Freezers-Topstürmer Brett Engelhardt gelobt Besserung, gibt jedoch auch den Schiedsrichtern eine Mitschuld für seine häufigen Strafzeiten.

Hamburg. Das Abschlusstraining für die heutige Partie gegen die Eisbären Berlin (19.30 Uhr, O2 World) war gerade beendet, da konnten die wenigen Zuschauer in der Volksbank-Arena die weiche Seite des Brett Engelhardt bestaunen. Der Angreifer in Diensten der Hamburg Freezers hatte seine zweieinhalb Jahre alte Tochter Elliana aufs Eis geholt und drehte mit ihr seine Runden. Zunächst stolperte die kleine Dame in Trippelschritten vor ihrem Vater her, schließlich ließ sie sich in Papas Armen durch das Eisoval schaukeln.

Wer am Dienstag das Training des Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) besuchte, konnte das andere Gesicht des Brett Engelhardt kennenlernen. Nach einem Zweikampf mit Verteidiger Matt Cohen und anschließender Verbalattacken war der 30 Jahre alte US-Amerikaner zum Nahkampf übergegangen. Persönliche Differenzen, so sagte er, habe es gegeben, nun sei jedoch alles geklärt. "Ihr wisst doch, dass ich ein emotionaler Spieler bin!"

Genau das ist der Grund dafür, dass Engelhardt für den Neustart des Tabellenzwölften nach der zehntägigen Deutschland-Cup-Pause gleichermaßen als Hoffnungsträger und Sorgenkind gilt. Mit zehn Saisontreffern ist der im Sommer aus Augsburg gekommene Rechtsaußen nicht nur gefährlichster Torjäger des Teams von Stéphane Richer, durch seine körperliche Präsenz ist er auch derjenige, der als Muster an Einsatzwillen vorangeht. Andererseits lebt Engelhardt von seiner Emotionalität, die des Öfteren in unnötige Strafzeiten mündet. Vor allem wegen Reklamierens handelte er sich bereits drei Zehnminutenstrafen ein.

Richer hatte Anfang vergangener Woche angekündigt, ab sofort auf die wiederholten Disziplinlosigkeiten seiner Spieler reagieren zu wollen, indem er sie auf die Tribüne verbannt. Freiwillig auf einen Topmann wie Engelhardt zu verzichten wäre allerdings eine extreme Schwächung. Insofern hofft der Trainer auf die Einsicht seines Heißsporns, der zwar gelobt, eine Besserung zu versuchen, gleichzeitig aber auch einschränkt: "Ich werde in dieser Liga immer viele Strafen bekommen, weil mein Image gelitten hat." Außerdem habe er eine extreme Aversion gegen Ungerechtigkeiten. "Wenn ich das Gefühl habe, dass wir ohne eigenes Zutun benachteiligt werden, macht mich das wütend", sagt er.

Der zweifache Vater beharrt allerdings darauf, nie beleidigend oder ausfallend geworden zu sein. "Das Problem in Deutschland ist, dass viele Schiedsrichter sich unantastbar fühlen. In Nordamerika hatte ich nie Probleme, weil man dort mit den Referees diskutieren kann. Das geht hier nicht", sagt er. Einziger Ausweg: Engelhardt muss versuchen, seine Aggressionen in Leistung zu kanalisieren. Richer wiederum darf seinem Topstürmer die Emotionalität nicht nehmen, weil er ihn sonst einer wichtigen Stärke berauben würde. Es ist ein schmaler Grat, auf dem beide wandeln. Ein Absturz wäre für den ganzen Klub extrem schmerzhaft.