Hamburg. Geschäftsführer Gösch und Trainer Thom wollen beim Eishockeyteam keinen großen Umbruch nach Play-off-Aus. Vier Neuzugänge stehen fest.

Zeit genug, um eine erste Analyse der Saison 2022/23 anzuschieben, hatten Sven Gösch und Henry Thom. Die beiden Freunde, der eine Geschäftsführer und Sportchef der Crocodiles Hamburg und der andere deren Cheftrainer, mussten in der Nacht auf Mittwoch gemeinsam den Kleinbus mit dem Material zurück nach Hamburg fahren, das die Mannschaft des Eishockey-Oberligisten in Garmisch benötigt hatte.

Beim Südvierten SC Riessersee im südlichsten Bayern kassierte der Nordfünfte aus Farmsen am Dienstagabend im dritten Spiel der Play-off-Achtelfinalserie (best of 5) mit 3:6 (0:3, 2:0, 1:3) die entscheidende dritte Niederlage.

Eishockey-Saison der Crocodiles ist beendet

Die Saison war damit beendet, doch weil das Reiseunternehmen für die Hinfahrt am Montag einen zu kleinen Bus zur Verfügung gestellt und die Mannschaft zur Anreise per ICE gezwungen hatte, konnten Gösch und Thom nicht mit dem Team im eilends neu organisierten Doppeldecker die Rückfahrt antreten, sondern mussten sich den Fahrdienst mit dem Materialwagen teilen. Um 8.30 Uhr am Mittwochmorgen hatten sie Hamburg erreicht, immerhin gut zwei Stunden früher als die müden Spieler.

Das Ende der Spielzeit 2022/23 passte nicht in das Bild, das der drittklassige Hamburger Club über weite Strecken abgegeben hatte. Mit 106 Punkten aus 56 Spielen, die zum Abschluss der Hauptrunde für Tabellenrang fünf gereicht hatten, war das vorgegebene Saisonziel – direkte Qualifikation für die Play-offs – mit Bravour erreicht worden.

Geschäftsführer: Zufrieden mit Saison, unzufrieden mit Play-off-Resultat

Auch deshalb fiel das Fazit, das Geschäftsführer und Sportchef Gösch zog, zweigeteilt aus. „Wir sind zufrieden mit unserer Saison, weil wir unser Ziel erreicht haben. Unzufrieden sind wir mit dem Resultat der Play-offs. Ein 0:3 war nicht das, was wir erwartet hatten, und es entspricht auch nicht dem, was die Mannschaft aufs Eis gebracht hat“, sagte der 50-Jährige.

Angesichts dessen, dass die Crocodiles auch in der Saison 2021/22 im Achtelfinale mit 0:3 an den Starbulls Rosenheim gescheitert waren, könnte man infrage stellen, ob die Mannschaft sich überhaupt weiterentwickelt hat. Doch das griffe deutlich zu kurz. Auch wenn die Starbulls ein stärkerer Gegner waren als Riessersee, hatten die Farmsener im vergangenen Jahr in keiner der drei Partien eine Siegchance.

In diesem Jahr führten sie in Spiel eins am vergangenen Freitag bis 33 Sekunden vor Schluss mit 4:3. „Hätten wir diese Führung über die Zeit gebracht, dann bin ich überzeugt, dass diese Serie einen ganz anderen Ausgang gehabt hätte“, sagte Cheftrainer Thom (52). Auch beim 3:6 im Heimspiel am Sonntag war seine Auswahl keinesfalls drei Tore schlechter, am Dienstagabend kostete das verschlafene erste Drittel einen möglichen Sieg.

Ausfall von Topverteidiger Sebastian Moberg wurde nicht kompensiert

„Alles in allem muss man leider zugeben, dass wir uns mit zu einfachen Fehlern in entscheidenden Situationen selbst um den Lohn der Arbeit gebracht haben. Aber die Jungs haben in keiner Phase aufgegeben und alles versucht“, sagte Sven Gösch. Kapitän und Torjäger Dominik Lascheit (28), der in den Play-offs ohne Treffer blieb, fiel unter dem Eindruck der Enttäuschung ein positives Teilfazit etwas schwerer. „Der Stachel sitzt schon tief, zu einem 0:3 gibt es nicht viel zu sagen. Das Ergebnis der Play-offs ist umso bitterer, als dass sicherlich mehr drin gewesen wäre“, sagte er.

Dennoch teile er die Ansicht, dass die Mannschaft in der nun abgelaufenen Spielrunde zwei Gesichter gezeigt habe. „Die erste Saisonhälfte war nah am Optimum, da haben wir richtig gutes Eishockey gespielt. Zu Beginn dieses Jahres haben wir leider etwas den Faden verloren und zu viele Gegentore bekommen.“

Woran das lag, lässt sich an einem Namen festmachen: Sebastian Moberg. Den Ausfall des 27 Jahre alten Finnen, der sich Anfang Januar schwer an der Schulter verletzte und dennoch zum besten Verteidiger der Oberliga gewählt wurde, konnte die Mannschaft nicht auffangen. „Keine Frage, seine Verletzung hat uns extrem weh getan“, sagte Lascheit, „einen Spieler seiner Qualität zu ersetzen, das würde jedem Verein schwer fallen.“ Auffällig war das insbesondere in den Duellen mit Riessersee, das mit sechs sehr soliden Verteidigern in der Defensive eine Tiefe aufbieten konnte, die letztlich die Serie entschied.

Lücke zwischen den Teams im Norden und Süden ist weiterhin groß

Nun ist es weiterhin keine Überraschung, dass zwischen den Vereinen im Norden und Süden eine Lücke klafft. „Riessersee hätte in der Oberliga Nord hinter den Hannover Scorpions und Halle den dritthöchsten Etat. Wir können mit den Topclubs aus dem Süden nicht mal ansatzweise mithalten, was das Finanzielle angeht“, sagte Sven Gösch.

Dennoch müsse das Ziel sein, den Abstand sukzessive zu verkleinern. „In der kommenden Saison sollte der nächste Schritt sein, dass wir unter die besten vier im Norden kommen und damit mindestens zwei Heimspiele im Achtelfinale hätten. Dann können wir sicherlich auch mal eine Runde weiterkommen.“

Crocodiles fehlt die Spielstätte für die Zweite Liga

Ob das allerdings reicht, um dem Eishockey in Hamburg zu einer nachhaltigen Zukunft zu verhelfen, bleibt zu bezweifeln. Da den Crocodiles die notwendige Spielstätte mit mindestens 4000 Zuschauerplätzen für einen Aufstieg in die DEL 2 fehlt, ist das Setzen ambitionierterer sportlicher Ziele nicht möglich. „Und dann wird es irgendwann schwierig, Geldgeber zu motivieren, sich deutlich mehr zu engagieren“, sagte der Geschäftsführer, dessen vorrangige Aufgabe über den Sommer sein wird, potenzielle Sponsoren zu finden.

In dieser Saison hatte er ohne Hauptsponsor einen Rekordetat von knapp einer Million Euro zusammengebracht, der allerdings noch nicht komplett gedeckt ist. Allein die erschwerte Reise zum dritten Play-off-Spiel schlug mit zusätzlichen 11.000 Euro zu Buche.

Wie hoch das Defizit dieser Saison sein wird, steht noch nicht fest

„Wie hoch das Defizit am Ende sein wird, kann ich noch nicht absehen. Unsere Gesellschafter werden es auffangen. Aber in der kommenden Saison brauchen wir nicht nur einen Hauptsponsor, sondern besser zwei“, sagte Gösch, der mit einem Unternehmen bereits einen unterschriftsreifen Vertrag ausgehandelt hat. In den kommenden Monaten wird er nun auch mit allen anderen Partnern in Verhandlungen treten.

Was die Mannschaft betrifft, ist ein großer Umbruch weder zu erwarten noch notwendig. „Wir wollen in der Abwehr stabiler und im Angriff noch etwas aggressiver sein, uns generell etwas breiter aufstellen. Dafür werden wir Anpassungen vornehmen, ein paar Spieler werden uns verlassen, vier Neue haben wir bereits unter Vertrag. Aber der Grundstock des Teams steht“, sagte Henry Thom.

Neuzugänge würden in den kommenden Wochen nach und nach bekannt gegeben, die Abgänge werden wie üblich auf der Saisonabschlussfeier verabschiedet, die am 31. März oder 1. April stattfinden soll.

So weit wollte Dominik Lascheit am Mittwoch allerdings noch nicht denken. „Wir werden in der nächsten Saison wieder ein Superteam haben. Aber jetzt müssen wir erst einmal die vergangene Woche verarbeiten.“