Hamburg. Die Hamburger Tennis-Spielerin darf nun auf die Qualifikation der Australian Open hoffen. Korpatsch gewinnt Turnier in Rumänien.

Am Ende einer fast perfekten Tenniswoche gab es Tränen. Ella Seidel ließ sich auf ihre Bank in der Horner Verbandshalle fallen, vergrub dann ihr Gesicht in ihrem Handtuch. Mit 4:6, 6:7 (2:7) musste sich die 18 Jahre alte Wellingsbüttelerin im Finale des Hamburg Ladies & Gents Cup der starken Russin Julija Awdejewa (21) geschlagen geben. Beim ATP-Challengerturnier (35.000 Euro) gewann der Ukrainer Illja Martschenko (36).

„Ich bin noch ziemlich enttäuscht nach dem Finale, insgesamt war es aber eine tolle Woche. Ich bin stolz auf mich“, sagte Seidel wenig später. Für die Lokalmatadorin war es in diesem Jahr die zweite Finalteilnahme bei einem mit 60.000 US-Dollar (umgerechnet 57.000 Euro) dotierten ITF-W60-Event. „Meine Gegnerin hat sehr stark aufgeschlagen. Ich habe ein paar Breakchancen leider nicht nutzen können“, sagte sie.

Tennis: Seidel ließ Breakchancen im ersten Satz ungenutzt

Insbesondere im ersten Satz, als sie beim Stand von 4:4 fünf Breakchancen ungenutzt ließ und im direkten Gegenzug nach zwei Doppelfehlern im Aufschlag selbst ein Break kassierte, war Seidel der Frust anzusehen. Wütend schlug sie den Ball gleich noch mal ins Netz, fluchte. „Sie ist unglaublich streng mit sich, tut sich schwer damit, sich Fehler zu verzeihen. Das muss sie lernen“; sagte Bundestrainerin Barbara Rittner.

Gegnerin Awdejewa, die auf Weltranglistenplatz 312 in das Turnier gegangen war, überzeugte vor knapp 200 Zuschauern vor allem durch ihren starken Aufschlag. Nachdem Seidel zu Beginn des zweiten Satzes sofort ein Break gelungen war, sie direkt danach aber auch ihr eigenes Aufschlagspiel abgab, ließ die Russin keine weiteren Breaks zu. „Wenn der Ball im Spiel war, war Ella die bessere Spielerin. Leider konnte sie es nicht oft genug dahin bringen. Ihre Gegnerin hat es gut gemacht und verdient gewonnen“, sagte Bundestrainerin Rittner

Bundestrainerin Rittner sieht Emotionen als Stärke und Schwäche

Arbeiten müsse die Teenagerin, die vor ihrem Abitur zwei Klassen übersprang und mittlerweile in Stuttgart am Bundesstützpunkt trainiert, an ihrer mentalen Verfassung. „Manchmal hat das noch etwas Kindisches, da muss sie besser werden. Das ist aber eine harte Schule, im Tennis gehören Niederlagen dazu“, sagte Rittner. „Auf der anderen Seite sind die Emotionen auch ihre Stärke, sie ist eine große Kämpferin. Sie ist sehr diszipliniert, arbeitet hart an sich, und ich bin mir sicher, dass sie ihren Weg gehen wird.“

Seidel selbst, die in der Weltrangliste von Platz 253 auf 232 springen wird, sah mit etwas Abstand auch das Positive. „Ich habe mich körperlich weiterentwickelt, bin schneller und stärker geworden. Mein Aufschlag ist auch besser geworden“, sagte sie. Ihrem Ziel, ins Qualifikationsfeld der Australian Open im Januar zu rutschen, ist Seidel jedenfalls ein großes Stück näher gekommen. „Ich denke, dass ein Platz unter den Top 220 bis Top 230 wichtig wäre, um in Australien dabei zu sein. Wir müssen aber noch schauen, wo der Cut sein wird“, sagte Seidel.

Korpatsch feiert ersten Titel auf der WTA-Tour

In Tamara Korpatsch (28) und Eva Lys (21) haben zudem zwei weitere Hamburger Tennisspielerinnen große Erfolge gefeiert. Beim WTA-Turnier im rumänischen Cluj-Napoca hatte Korpatsch ihre Vereinskollegin vom Club an der Alster im Halbfinale mit 6:4, 6:3 besiegt, im Finale machte sie am Sonntag gegen die Rumänin Elena-Gabriela Ruse (25/Nr. 40) beim 6:3, 6:4 dann die Überraschung perfekt. Es war ihr erster Titel auf der WTA-Tour.

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„Tamara ist ein Paradebeispiel dafür, was mit Fleiß, Disziplin und harter Arbeit möglich ist“, sagte Rittner. „Für sie ist das der Durchbruch auf Hartplatz. Bisher hat sie alle guten Ergebnisse auf Sand eingefahren. Ganz nebenbei sichert sie sich damit auch die Hauptfeld-Qualifikationen der Grand Slams im kommenden Jahr.“