Ein Kommentar von Alexander Berthold

Selbsterkenntnis, sagt ein Sprichwort, ist der erste Weg zur Besserung. So gesehen besteht bei den Hamburg Freezers durchaus noch Hoffnung, dass die bisher so enttäuschende Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) noch ein versöhnliches Ende findet. Nachdem im Sommer Stéphane Richer als Trainer und Sportdirektor mit allen erdenklichen Kompetenzen ausgestattet worden war, verwarfen die Verantwortlichen um Geschäftsführer Michael Pfad das "Modell Magath" bereits nach acht Monaten wieder und holten mit Benoît Laporte einen neuen Trainer.

Der Personalwechsel ist durchaus ein Eingeständnis, dass die ursprünglich geplante Personalkonstellation rückblickend ein Fehler war. Aber im Gegensatz zu anderen Hamburger Vereinen, die stur ihren Kurs durchziehen, haben die Freezers reagiert und grämen sich nicht, einen vermeintlichen Fauxpas einzugestehen. Mit der Verpflichtung Laportes und der Umverteilung der Kompetenzen beweisen die Macher, dass sie es unbedingt schaffen wollen, das vorgegebene Saisonziel Play-offs zu erreichen. Persönliche Eitelkeiten werden dem Wohl des Klubs untergeordnet. Ein löbliches Verhalten, das in der häufig affektierten Sportwelt, wo es nur um Titel und Eitelkeiten geht, Seltenheitswert hat.

Ob der impulsive Laporte die Zielvorgabe mit den sensiblen Charakteren in der Mannschaft letztlich wirklich erreicht und ob Richer mittelfristig als Sportchef eine bessere Figur macht als auf dem Trainerposten, wird die Zukunft zeigen. Die Verantwortlichen können sich nicht vorwerfen lassen, nicht wenigstens alles in ihrer Macht Stehende probiert zu haben.