Doha. England verliert nach guter Leistung das WM-Viertelfinale gegen Frankreich 1:2. Three-Lions-Kapitän Harry Kane wird zur tragischen Figur.

Es schien eigentlich so, als sei England die Mannschaft, die dieses Spiel im Griff habe. Dann flankte Antoine Griezmann von der linken Seite in den Sechzehnmeterraum, Olivier Giroud wuchtete sich in den Ball und köpfte kurz vor Schluss die erneute Führung (78.). Dadurch gewann Frankreich vor 68.895 im Al-Bayt-Stadion 2:1 (1:0) gegen die englische Auswahl und steht im Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Dort trifft der Weltmeister am Mittwoch (20 Uhr deutscher Zeit) auf Marokko.

England versagt mal wieder vom Punkt.

Dieses Spiel hinterließ auch eine tragische Figur: Harry Kane. Der englische Kapitän verwandelte seinen ersten Elfmeter zum Ausgleich (54.). Aber nur kurze Zeit nach Girouds Treffer rammte Theo Hernández den eingewechselten Mason Mount im eigenen Sechzehnmeterraum um. Schiedsrichter Wilton Sampaio pfiff zunächst nicht, schaute sich die Szene allerdings noch einmal draußen auf dem Monitor an und gab einen weiteren Strafstoß. Wieder nahm sich Harry Kane den Ball, diesmal haute er diesen weit drüber (84.). England versagte mal wieder vom Punkt. Bitter.

Englands Kapitän Harry Kane nach seinem verschossenen Elfmeter im Viertelfinale der WM gegen Frankreich.
Englands Kapitän Harry Kane nach seinem verschossenen Elfmeter im Viertelfinale der WM gegen Frankreich. © firo

Beide Mannschaften waren mit unveränderten Startaufstellungen in das Viertelfinale gegangen. Bei England begann damit Borussia Dortmunds Jude Bellingham wieder im offensiven Mittelfeld, neben ihm komplettierten Bukayo Saka, Phil Foden sowie Kapitän Harry Kane die Offensive.

Frankreich setzte wie gewohnt auf ein 4-2-3-1, Superstar Kylian Mbappé sollte auf der linken Offensivseite die besonderen Momente erzeugen. Olivier Giroud als Stürmer, Antoine Griezmann als Spielmacher sowie Ousmane Dembélé starteten daneben.

Und es war zunächst Dembélé, der auf seiner rechten Seite brenzlige Situationen einleitete. In der neunten Minute passte Griezmann auf Dembélé, der 25-Jährige flankte scharf in den Sechzehnmeterraum, doch der Ball schoss an allen vorbei. Nur zwei Minuten später landete eine Hereingabe von Dembélé bei Giroud, im Fallen brachte der Stürmer seinen Kopfball jedoch nicht mehr hart genug auf das Tor.

Tchouaméni bringt Frankreich in Führung

Jetzt setzte sich Mbappé durch, rannte mit seinen raumgreifenden Schritten in die Mitte, passte auf Dembélé, der auf Griezmann, dieser leitete weiter auf Aurélien Tchouaméni. Der 22-Jährige hatte zu genug Zeit, um platziert in die linke Ecke zu schießen (17.). Jude Bellingham schaffte es nicht mehr, sich in den Schuss zu werfen. Torhüter Jordan Pickford streckte sich vergeblich. Der Weltmeister führte.

Frankreichs Kylian Mbappe  im Duell mit dem Engländer Declan Rice
Frankreichs Kylian Mbappe im Duell mit dem Engländer Declan Rice © AFP

England beweist Überzeugung

Allerdings rüttelte der Gegentreffer die Mannschaft von Trainer Gareth Southgate anscheinend wach, die Engländer spielten nun mit mehr Überzeugung, mehr Wucht. Luke Shaws Freistoß geriet zu zentral (21.). Eine Minute später setzte sich Stürmer Harry Kane gegen Bayern Münchens Verteidiger Dayot Upamecano durch, blieb jedoch an Torhüter Hugo Lloris hängen, den er gut kennt. Beide spielen zusammen in der Premier League bei Tottenham Hotspur.

Upamecano hatte nun einige Probleme mit dem kantigen Kane. In der 25. Minute befand sich Kane schon auf dem Weg in den französischen Sechzehnmeterraum, im Gerangel mit Upamecano kam er zu Fall. England forderte einen Strafstoß, der brasilianische Schiedsrichter Wilton Sampaio pfiff nicht und wurde auch nicht durch den Videoassistenten korrigiert. In der 29. Minute versuchte es Kane dann mit einem Schuss aus rund 20 Metern, Hugo Lloris parierte erneut.

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Nur blieb die französische Auswahl von Trainer Didier Deschamps unberechenbar. In der 39. Minute legte Linksverteidiger Theo Hernandez den Ball zurück auf Mbappé, dessen Schuss weit drüber flog. Einmal noch bearbeiteten sich Upamecano und Kane, dann war Halbzeit.

Schon kurz nach dem Wiederanpfiff grätschte Dembélé in die Beine von Bellingham (46.). Gelbe Karte. England hatte sich etwas vorgenommen, das war zu spüren. Bellinghams Schuss lenkte Lloris knapp über das Tor (47.). Nach der anschließenden Ecke köpfte Harry Maguire an Lloris vorbei, Jules Koundé klärte.

Frankreich wahrt die Chance auf die Titelverteidigung

Der Druck nahm zu. Saka spielte einen Doppelpass mit Bellingham, drängte in den französischen Sechzehnmeterraum und wurde vom Torschützen Tchouaméni gefoult (52.). Elfmeter. Kane musste seinen Tottenham-Kollegen Lloris bezwingen, lange ließ sich der englische Kapitän Zeit, eher er sicher in die linke Ecke verwandelte (54.). Das Spiel war wieder offen, England-Rufe hallten durchs Stadion. Eine Minute später beförderte plötzlich Adrien Rabiot den Ball aus 20 Metern aufs Tor, Pickford verhinderte die erneute Führung.

England aber war in dieser Phase die bessere Mannschaft, wieder drückte sich Kane an Upamecano vorbei, schloss aber zu lasch ab (62.). Dann setzte sich erneut Maguire nach einem Freistoß von Shaw durch, köpfte knapp links vorbei (70.). Plötzlich aber flankte Griezmann, Giroud köpfte, Frankreich jubelte. Die Titelverteidigung bleibt möglich.