Essen. Europameister Thomas Strunz warnt in unserem WM-Podcast davor, den dritten Gruppengegner zu unterschätzen. Ein Lob bekommt Hansi Flick.

Für Thomas Strunz war dieses Spiel bei der Weltmeisterschaft eine Familien-Angelegenheit. Die Kinder des früheren Nationalspielers hatten am Sonntagabend einige Freunde eingeladen, um im Hause Strunz die Partie zwischen Spanien, wo der 54-Jährige inzwischen lebt, und Deutschland zu schauen. Mit dem 1:1 im Duell der beiden Fußball-Schwergewichte konnten am Ende alle leben. „Sie fühlen sich aufgrund ihrer Herkunft beiden Ländern zugehörig. Es war ein tolles Erlebnis zu sehen, wie die Kinder mitfiebern“, berichtete Strunz am Tag danach im Podcast „WM Inside – Der Expertentalk“, den es hier auch als Video zu sehen gibt.

Thomas Strunz wurde 1996 mit Deutschland Europameister

41-mal trug der gebürtige Duisburger, früherer Profi beim MSV, VfB Stuttgart und bei Bayern München, das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Der Defensivspezialist erlebte dabei Höhen und Tiefen: Erst das überraschende Viertelfinal-Aus des mit Weltmeistern gespickten Teams bei der WM 1994 gegen Bulgarien, dann den EM-Titelgewinn zwei Jahre später.

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Strunz weiß, unter welchem Druck die DFB-Profis vor dem Spanien-Spiel standen. „In so einer Situation muss man sich seiner Stärken bewusst werden“, erklärt er. Gegen Japan (1:2) war der Auftakt ja mächtig in die Hose gegangen. Für Strunz lag das auch an den gesellschaftspolitischen Debatten, etwa um die „One Love“-Kapitänsbinde. „Wenn wir abgelenkt sind, sind wir nicht in der Lage, Top-Leistung zu bringen. Ein, zwei Prozent reichen auf dem Niveau schon.“

Gegen Spanien lag der Fokus auf dem Sport. „Es war gut, dass Hansi Flick sechs Bayern-Spieler aufgestellt hat“, meint Strunz. „Da geht es nicht darum, Tricks zu zeigen, sondern um Haltung und Ausstrahlung auf den Gegner.“ Das Gefühl, wie der Gegner drauf ist, entwickele sich laut Strunz schon im Kabinengang. „Das ist das Selbstverständnis des FC Bayern hilfreich gewesen.“

Ist ja noch einmal gut gegangen --vorerst. Gegen die Spanier habe das DFB-Team Mentalität gezeigt, sich körperlich ins Spiel hereingekämpft. „Dass die Mannschaft mit dem drohenden Aus vor Augen noch einmal alles rausgehauen hat, war für mich der Schlüssel“, meint Strunz, der aber warnt: „Davon, bei der WM angekommen zu sein, sind wir noch ein Stück weit entfernt.“ Mit einem Punkt aus zwei Spielen könne man nicht zufrieden sein. „Dass man von anderen Mannschaften abhängig ist und man selbst erst mal gegen Costa Rica gewinnen muss, macht die Sache nicht besser.“

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Am Donnerstag (20 Uhr/ARD) steht das Duell mit den Mittelamerikanern an. „Das wird schwer genug“, mahnt der Europameister. Strunz fühlt sich an die WM 1994 zurückerinnert. „Für die Weltmeister von 1990, von denen viele in Italien spielten, ging es nur darum, dass man im Halbfinale Italien wegputzen muss. Der Ausgang ist bekannt. Das passiert, wenn ich mich zu viel mit anderen Dingen beschäftige und zu weit denke.“

Thomas Strunz würde auf Niclas Füllkrug setzen

Strunz wünscht sich für das abschließende Gruppenspiel Niclas Füllkrug, den gefeierten Torschützen gegen Spanien, in der Startelf. Wegen der Unbekümmertheit des Bremer Neu-Nationalspielers („Der hat jeden Tag Weihnachten“). Aber auch aus taktischen Gründen. „Wenn wir nur auf engstem Raum kombinieren wollen, machen wir uns das Leben selbst schwer. Wir müssen Costa Rica auch in anderen Bereichen fordern.“ Da könne Füllkrug mit seiner körperlichen Präsenz helfen. „Und wenn das nicht funktioniert, kann man immer noch Thomas Müller bringen.“

Sein Tipp? „4:0“, antwortet Thomas Strunz. Zuhause würde dann wieder laut gejubelt werden.