Japan, Südkorea, Brasilien, Abu Dhabi – auf der Weltreise zum Formel-1-Titel will Sebastian Vettel wieder das Land des Lächelns erobern.

Suzuka. Die japanische Höflichkeit scheint abzufärben: Auf verbale Scharmützel oder Sticheleien lassen sich die Formel-1- Titelkandidaten um Sebastian Vettel erst gar nicht ein. Der Red-Bull- Pilot aus Heppenheim nahm sich vielmehr ein Beispiel an den ausgesucht höflichen Fans in Japan, von denen er mit sichtlich großer Begeisterung berichtete. Vettel weiß aber auch, dass es beim WM-Lauf im Erlebnispark von Suzuka richtig ernst wird. „Wir sollten in einer sehr guten Position für dieses Wochenende sein“, versicherte er am Donnerstag.

Die Zeit möglicher Vorentscheidungen ist gekommen. Dennoch gaben sich die Widersacher drei Tage vor dem Großen Preis von Japan ziemlich gelassen. Allein der drohende Niederschlag bereitete dem WM-Spitzenreiter und Vettel-Teamkollegen Mark Webber Sorgen. „Regen wäre schlecht für uns“, meinte der Australier. „Das Wetter ist ein bisschen ungewiss“, pflichtete Vettel bei. Für Samstag und Sonntag ist Niederschlag vorhergesagt.

Am Donnerstag passte sich aber auch das Wetter der weitgehend heiteren Laune von Vettel & Co an: Strahlender Sonnenschein und Temperaturen von 27 Grad verwöhnten die Fahrer auf dem Suzuka Cicuit. Entsprechend präsentierte sich auch Webber-Verfolger Nummer eins, Fernando Alonso , in Bermuda-Shorts. Red Bull sei in der Favoritenrolle, meinte der zuletzt zweimal nacheinander siegreiche Ferrari-Fahrer. Er rechne auch noch mit schweren Momenten, so Alonso, frei von Wort-Attacken auf seine Kontrahenten um die Krone. „Es ist noch ein offener Kampf,“ meinte der Spanier.

Das sieht Webber vor dem 16. von 19 Saisonläufen auch so. „Im Moment sind wir alle ziemlich gleich“, sagte er. Er nehme auch jedes Quäntchen Glück, das sich ihm biete, aber man dürfe es auch nicht überstrapazieren. Mit 202 Zählern führt Webber derzeit vor Alonso (191). Auf Rang drei folgt Ex-Champion Lewis Hamilton (182/McLaren), einen Punkt vor Vettel. Fünfter (177) ist Titelverteidiger Jenson Button im zweiten McLaren-Mercedes.

„Es wird schwer sein, sie hier zu schlagen“, meinte Hamilton über die „Roten Bullen“. Der Brite selbst zeigte sich nach dem frustrierenden zweiten Ausfall nacheinander zuletzt in Singapur wieder optimistisch und scherzte bei der offiziellen Pressekonferenz immer wieder mit Kumpel Adrian Sutil oder Rekordweltmeister Michael Schumacher.

Die Zeit der Späße wird aber spätestens am Samstag in der Qualifikation vorbei sein. Auf dem 5,807 Kilometer langen Kurs, der eingebettet ist in einen Vergnügungspark, kann sich keiner der fünf WM-Kandidaten einen Ausrutscher erlauben, Regen hin oder her. Vettel ging die Strecke bereits am Donnerstagmorgen ab.

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Denn auch wenn er schmunzelnd über eine Zugfahrt und wartende Fans berichtete oder über die Überbleibsel des Jetlags plauderte („Morgens aus dem Bett zu kommen, ist nicht so einfach“) wird die Entschlossenheit ausgerechnet dann wieder spürbar, wenn er den Helm aufziehen wird. Er sei jetzt nicht in Südkorea, Brasilien oder Abu Dhabi, wo die letzten drei Rennen in diesem Jahr steigen, sondern in Japan. „Ich werde mich auf dieses Rennen fokussieren und nichts anderes“, sagte er mit Blick auf Sonntag (08.00 Uhr MESZ/RTL und Sky). Dann dürfte auch das Lächeln (vorerst) verschwinden.