Lusail. Wut und Enttäuschung der Portugiesen nach dem 0:1 im WM-Viertelfinale gegen Marokko entlädt sich in Vorwürfen gegen den Schiedsrichter.

  • Brasiliens Fußballfans wollen nach dem Viertelfinal-Aus in Katar den Traum von der Hexa, dem sechsten WM-Titel, am liebsten in die Hände des spanischen Supertrainers Pep Guardiola legen.
  • Nach dem Viertelfinale zwischen Argentinien und Holland giftet Lionel Messi in Richtung des niederländischen Doppeltorschützen Wout Weghorst: „Was guckst du so, Dummkopf?“
  • Brasiliens Fußball-Legende Pelé hat Superstar Neymar nach dessen 77. Tor für die Seleção gratuliert.

Portugals Spieler sehen sich durch Schiedrichter-Auswahl benachteiligt

Portugals Fußball-Nationalspieler haben nach dem Aus im WM-Viertelfinale heftige Kritik an der Leistung von Schiedsrichter Facundo Tello geäußert. "Jeden unserer Spielzüge haben sie mit Fouls unterbrochen, aber der Schiedsrichter hat kaum eingegriffen", sagte Innenverteidiger Pepe nach dem 0:1 am Samstag im Al-Thumama Stadion in Doha. "Es ist inakzeptabel, dass ein argentinischer Schiedsrichter unser Spiel pfeift."

Auch Mittelfeldspieler Bruno Fernandes kritisierte die Ansetzung: "Ich finde es sehr merkwürdig, dass bei uns ein Schiedsrichter pfeift, dessen Nation noch im Turnier ist", sagte der 28-Jährige. Es sei sehr komisch, dass keine portugiesischen Schiedsrichter für die WM nominiert worden seien, "weil wir Champions-League-Schiedsrichter haben. Und dieser Schiedsrichter pfeift nicht Champions League", sagte der Profi von Manchester United.

Die Portugiesen fühlten sich vom Schiedsrichter benachteiligt. Der Argentinier Tello gab bis zur 70. Minute keine Gelbe Karte, in der Schlussphase flog dann der eingewechselte Marokkaner Walid Cheddira nach zwei Gelben Karten innerhalb weniger Minuten vom Platz. "Der Torwart verzögert das Spiel, viele kleine Fouls, aber der Schiedsrichter gibt keine Gelbe Karte", sagte Pepe. "Der Schiri hat nicht gut gepfiffen, vor allem in der zweiten Halbzeit."

Portugals Trainer Fernando Santos wollte die Schuld für das Aus allerdings nicht beim Unparteiischen suchen. "Schiri? Ich denke das nicht. Er hätte in einigen Situationen Foul pfeifen können, aber allgemein denke ich das nicht. Wir hätten mehr tun können, das haben wir nicht geschafft, dafür sollten wir nicht den Schiedsrichter verantwortlich machen."

Neymar nach WM-Aus: «Bin psychisch zerstört»

17:30 Uhr: Brasiliens Fußball-Superstar Neymar hat mit drastischen Worten auf das WM-Aus der Seleção in Katar reagiert. "Ich bin psychisch zerstört, das war mit Sicherheit die Niederlage, die mir am meisten wehtut", schrieb der 30-Jährige am Samstag auf Instagram. Tags zuvor hatten die Brasilianer im Viertelfinale 2:4 im Elfmeterschießen gegen Kroatien verloren. "Das wird leider für seeeeehr lange Zeit wehtun."

Portugals Ronaldo egalisiert mit 196. Länderspiel-Einsatz Weltrekord

17:20 Uhr: Portugals Rekordnationalspieler Cristiano Ronaldo hat bei der Fußball-WM in Katar sein insgesamt 196. Länderspiel bestritten und ist damit mit dem bisherigen Weltrekordhalter Badr al-Mutawa aus Kuwait gleichgezogen. Ronaldo wurde am Samstag im WM-Viertelfinale Portugals gegen Marokko in der 51. Minute eingewechselt. Damit kommt er nun auf die Bestmarke von 196 Einsätzen für das Nationalteam des Europameisters von 2016.

Abgang eines Weltstars. Der Portugiese Crisitiano Ronalo verlässt nach der Niederlage seiner Mannschaft im WM-Viertelfinale gegen Marokko das Spielfel.d.
Abgang eines Weltstars. Der Portugiese Crisitiano Ronalo verlässt nach der Niederlage seiner Mannschaft im WM-Viertelfinale gegen Marokko das Spielfel.d. © Getty

Mertesacker dementiert Kontakte zum DFB

16:19 Uhr: Per Mertesacker hat Spekulationen über ein Engagement beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) kommentiert. "Was Oliver Bierhoff anbetrifft, ging es relativ zügig. Aber jetzt sind die Wogen geglättet. Jetzt kann man in die Zukunft schauen und versuchen, das richtige Personal zu finden", sagte der ehemalige Nationalspieler und derzeitige ZDF-Experte am Samstag über den zu Wochenbeginn verkündeten Rücktritt von DFB-Direktor Bierhoff.

Auf die Frage, ob der DFB bereits bei ihm angeklopft habe, antwortete der 38-Jährige: "Mit mir hat sich nach dem Bierhoff-Aus noch keiner unterhalten. Man muss auch wissen, dass ich in London sehr, sehr glücklich bin - familiär und beruflich", sagte der einstige FC Arsenal-Profi.

Kategorisch ausschließen wollte Mertesacker, derzeitiger Chef der Arsenal-Nachwuchsarbeit, eine Aufgabe beim Verband jedoch nicht: "Man muss sich grundsätzlich schon die Frage stellen beim DFB, wie soll es weitergehen, welche Personen man nun kontaktiert. Deswegen warte ich erst mal ab. Ich spekuliere ungern." Der DFB sucht nach dem Bierhoff-Rücktritt einen Nachfolger, im Gespräch ist auch eine Doppellösung.

Mit Mitgefühl reagierte Mertesacker auf die schwere Verletzung seines einstigen Nationalmannschaftskollegen Manuel Neuer, der sich nach dem WM-Aus der DFB-Elf beim Skifahren einen Unterschenkelbruch zugezogen hat und für die restliche Saison ausfällt: "Es ist echt schade für ihn und für den FC Bayern. Die ganze Saison ist vorbei. Er wird im nächsten Jahr auch schon 37 - da kann man ihm nur viel Glück wünschen, dass er schnellstmöglich wieder gesund wird. Wirklich keine guten Nachrichten für die deutsche Mannschaft und für Manuel Neuer."

FIFA leitet Verfahren gegen Argentinien und Niederlande ein

15:09 Uhr: Die Disziplinar-Kommission des Fußball-Weltverbandes FIFA hat Verfahren gegen den argentinischen und den niederländischen Verband nach dem hitzigen Viertelfinale bei der WM in Katar eingeleitet. Den Südamerikanern werden mögliche Verletzungen des Artikels 12 - Fehlverhalten von Spielern und Betreuern - sowie auch des Artikels 16 - Ordnung und Sicherheit bei Spielen - vorgeworfen, teilte die FIFA am Samstag mit. Bei den Niederländern geht es nur um mögliches Fehlverhalten von Spielern und Betreuern.

Die Partie war am späten Freitagabend im Lusail-Stadion mit 4:3 für die Argentinier im Elfmeterschießen entschieden worden. Nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung hatte es 2:2 gestanden. Das Spiel stand aber auch wegen der Rekordflut an Gelben Karten im Blickpunkt, zudem gab es regelrecht tumultartige Szenen mit verbalen und körperlichen Attacken.

Bittere Glückwünsche: Pelé gratuliert Neymar zu 77. Tor

11:30 Uhr: Brasiliens Fußball-Legende Pelé hat Superstar Neymar nach dessen 77. Tor für die Seleção gratuliert. „Leider ist das nicht der glücklichste Tag für uns, aber du wirst immer die Quelle der Inspiration sein, die viele sich so wünschen“, schrieb der 82-Jährige nach dem WM-Aus der Brasilianer bei Instagram. Im Viertelfinale gegen Kroatien hatte Neymar in der Verlängerung (105. Minute+1) das 1:0 erzielt. Durch seinen 77. Treffer war er mit Pelé gleichgezogen. Dennoch hatte die Seleção später noch im Elfmeterschießen verloren.

Pelé im Jahr 2014 mit dem WM-Pokal.
Pelé im Jahr 2014 mit dem WM-Pokal. © AFP

„Ich habe dich aufwachsen sehen, habe dich jeden Tag angefeuert und endlich kann ich dich dazu beglückwünschen, mit meiner Anzahl an Toren für die Seleção gleichgezogen zu sein“, schrieb Pelé, der sich wegen einer Krebserkrankung derzeit im Krankenhaus in São Paulo befindet. „Wir beide wissen, dass das viel mehr als eine Zahl ist.“

Schweinsteiger schwärmt von Messi

11:00 Uhr: Auch Bastian Schweinsteiger hat sich vor Lionel Messi verneigt. Der 35-Jährige sei der Mann für die entscheidenden Momente, schrieb der deutsche Ex-Weltmeister nach dem Einzug der Argentinier in das Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar bei Twitter: „Diese Leidenschaft, diese Freude - er will es wirklich.“

Messi hatte die Argentinier am Freitag mit einer weiteren persönlichen Gala in die Runde der besten Vier geführt. Er hatte ein Tor famos vorbereitet, das zweite gegen die Niederlande per Strafstoß selbst erzielt. Nach einem 2:2 in der regulären Spielzeit und Verlängerung hatte er im Elfmeterschießen seinen Versuch ebenfalls verwandelt. „Ganz Argentinien wünscht ihm den WM-Titel und ich bin mir sicher, viele andere auch“, schrieb Schweinsteiger.

Lionel Messi lief zum 24. Mal bei einer WM auf.
Lionel Messi lief zum 24. Mal bei einer WM auf. © Tom Weller/dpa

Giftduell zwischen Messi und Weghorst:

9.50 Uhr: Selbst nach dem Schlusspfiff des giftigen Karten-Rekordspiels bei der Fußball-WM ging der Zoff weiter. Im Mittelpunkt: Lionel Messi, Kapitän des WM-Halbfinalisten Argentinien und Wout Weghorst, ehemaliger Bundesliga-Profi, der beim aufgeladenen Viertelfinalduell mit einem Doppelpack die Niederländer in die Verlängerung gerettet hatte. Im Elfmeterschießen hatten sich dann die Argentinier durchgesetzt.

In einem Interview des argentinischen Senders TyCSports blickte Messi nicht in Richtung des Reporters, der ihm eine Frage zu stellen versuchte, sondern mit ernst-böser Miene zu Weghorst, wie der Sender berichtete. „Was guckst du so, Dummkopf? Was guckst Du so, Dummkopf“, giftete Messi. Sichtlich irritiert versuchte der Reporter, den aufgebrachten Argentinier zu beruhigen, fasste ihn leicht an die Schulter und meinte: „Ruhig, ruhig.“

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Wie Messi danach erklärte, habe die 19 angefangen zu provozieren, als er auf den Platz gekommen sei - Weghorst trägt die Nummer 19, er war von Trainer Louis von Gaal in der 78. Minute eingewechselt worden. In der 83. hatte er zum 1:2, in der elften Minute der Nachspielzeit zum 2:2 getroffen.

Messi nach Weghorst-Attacke am Boden

Nach seinem ersten Treffer war Messi beim Wiederanstoß nach einer Attacke von Weghorst zu Boden gegangen. Mit 15 Gelben Karten hatte Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz so viele wie noch nie bei einem WM-Spiel verteilt. Zu eskalieren drohte die Lage, als Leandro Paredes erst einen Gegenspieler umgrätschte und den Ball dann in Richtung der niederländischen Ersatzbank drosch. Es kam zur Rudelbildung.

„Ich möchte nicht über Schiedsrichter sprechen, weil du bestraft werden kannst. Du kannst nicht sagen, was du denkst“, sagte Messi, der sich nach den ersten 45 Minuten eingehend noch auf dem Platz mit Antonio Mateu Lahoz unterhalten hatte. Der Referee, der Messi vor gut zwei Jahren in einem Spiel des FC Barcelona vier Tage nach dem Tod von Diego Maradona für eine Trikotaktion als Tribut verwarnt hatte, sei dem Spiel aber nicht gewachsen gewesen, meinte Messi.

Brasilianer wünschen sich Guardiola als neuen Trainer

7:30 Uhr: Brasiliens Fußballfans wollen nach dem Viertelfinal-Aus in Katar den Traum von der Hexa, dem sechsten WM-Titel, am liebsten in die Hände des spanischen Supertrainers Pep Guardiola legen. Der Meistermacher von Englands Topklub Manchester City ist nur wenige Stunden nach dem erneuten WM-K.o. der Selecao beim 2:4 im Elfmeterschießen gegen Kroatien (1:1 n.V.) gleich in mehreren Umfragen Favorit auf die Nachfolge vom noch am Abend zurückgetretenen Tite.

Im Internetportal Globoesporte sprachen sie bis kurz vor Mitternacht über 32 Prozent für den ehemaligen Bayern-Coach und Titelsammler beim FC Barcelona aus. Auch bei UOL Esporte gehen fast ein Drittel der Stimmen auf den Spanier. Nummer eins in der Fangunst ist dort aber der Portugiese Abel Ferreira, der in diesem Jahr SE Palmeiras zur brasilianischen Meisterschaft und in den letzten Jahren zum Pokalsieg 2020 sowie den Copa-Libertadores-Triumphen 2020 und 2021 geführt hatte.