Hamburg. Die Volleyballer des Eimsbütteler TV haben sich in der Zweiten Liga stabilisiert, aber nur noch sechs Spiele bleiben für den Klassenerhalt.

Das Problem an Wundertüten ist, dass die Überraschung in beide Richtungen gehen kann. Nils Mallon hat das erlebt in den vergangenen Monaten. Als der 32-Jährige im Sommer 2022 nach vier Jahren beim TV Baden entschied, seine Volleyballkarriere in Hamburg fortzusetzen und zu Zweitligaaufsteiger Eimsbütteler TV zu wechseln, da war sein Gefühl, dass mit der neuen Mannschaft mehr drin sein müsste als der Kampf um den Klassenerhalt. „Ich konnte nicht genau einschätzen, wie hoch die Qualität im Kader ist. Aber ich dachte, dass wir mindestens im Mittelfeld mitspielen würden“, sagt er.

Stattdessen aber steckt die Auswahl von Cheftrainer Werner Kernebeck bei nur noch sechs ausstehenden Spielen mit fünf Punkten Rückstand auf den zum Ligaverbleib berechtigten Drittletzten TSGL Schöneiche tief im Abstiegskampf. Das Gute an Nils Mallon ist, dass ihn das trotz seiner optimistischeren Prognose nicht schockt. „Ich war mit Baden ja in ähnlichen Situationen, ich bin der Einzige im Team, der seit vier Jahren in dieser Liga spielt und kenne deshalb alle Gegner. Abstiegskampf ist nicht schön, aber es hilft nichts, dann in Panik zu verfallen“, sagt er. Genau das ist die Aufgabe des Liberos, der zu den vier Ü-30-Akteuren im ETV-Team zählt: Die Ruhe zu bewahren und mit seiner Erfahrung dazu beizutragen, dass auch die vielen jungen Akteure im altersmäßig breit aufgestellten Kader den Blick für das Positive nicht verlieren.

ETV-Libero Mallon: "Tendenz zeigt deutlich nach oben"

Davon gab es zumindest in den vergangenen vier Spielen einiges. Immerhin vier seiner acht Zähler konnte der ETV in dieser Phase holen. „In der Hinrunde hatten wir zu wenig Konstanz im Spiel und haben in der Crunchtime oft die Chancen zum Punkten liegen gelassen. In der Rückrunde sind wir in fast allen Sätzen auf Augenhöhe und packen öfter zu, wenn sich Möglichkeiten bieten. Die Tendenz zeigt deutlich nach oben, und darauf müssen wir aufbauen“, sagt der in Potsdam aufgewachsene Führungsspieler, der weiterhin in Bremen bei Mercedes im Supply Chain Management als Logistikplaner arbeitet.

Nur weil er diese Arbeit zu großen Teilen aus dem Homeoffice erledigen kann, entschied sich der 183 Zentimeter große Freigeist im Sommer zum Wechsel. Eine ebenso gewichtige Rolle spielte, dass seine Freundin Kathi in Hamburg studiert und er deshalb die wenige Freizeit mit ihr verbringen kann. Zu jedem Training und Spiel aus Bremen zu pendeln, wie es Coach Kernebeck tut, der ebenfalls im Sommer, aber nach Mallons Entscheidung zum Wechsel vom TV Baden zum ETV kam, wollte er sich nicht antun. Nun fährt er nach dem Montagstraining mit dem Coach nach Bremen, arbeitet dort zwei Tage im Büro und kehrt zur Mittwochabend-Einheit wieder zurück. „Das ist zwar immer noch ein ziemlicher Aufwand, aber so passt es“, sagt er.

Mallon schätzt Atmosphäre im ETV: "total familiär"

Ein Aufwand ist das, der vor allem dadurch gerechtfertigt ist, dass Nils Mallon die Atmosphäre im ETV sehr zu schätzen gelernt hat. „Ich war noch nie in einem so großen Verein. Das Umfeld ist sehr professionell, gleichzeitig total familiär“, sagt er. Zu den Zweitligafrauen, die den VfL Oythe empfangen (Sa., 15 Uhr), und zur eigenen zweiten Mannschaft sei der Kontakt dermaßen eng, dass dadurch auch zusätzlicher Druck entstehe. „Wir müssen alles dafür tun, damit wir das bundesweite Alleinstellungsmerkmal des ETV, mit Frauen und Männern in der Zweiten Liga vertreten zu sein, nicht zerstören“, sagt er.

Ein Heimsieg gegen den SV Lindow-Gransee am Sonnabend (19 Uhr, beide Spiele Sporthalle Hoheluft) wäre auf diesem Weg ein enorm wichtiger Schritt. Gegen den Tabellenzweiten erwartet zwar niemand einen Punktgewinn, „aber wir fühlen uns in der Außenseiterrolle wohl. Außerdem braucht man auch mal einen unerwarteten Erfolg, wenn man Großes erreichen will“, sagt Nils Mallon.