Hamburg. Julia und Luisa Diesener spielen seit diesem Sommer gemeinsam für den Eimsbütteler TV in der Floorball-Bundesliga.

Eine wichtige Entscheidung steht noch aus. Soll das Klavier, das im Elternhaus in Wernigerode steht, den Umzug nach Eidelstedt mitmachen? Julia und Luisa Diesener sind in dieser Frage noch unentschieden. Einerseits ist das Musizieren ein guter Ausgleich zu den sportlichen und beruflichen Herausforderungen, denen sich die Schwestern stellen.

Andererseits ist fraglich, ob neben der Floorball-Bundesliga und den lernintensiven Studiengängen – Julia (20) studiert Medizin, die zwei Jahre jüngere Luisa startet im Oktober mit Molecular Life Science – überhaupt Zeit bleibt, um sich einem Instrument zu widmen.

Beide zählen zum A-Nationalkader

Wobei Zeitmanagement für die beiden Flügelstürmerinnen, die zum A-Kader der Nationalmannschaft zählen, ein Dauerthema ist. Julia Diesener war im Sommer 2021 von den Red Devils Wernigerode zu den ETV Lady Piranhhas nach Hamburg gewechselt, weil sie die Zeit zwischen Schulabschluss und Studienbeginn mit einem freiwilligen sozialen Jahr in Kiel überbrücken und möglichst hochklassig Floorball spielen wollte.

Als sie im vergangenen Jahr einen Studienplatz in Halle an der Saale bekam, wollte sie ihr Engagement in Eimsbüttel wieder beenden, entschied sich dann aber doch dafür, zu den Spielen zu pendeln. „Die Gemeinschaft im ETV ist so großartig, dass ich mich einfach zu wohl gefühlt habe, um das aufgeben zu können“, sagt sie.

Studieren in Lübeck, Wohnen in Eidelstedt

Und mehr noch: Sie überzeugte ihre Schwester, sich für ihr Studium in Richtung Norddeutschland zu orientieren und ebenfalls den Schritt zum ETV zu wagen. Von Oktober an werden Julia und Luisa Diesener beide an der Universität Lübeck studieren und in Hamburg wohnen. Der Umzug ist für Ende September geplant, wenn das Pflichtpraktikum im Pflegebereich, das Julia aktuell in der Heimat absolviert, abgeschlossen ist. „Dann können wir endlich richtig in Hamburg ankommen“, sagen die beiden.

Und das ist gut so, schließlich haben sie auch bislang im Sport immer alles gemeinsam gemacht. Angefangen hat alles, als die Jüngere drei Jahre alt war. Beim Wernigeroder SV ist die Floorballsparte für ihre aktive und gute Jugendarbeit bekannt, deshalb entschieden die Eltern, die Schwestern bei den Red Devils anzumelden.

Seit der Jugend in einer Sturmreihe

„Wir hatten immer tolle Trainer, deshalb hat es uns während der gesamten Jugendzeit so viel Spaß gemacht, dass wir immer dabeigeblieben sind“, sagt Luisa. Seitdem haben sie nicht nur stets im selben Team gespielt, sondern meist auch in der gleichen Sturmreihe, was auch beim ETV voraussichtlich so bleiben wird.

2019 waren sie Gründungsmitglieder des Wernigeroder Frauen-Bundesligateams, das in diesem Sommer in die Zweite Liga absteigen musste. Auch deshalb fiel Luisa der Abschied leichter. „Es ist mein Anspruch, in einem Spitzenteam der Bundesliga zu spielen, wenn ich mich für die Nationalmannschaft empfehlen will“, sagt sie.

Saisonziel ist das Double

Ein solches Spitzenteam sind die Lady Piranhhas, auch wenn der Saisonauftakt am vergangenen Wochenende auswärts beim UHC Weißenfels mit 2:7 vergeigt wurde. Aber nach dem erst in der Verlängerung verlorenen Pokalfinale und dem knappen Halbfinal-Aus in der vergangenen Saison – jeweils gegen die Dümptener Füchse – wollen die Schwestern in dieser Saison mit ihrer Mannschaft ganz oben angreifen.

„Die ersten Spiele brauchen wir, um uns einzuspielen und Automatismen zu entwickeln“, sagt Luisa, „aber das Saisonziel sollte schon sein, um das Double mitzuspielen.“ Ein Sieg zum Heimauftakt an diesem Sonntag (13 Uhr) gegen die SSF Dragons Bonn wäre wichtig, um den richtigen Kurs einzuschlagen.

Doppelspieltag mit den Männern

Die Dieseners werden allerdings das gesamte Wochenende in der Sporthalle Hoheluft verbringen, weil die Männer-Bundesligamannschaft der Piranhhas zum Doppelspieltag antritt – am Sonntag (16.30 Uhr) ebenfalls gegen Bonn, tags zuvor (18 Uhr) gegen ihren Heimatverein aus dem Harz.

„Im ETV gibt es einen unglaublichen Zusammenhalt, eine tolle Unterstützung der Floorball-Teams untereinander und auch sportartenübergreifend“, sagt Julia Diesener, „deshalb fühlen wir uns hier auch genauso wohl wie in Wernigerode.“ Wenn sie jetzt noch Platz und Zeit für ihr Klavier finden, dann sollte einer langfristigen Verbindung nichts im Weg stehen.