Der deutsche Formel-1-Fahrer kämpft beim Großen Preis von Japan um seine Titelchance. Die Qualifikation wird verschoben.

Hamburg/Suzuka. Die Qualifikation für den Großen Preis von Japan muss wegen des schlechten Wetters von Sonnabend auf Sonntag verschoben werden. Fünf Stunden vor dem Rennen, um 10 Uhr Ortszeit (3 Uhr MESZ) wird sie nachgeholt. Der 16. WM-Lauf ist für 15 Uhr Ortszeit (8 Uhr MESZ) angesetzt.

Selten war es einfacher, vor einem Grand Prix die Hackordnung im Feld der bunt lackierten Rennwagen zu bestimmen. Es scheint nur noch darum zu gehen, welcher der beiden blauen Red-Bull-Boliden unter dem Riesenrad von Suzuka als erster die Zielflagge erreicht: Mark Webber oder Sebastian Vette l. "Der Abstand hat mich überrascht", grummelte Ferrari-Pilot Felipe Massa nach dem Trainingsauftakt. "Er ist größer, als ich erwartet habe."

Vor allem Sebastian Vettel ließ im Training keinen Zweifel an seinen Siegambitionen aufkommen. Der blonde Red-Bull-Pilot, gebürtig aus Heppenheim, stimmte sich für die viertletzte Etappe seiner WM-Hatz mit der klaren Tagesbestzeit ein. Der WM-Gesamtführende Mark Webber im zweiten Red Bull umrundete den Kurs nahezu vier Zehntelsekunden langsamer. Massas Teamkollegen, den WM-Zweiten Fernando Alonso, trennte fast eine Sekunde von Vettel.

+++ Keiner würde auf Vettel wetten +++

"Ich wusste, dass wir hier stark sein würden", bilanzierte der deutsche Rennfahrer, der in der Gesamtwertung 21 Punkte Rückstand auf Webber hat. Selbst die regnerischen Aussichten für die Qualifikation an diesem Sonnabend konnten die Laune bei Red Bull nicht trüben. "Wir sind vorbereitet auf das, was passiert", sagte Webber.

Zumal die Konkurrenz schwächelte. Allen voran McLaren-Pilot Lewis Hamilton, der im ersten Training sein Auto demolierte. Minutenlang verharrte der Brite in seinem Wrack, bis der silberne Rennwagen am Haken des Abschleppwagens hing. Es sieht alles ganz danach aus, als könnten sich die Red Bull nur noch selbst besiegen, und das war in der Vergangenheit mehr als einmal der Fall. In der Türkei zum Beispiel rammten sich Vettel und Webber gegenseitig aus dem Rennen. "Theoretisch sehen die Red Bull hier unschlagbar aus, aber das war außer in Monza überall so", sagte Alonso leicht feixend.

So gibt es auch in Japan wieder einigen Klärungsbedarf bei der Taktik im Bullstall. Motorsportdirektor Helmut Marko deutete an, Mark Webber bei jedem der verbleibenden vier Rennen mit einer Sicherheitsstrategie auf Titelkurs zu halten und Stallgefährte Vettel mit der aggressiveren und risikoreicheren Taktik auszustatten. Das bedeutet: Vettel soll zocken und auf Angriff fahren, das Team wird ihn dabei unterstützen und die Boxenregie gegen den Trend planen. Sollte es regnen, sind einige Varianten denkbar. Teamchef Christian Horner mahnte, dass sich keiner der beiden auf eine Spazierfahrt einstellen könne. "Dafür wäre es noch viel zu früh. Marks Vorsprung reicht nicht aus, um schon zu cruisen. Er muss an jedem Rennwochenende attackieren. Das Gleiche gilt für Sebastian."

Aber mehr und mehr muss Horner eingestehen, was er an Webber hat. Der Australier entpuppt sich als zuverlässiger Punktesammler. Sein dritter Platz beim vergangenen Rennen in Singapur war aus Sicht des Teamchefs die reinste Heldentat. "Die Strecke liegt ihm überhaupt nicht. Aber wie er sich noch nach vorn gekämpft hat, war der Stil eines Champions."

Und hatte Webber beim Nachtrennen nicht das Glück, das man als Weltmeister braucht? "Mark hatte in seiner Karriere schon so viel Pech, dass ihm das bisschen Glück, das er diese Saison hat, zusteht. Es läuft gut für ihn, und das freut mich", sagte Horner, der eine gewisse Sympathie mit dem Routinier hegt - und eine geschäftliche Beziehung: Webber, 34, und Horner betreiben zusammen ein GP3-Team.

Wie die Weltmeisterschaft auch ausgeht: Horner hält für Webber ein besonderes Weihnachtsgeschenk parat. Das stabile Rad, das Webber in Singapur bei der Kollision mit Lewis Hamilton vor einem Ausfall bewahrte, soll in einen Couchtisch umgebaut werden. "Denn wie das gehalten hat", grübelt Horner angesichts der Bilder, "frage ich mich noch heute."