mal auf die Eisfläche der Volksbank-Arena. Ein kurzer Gruß an die rund 20 anwesenden Anhänger, dann begann für den 50 Jahre alten Trainer das Abenteuer Hamburg Freezers . Wenige Meter entfernt schaute sein Vorgänger Stéphane Richer dick eingepackt und mit einem Tee in der Hand der 78-minütigen Einheit zu. Der Sportdirektor, der am Sonntag nach dem 4:3 in Wolfsburg sein Traineramt aufgab, das er erst seit dieser Saison bekleidet hatte, wirkte wehmütig und war es auch, wie er später zugab.

Statt auf der Trainerbank wird Richer in Zukunft hauptsächlich auf dem Bürostuhl Platz nehmen. Laut offizieller Version des Vereins geschieht dies auf eigenen Wunsch. Vor vier Wochen trat Richer demnach mit dem Wunsch, einen neuen Übungsleiter mit ins Boot zu holen, an Geschäftsführer Michael Pfad heran. Es folgten Gespräche mit mehreren Kandidaten, ehe die Wahl auf Laporte, der einen Vertrag bis Saisonende unterschrieb, fiel. "Es gibt sicher Leute, die sagen, dass das duale System mit Stéphane als Sportchef und Trainer gescheitert ist. Wir sehen das anders. Es nötigt mir großen Respekt ab, dass er sein eigenes Wohl hinter das des Klubs gestellt hat und freiwillig Macht abgibt", sagte Pfad. Wie freiwillig der Rückzug letztlich wirklich war, bleibt Spekulation. Vermutlich war aber Pfad längst nicht so passiv wie dargestellt.

Ungeachtet dessen strahlte Laporte bis über beide Ohren. Die Freezers seien für ihn immer eine Lieblingsmannschaft in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gewesen. Nun kann er bis Saisonende das sportliche Schicksal des Klubs maßgeblich prägen. Das vor der Saison ausgegebene Ziel Platz sechs ist derzeit 13 Punkte entfernt. "Wir wollen noch in die Play-offs", will Laporte die harte Aufgabe noch meistern. "Das Potenzial ist da. Bei den ersten Spielen bin ich aber eher ein Zuschauer. Ich muss mir erst einmal einen Überblick verschaffen und werde nur kleine Veränderungen vornehmen." Bereits in seiner ersten Einheit deutete er an, worauf es ihm ankommt. Schnelles Umschalten und aggressives Forechecking. Immer wieder unterbrach er die Einheit, um Korrekturen vorzunehmen.

Dass er in der Eishockey-Branche als harter Hund gilt, nimmt der ehemalige französische Nationalspieler mit einem Schmunzeln zur Kenntnis. Hartnäckig halten sich Charakterisierungen, wonach er in der Kabine durchaus mal ausflippen kann. So heißt es im Umfeld der Nürnberg Ice Tigers, wo er vor seinem Engagement in der Schweiz (Basel, Ambri-Piotta) und in Ingolstadt von 2005 bis 2008 Trainer war, dass er Stürmer Ahren Spylo mehrfach mit einem Eishockeyschläger bedroht haben soll, weil dieser sich nicht an Laportes Worte gehalten hätte.

Der neue Freezers-Coach bezeichnet sich selbst als Disziplinfanatiker und macht schnell deutlich, was er von seinen Profis erwartet. "Ich bin hart, aber fair. Wer mitzieht, bekommt keine Probleme. Es geht für mich um Respekt dem Team gegenüber und dem Trikot, das man trägt. Nur die Spieler machen am Ende die Regeln", so Laporte.

In den kommenden Tagen wird er Einzelgespräche mit den Führungsspielern führen, auch um ein Gefühl für die Stimmung in der Kabine zu bekommen. Weitere personelle Änderungen im Trainerstab wird es nicht geben. Während der Spiele wird Laporte gemeinsam mit Assistenztrainer Boris Rousson und Richer an der Bande stehen. Letzterer soll neben seiner Tätigkeit als Sportchef auch während der Spiele die Verteidiger betreuen und entscheiden, wann wer aufs Eis soll. Diesen Job hatte bisher Rousson erledigt. Künftig soll sich der ehemalige Keeper stattdessen um Videoanalysen mit einzelnen Spielern kümmern. "Das Training leitet aber Benoît allein. Nur auf seinen Wunsch würde ich mal mit aufs Eis gehen. Mein Fokus liegt auf der Entwicklung des Klubs. Wir wollen mittel- und langfristig in die Top vier oder sechs der DEL", sagte Richer, dem mit Laporte nun der achte Trainer seit dem Umzug des Klubs aus München 2002 folgt.

Konstanz sieht anders aus. Aber das kennt man in Hamburg ja auch von anderen (Fußball-)Vereinen.