Christoph Schubert, seit 13 Monaten in der Hansestadt aktiv, hat sich als Bezugsperson für die Eishockeyprofis der Hamburg Freezers etabliert.

Hamburg. Doch, eine Sache gebe es da schon, die ihn an den Hamburgern stört. "Wenn um 17 Uhr einer kommt und mich mit 'Moin Moin' begrüßt, damit komme ich nicht klar. Da denke ich immer noch, der will mich veralbern", sagt Christoph Schubert. Seit fast 13 Monaten ist der gebürtige Münchner nun ein Spieler der Hamburg Freezers, er fühlt sich sehr wohl in seiner neuen Heimat, aber was das Grüßen angeht, da will er sich nicht verbiegen lassen.

Seine Anpassungsfähigkeit war ja in den ersten Monaten auch genug strapaziert worden. Als der 29-Jährige im Dezember 2010 mit der Erfahrung aus acht Jahren in Nordamerika und 350 Partien in der dortigen Topliga NHL verpflichtet wurde, waren die Freezers Vorletzter in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), und Schubert wurde als Heilsbringer gepriesen. Mehr als einmal hat er sich gefragt, wo er da hineingeraten war. "Nach einigen Wochen habe ich es endlich geschafft, den Leuten zu erklären, dass ich nicht der Messias bin", erinnert er sich.

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Den Glauben daran, in Hamburg einiges bewegen zu können, den verlor er jedoch nie, und dass die Freezers heute (19.30 Uhr, O2 World) als Tabellenvierter gegen Schuberts Heimatverein EHC München, bei dem er immer noch Mitglied ist, antreten, ist für den Verteidiger eine schöne Bestätigung dafür, dass er mit seinem Schritt in den Norden nicht allzu falsch gelegen hat.

Schubert selbst ist viel zu bescheiden, um seinen Anteil am Höhenflug realistisch zu bemessen. Aber er sagt: "Ich bin stolz darauf, dass ich Kapitän dieser Mannschaft sein darf." Dieses Amt übernahm er im Sommer von Alexander Barta, der nach Jahren der Erfolglosigkeit im Freezers-Trikot in die zweite schwedische Liga wechselte. Barta hatte in Hamburg mit zwei Problemen zu kämpfen: Ihm fehlte als junger Deutscher die NHL-Erfahrung, um von den gestandenen ausländischen Führungsspielern akzeptiert zu werden, und er war vom Charakter her nicht dafür geeignet, als "Gesicht" des Klubs aufzutreten.

Schubert hat diese Probleme nicht, im Gegenteil. Weil er weiß, wie es in Nordamerika zugeht, kann er sich auf die Probleme der Ausländer gut einstellen, gleichzeitig taugt er für die deutschen Talente, die von Nordamerika träumen, als Vorbild. Außerdem muss er nicht das Gesicht der Freezers sein, weil es mit David Wolf, Serge Aubin oder Rob Collins endlich mehrere Führungsspieler gibt, die diese Last schultern. Dazu kommt, dass er Öffentlichkeit nicht als Last empfindet. "Ich bin gern die Bezugsperson für alle", sagt er.

Trotzdem drängt sich der Nationalspieler niemandem auf, er wirkt lieber im Verborgenen. Das ruhige Einzelgespräch zieht er lauten Kabinenansprachen vor, er ist für jeden Spieler immer erreichbar und pflegt eine gute Beziehung zu Trainer Benoît Laporte und Sportchef Stéphane Richer. "Aber ich zwinge niemanden, mit mir zu reden. Ich helfe, wenn ich kann, aber nur, wenn meine Hilfe auch gewünscht ist", sagt er. Dass sein Wort, viel mehr jedoch seine Tat zählt, zeigte sich in den vergangenen Wochen. Nachdem Schubert seinen Vertrag Ende November vorzeitig bis 2015 verlängert hatte, zogen mit Garrett Festerling, Jerome Flaake und Niklas Treutle drei deutsche Toptalente kurz darauf nach.

"Ich hatte mitgekriegt, dass die Jungs mit anderen Klubs redeten. Mit meiner Unterschrift wollte ich zeigen, dass wir bei den Freezers nachhaltig etwas aufbauen wollen", sagt er. Überhaupt liegen ihm die deutschen Talente besonders am Herzen, sie seien das Faustpfand für eine erfolgreiche Zukunft. "Wir müssen aufpassen, dass wir die Jungs nicht verheizen", sagt er. Weil derzeit aber die Mischung zwischen erfahrenen Ausländern und erfolgshungrigen Deutschen perfekt sei, sieht er seine Freezers "auf dem richtigen Weg".

Das gilt übrigens auch für die Begrüßungsformel. "Auf der Geschäftsstelle sagen die meisten jetzt Servus", sagt Schubert und grinst. Er hat sich durchgesetzt, wieder einmal.