Torwarttrainer Vincent Riendeau soll beim Hamburger Eishockeyklub die Talentsichtung leiten. Geschäftsführer Pfad: “Hier entsteht etwas“.

Hamburg. Michael Pfad macht aus seinem Gefühlsleben momentan kein Geheimnis. Dem Geschäftsführer der Hamburg Freezers gefällt, was seine Profis in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) abliefern. Nach zuletzt zwei überzeugenden Siegen gegen die Topteams aus Hannover (5:3) und Augsburg (2:1) ist der Anschluss an die oberen Plätze hergestellt. Mit einem Sieg im heutigen Heimspiel gegen Ingolstadt (19.30 Uhr, O2-World) könnten die Freezers vorübergehend auf Rang sechs vorrücken. "Hier entsteht etwas. Unser Trainer hat im Sommer richtig gut eingekauft", sagt der 45-Jährige anerkennend über die Arbeit von Chefcoach Stéphane Richer und dessen Team.

Damit künftig eine noch höhere Erfolgsquote bei Transfers erreicht wird, wollen sich die Freezers langfristig im Scouting-Bereich neu aufstellen. Innerhalb des Klubs soll, ähnlich wie im Fußball, eine Abteilung entstehen, die sich mit dem Sichten neuer Spieler beschäftigt. So sieht zumindest die Vision von Vincent Riendeau aus. Der 44-Jährige ist seit diesem Sommer als Torwarttrainer und rechte Hand von Richer in dessen Funktion als Sportdirektor beschäftigt. "Ich habe in Nordamerika als Manager gearbeitet und hatte bis zu neun Scouts, die mit mir gearbeitet haben. So etwas stelle ich mir perspektivisch auch in Hamburg vor", sagt der Kanadier, der betont, dass dieser Plan noch in den Kinderschuhen steckt.

Während Richer sich gestern beim Förderlizenzpartner ETC Crimmitschau aufhielt, weilt Riendeau seit Sonnabend für eine Woche in Montreal, um sich einen Überblick über dortige College- und Nachwuchsmannschaften zu verschaffen. Auch in Zukunft wird der Ex-NHL-Torwart die zentrale Figur im Scouting der Freezers sein und regelmäßig herumreisen, um Rohdiamanten zu entdecken.

In Nordamerika kann der Trainerstab auf das Scouting-System des NHL-Teams Los Angeles Kings, das wie die Freezers zur Anschutz Entertainment Group (AEG) gehört, zurückgreifen. Daher liegt der Fokus künftig eher auf dem deutschen und europäischen Markt. "Es ist jedoch schwierig in Deutschland, als einzelne Person viele Spiele zu sehen, da sie meist zeitgleich stattfinden. Es wäre gut, wenn wir die Sichtung langfristig auf mehrere Schultern verteilen könnten. Wenn man Talente entdeckt, bevor sie teuer sind, profitiert der Klub", sagt Riendeau.

Das sieht Richer genauso, allerdings hält sich der Trainer noch bedeckt, was die Idee einer eigenen Scouting-Abteilung angeht. "Für uns ist es aus Zeitgründen natürlich schwer, während der laufenden Saison zu scouten. Wir haben aber die Kings und Riendeau, der sich immer wieder die Zweite Liga, die Oberliga und die Deutsche Nachwuchs-Liga anschauen wird. Wenn wir selbst mal ein DNL-Team haben, dann werden wir auch weitere Scouts benötigen. Aber das kann noch ein paar Jahre dauern", sagt Richer, der gemeinsam mit Riendeau derzeit dabei ist, eine Datenbank deutscher Spieler der Jahrgänge 1985 bis 1993 zu erstellen. Nach und nach soll dann auch eine eigene "Database" für Importspieler entstehen.

Michael Pfad begrüßt die Gedankenspiele seiner sportlichen Leitung. "Ich finde die Idee großartig, allerdings muss das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmen. Aber ich wäre ja blöd, wenn ich bei unseren Zielen so etwas nicht offen gegenüberstehen würde."

Für die Partie gegen Ingolstadt sind erst 4000 Tickets verkauft, der Oberrang bleibt deshalb geschlossen. Es fehlen weiterhin die verletzten Stürmer Michel Ouellet (Adduktoren) und Joey Tenute (Schulterprellung). Im Tor steht erneut Niklas Treutle.