Die Hamburger waren beim 2:3 gegen die Adler Mannheim das bessere, aber harmlosere Team - Schubert agierte beim Debüt unauffällig.

Hamburg. Das süffisante Lächeln, das Rainer Köttstorfers Lippen umspielte, ließ die tiefe Enttäuschung erahnen, die der Verteidiger der Hamburg Freezers allerdings auch nur notdürftig zu verbergen versuchte. "Ganz ehrlich", sagte Köttstorfer, "da verliere ich lieber 0:7, als dass ich hier sitzen und mich fragen muss, warum wir dieses Spiel nicht gewonnen haben." Mit 2:3 (0:1, 2:2, 0:0) hatte der neue Tabellenletzte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) am Sonntagnachmittag sein Heimspiel in der O2 World gegen die Adler Mannheim verloren, das wegen einer Zugverspätung des Hauptschiedsrichters Georg Jablukov (Berlin) 32 Minuten lang von den Linienrichtern Nikolaj Ponomarjow und Sirko Schulz geleitet wurde. Allerdings genügte ein Blick auf die Statistik, um zu verstehen, was Köttstorfer so ratlos machte. 47 Torschüsse hatte sein Team abgegeben, den Gästen nur 30 gestattet, 20 davon im ausgeglichenen Mitteldrittel. 16:6 und 15:4, so lautete die Torschussbilanz im ersten und dritten Durchgang.

Die Erklärung dafür, warum aus einer solchen Überlegenheit keine Punkte resultierten, hatte Trainer Stéphane Richer allerdings schnell gefunden, und weil sie sich wie ein roter Faden durch die bisherige Spielzeit zieht, ist auf entscheidende Besserung wohl lediglich zu hoffen: Der Offensive fehlt einfach das Feuer. "Wir schießen zu wenig Tore", sagte der Trainer. "Es ist frustrierend, dass wir hier als Verlierer vom Eis gehen, obwohl wir 60 Minuten lang die bessere Mannschaft waren. Leider hat wieder das entscheidende Quäntchen gefehlt", sagte Kapitän Alexander Barta.

Wenn man das Positive herausstreichen will, und das ist nach dem couragierten Auftritt der Hamburger durchaus angebracht, so muss man konstatieren, dass die strukturelle Krise derzeit "nur" noch eine Ergebniskrise ist. Richers Team spielte gegen die abgeklärten Adler eine schlaue Partie, hielt körperlich zu jeder Zeit ordentlich gegen und zeigte bisweilen sehr ansehnliche Spielzüge. Die Matchwinner für die Gäste waren - neben der schwachen Chancenverwertung der Freezers - der sehr gut aufgelegte Torhüter Fred Brathwaite und die Überlegenheit der Special Teams, die ihre zwei Überzahlsituationen zu zwei Toren nutzten.

Mit wessen Hilfe Richer in den kommenden Wochen den Weg aus dem Tabellenkeller finden will, machte er unmissverständlich klar. "Wir brauchen mehr Leistung von unseren Leistungsträgern. Insbesondere Michel Ouellet muss mehr zeigen. Wir haben ihn als Führungsspieler geholt. Jetzt brauchen wir seine Tore, und dafür muss er sich mehr engagieren", richtete der Trainer klare Worte an den Frankokanadier, der im Sommer als Topstürmer aus Fribourg (Schweiz) kam, bislang jedoch erst drei Treffer, davon zwei durch Penalty, erzielt hat. Tatsächlich gibt die Leistung des 28-Jährigen Rätsel auf. Während die Topscorer Colin Murphy und Brett Engelhardt immerhin viele Chancen herausarbeiten und gestern Pech im Abschluss hatten, während die jungen Deutschen wenigstens Biss zeigen, fällt Ouellet auffällig ab.

Einer, der in Zukunft ebenfalls mehr auffallen soll als gestern, ist Christoph Schubert. Der Nationalspieler mit der Erfahrung aus 346 Spielen in Nordamerikas Topliga NHL war am vergangenen Mittwoch verpflichtet worden und feierte gegen Mannheim sein Debüt. "Er hat angedeutet, dass er uns sehr helfen kann", sagte Richer. Der 28-Jährige selbst freute sich über sein erstes DEL-Spiel seit 2002 und versuchte, den Kollegen Mut zuzusprechen. "Die Nachlässigkeiten in der Defensive dürfen wir uns nicht erlauben, aber wir waren 60 Minuten überlegen. Wenn wir die nächsten beiden Heimspiele genauso angehen, dann gewinnen wir sie auch", sagte er.

Das allerdings ist morgen gegen Iserlohn und am Freitag (beide 19.30 Uhr) gegen München auch nötig, um aus der Ergebnis- nicht wieder eine tief greifende Krise werden zu lassen. Rainer Köttstorfer glaubt allerdings, dass das Team nun völlig ohne Druck aufspielen könne. "Tiefer als jetzt geht es ja nicht mehr. Was soll uns also noch passieren?", fragte er. Das süffisante Lächeln war aus seinem Gesicht gewichen. Die Lage ist eben doch ernst.

Tore: 0:1 (8:13) Klinge (Methot, Periard) 5-4, 1:1 (25:39) King (Engelhardt, Murphy) 5-4, 1:2 (30:17) Scalzo (Klinge, Methot) 5-4, 2:2 (35:09) Polaczek (Festerling, Curry), 2:3 (39:13) Pollock (Goc, Methot). Strafminuten: 4/6. Schiedsrichter: Jablukov (Berlin). Zuschauer: 6112.