Hamburg. Floorball-Nationalstürmer Flemming Kühl bildete sich in der Schweiz weiter und ist nun Spieler und Athletikcoach beim ETV.

Auf die Frage, was die zwei Jahre im „Floorball-Mekka“ Schweiz verändert haben, muss Flemming Kühl keine inhaltlich sinnvolle Antwort geben. Es genügt, den 25-Jährigen reden zu hören. Der deutsche Nationalspieler, der aus St. Peter-Ording stammt, hat sich einen interessanten Akzent angewöhnt, der ihn tatsächlich ein wenig klingen lässt wie Roger Federer, wenn er versuchte, Hochdeutsch zu sprechen.

„Ich denke, dass der Akzent bald wieder verschwunden sein wird“, sagt Flemming Kühl und grinst verschämt. Die anderen Einflüsse allerdings, die er aus seiner Zeit beim HC Rychenberg Winterthur zu den ETV Piranhhas Hamburg zurückgebracht hat, mit denen er an diesem Sonnabend (18 Uhr) beim UHC Weißenfels in die Bundesligasaison 2023/24 startet, sollen nachhaltig sein.

Ganzheitliches Athletiktraining begeistert ihn

„Ich habe mich sportlich, beruflich, aber vor allem auch als Mensch weiterentwickelt“, sagt der Stürmer. Wobei Ersteres nicht ganz so lief wie erhofft, weil er vom Trainer seines Vereins nicht die Chancen bekommen habe, die er sich erhofft hatte.

Dafür fand Flemming Kühl, der in Hamburg ein Bachelorstudium in Bewegungswissenschaften abgeschlossen hatte, in Winterthur seine Berufung. Im serbischen Coach Goran Cvetkovic, der die Handballer von Pfadi Winterthur trainiert, fand er seinen Mentor, der ihm im Athletiktraining ein System näherbrachte, das Flemming Kühl nun beim ETV zu implementieren versucht.

„Der Ansatz ist, neben herkömmlichem Krafttraining viel Wert auf Aktivierung, Beweglichkeit und neuronale Ansteuerung zu legen und damit Reize zu setzen, die den Körper ganzheitlich stimulieren. Es ist faszinierend, wie weit mich dieses Training nach vorn gebracht hat“, sagt er.

Kühl betreut auch ETV-Hockeydamen

Neben Kursen, die er im ETV-Gesundheitszentrum anbietet, betreut Flemming Kühl sein Team, die ETV Lady Piranhhas, die am Sonnabend (15 Uhr) ebenfalls in Weißenfels in die Bundesligasaison starten, und die Hockeydamen des ETV als Athletikcoach. „Diese berufliche Weiterentwicklung war einer der Gründe, warum ich nach Hamburg zurückgekommen bin“, sagt Flemming Kühl, der auch mit anderen Bundesliga-Spitzenclubs Gespräche führte.

Der andere Grund war seine Freundin Linda Cobano, die für die Bundesligadamen des Clubs an der Alster Hockey spielt und nicht in die Schweiz ziehen wollte. „Also war der ETV für mich die beste Option“, sagt Flemming Kühl.

Piranhhas zählen zu den Top vier

Dass er auch mit den Piranhhas sportlich ambitionierte Ziele anpeilen kann, davon ist der Rückkehrer überzeugt. „Das Team ist deutlich besser als vor zwei Jahren. Vor allem die Kaderbreite ist cool, wir können drei Reihen mit hoher Qualität aufbieten, was nicht viele der zwölf Bundesligisten können“, sagt er. Zwar müssten sich die im Floorball essenziellen Automatismen noch entwickeln, „ich spiele mit vier Spielern zusammen, mit denen ich noch nie gespielt habe.“

Dennoch zählen die Hamburger auf dem Papier neben Chemnitz, Leipzig und Weißenfels zu den Top vier. „Und wenn wir es ins Halbfinale schaffen, dann wollen wir auch den Titel holen“, sagt Flemming Kühl. Ein langer Weg sei das jedoch, zunächst einmal gelte es, anständig in die Saison zu starten.

Seine Rolle sieht er darin, seine Mannschaft besser zu machen, den jüngeren Spielern eine Stütze zu sein und den Arrivierten wie Kapitän Paul Dall den Rücken zu stärken. Und wenn am Ende die ETV-Bundesligateams athletisch unbezwingbar sind, dann hat sich seine Rückkehr gleich doppelt gelohnt.