Die Führungsriege mit Sportchef Richer, Coach Laporte und Geschäftsführer Pfad hat die Hamburg Freezers wieder auf Vordermann gebracht.

Hamburg. Viel hat nicht gefehlt, um den Schlussakkord eines gelungenen Jahres doch noch in Moll hören zu müssen. Nachdem die Hamburg Freezers im November sieben Spiele in Serie gewonnen und ihren Vereinsrekord eingestellt hatten, war die Dezember-Bilanz des Clubs aus der Deutschen Eishockey-Liga so mies wie das Wetter. Sechs von sieben Partien wurden verloren. Rechtzeitig zum Weihnachtsfest besann sich das Team aber seiner Stärken, siegte im Penaltyschießen bei Spitzenreiter Mannheim und dann auch im Nordderby gegen Hannover. Trotz der 0:4-Pleite am Mittwoch in Ingolstadt stand schon vor dem Jahresausklang gegen die Straubing Tigers (Freitag, 19.30, O2 World) fest, dass die Freezers als Top-6-Team ins Jahr 2012 starten werden.

Ein Platz unter den besten Sechs würde zum Ende der Hauptrunde am 11. März die Direktqualifikation für die Play Offs bedeuten. Das ist das erklärte Ziel der Hanseaten, die in den beiden Spielzeiten zuvor nicht mal die Pre-Play-Offs erreicht hatten. Dass die Freezers-Fans in dieser Saison endlich eine Mannschaft erleben, die nicht nur leidenschaftlich kämpft, sondern auch in der Lage ist, sich mit den Topteams auf Augenhöhe zu messen, ist vor allem das Verdienst von Sportdirektor Stéphane Richer und Cheftrainer Benoit Laporte.

Kein Sieg für Freezers gegen Ingolstadt

Treutle oder Curry? Laporte hat die Qual der Wahl

Richer hatte bei der Zusammenstellung des Kaders ein glückliches Händchen. Mit den Kanadiern Serge Aubin und Rob Collins holte er zwei ausländische Führungsspieler, die durch ihren Einsatz auf dem Eis als Vorbilder vorangehen und auch in der Kabine mit ihrer Autorität für lange vermisste Struktur sorgen. In Patrick Köppchen, David Wolf und Thomas Dolak kamen drei Deutsche, die das Niveau enorm anhoben. Vor allem Sturmhüne Wolf, der auf Anhieb Fanliebling wurde und mit Jerome Flaake und Garrett Festerling die Paradereihe stellt, schlug ein. Die Freezers sind das einzige DEL-Team, das drei Deutsche als Topscorer hat. Zudem sorgt US-Keeper John Curry für lange vermisste Sicherheit.

Laporte, der den Cheftrainerposten am 20. Dezember 2010 von Richer übernahm, schaffte es mit akribischer Arbeit, aus einer Ansammlung talentierter Einzelspieler ein Team zu formen, in dem jeder Spieler seine Leistungsfähigkeit ausschöpft. In 53 Partien unter der Leitung des emotionalen Frankokanadiers holten die Freezers 1,63 Punkte im Schnitt, in dieser Saison sind es in 30 Spielen sogar 1,73. Damit ist Laporte der erfolgreichste Coach der gut neunjährigen Klub-Historie.

„Wir sind auf einem sehr guten Weg“, meint Geschäftsführer Michael Pfad, der mit Richer längst an der Fortführung des eingeschlagenen Weges arbeitet – die Mannschaft weiter konsequent mit guten deutschen Spielern zu verstärken, um den Fans mehr Identifikationsmöglichkeiten zu bieten. „Wir wollen weiter daran arbeiten, norddeutscher zu werden und die Freezers in Hamburg zu verankern“, betont Pfad. Dazu gehört, dass Asse wie Festerling, Flaake und Christoph Schubert langfristig gebunden wurden. Auch Wolf steht kurz vor der Unterschrift bis 2015. Zudem wird nach dem Abschied des langjährigen Kapitäns Alexander Barta nun Spielführer Schubert zum neuen Gesicht des Klubs aufgebaut.

Auch innerhalb des Führungsgremiums wird auf Kontinuität gesetzt. So wollen Pfad und Richer in Kürze neue Verträge unterzeichnen. Und auch Erfolgscoach Laporte, dem Pfad wegen seiner zum Teil harschen öffentlichen Kritik nach Niederlagen eine überzogene Emotionalität vorgehalten hatte, wird ein neues Angebot erhalten. Pfad: „Es ist nur fair, wenn er und Richer die Chance bekommen, den eingeschlagenen Weg gemeinsam fortzusetzen und die Früchte der Arbeit einzufahren.“

Die Voraussetzungen, dass Hamburg auch mittelfristig DEL-Eishockey erleben wird, hat Klubeigner Anschutz Entertainment Group geschaffen. Nachdem der US-Konzern zu Jahresbeginn einen Verkauf der Freezers erwogen hatte, wurden diese Pläne im Oktober ad acta gelegt. Pfad: „Das war für mich wie der vorgezogene Gewinn der Meisterschaft.“ (dpa/abendblatt.de)