Hamburg. Das deutsche Basketball-Nationalteam präsentiert sich beim Supercup. NBA-Spielmacher Dennis Schröder ist neuer Kapitän.

Gordon Herbert ließ es locker angehen. Leichtfüßig bewegte sich der 63-jährige Kanadier beim Rock ’n’ Roll in der Innenstadt des belgischen Hasselt, wo die deutsche Basketball-Nationalmannschaft ein Testspiel austrug. Ein Video des beschwingten Bundestrainers kursierte vergangene Woche im Netz. Auch bei der Vorbereitung auf den Supercup in Hamburg an diesem Wochenende konnte Herbert das Training entspannt analysieren. Für die Intensität sorgten seine 13 Akteure von ganz allein.

Von Freitag an erwartet die Deutschen dann jedoch ein heißer Tanz in der Barclays Arena. Um 20.30 Uhr treffen sie im Halbfinale auf Tschechien, tags drauf, je nach Ausgang der Partien, im Spiel um Platz drei (16 Uhr) oder Finale (18.30 Uhr) auf Italien oder EM-Topfavorit Serbien.

Resultate sind Herbert dabei so egal wie ein verpatzter Tanzschritt. Alles ist der Vorbereitung auf die EM vom 1. bis 18. September in Köln und Berlin untergeordnet. Das Ziel: „Eine Medaille.“ Realistisch? „Ja.“ Hinter den Serben, Slowenien, Frankreich und Griechenland ist das mit NBA- und Euroleague-Akteuren gespickte deutsche Team einer der Anwärter darauf, ins Medaillenrennen einzugreifen.

Basketball: Kann Hollatz bei der Heim-EM antreten?

Ob der Hamburger Justus Hollatz (21/CB Breogán), der sich im Training permanent dem Duell mit dem NBA-Spielmacher und neuen Kapitän Dennis Schröder (28/vereinslos) stellen muss, die Heim-EM miterleben kann, ist noch offen. Zwei Akteure aus dem 14 Mann starken Aufgebot, zu dem an diesem Donnerstag noch der eingebürgerte Nick Weiler-Babb (26/FC Bayern München) stoßen wird, muss Herbert noch streichen. „Es werden Spieler auf den drei kleinen Positionen sein“, sagt er und schiebt nach: „Justus ist die Zukunft des deutschen Basketballs, es wird eine schwierige Entscheidung.“

Die personifizierte Zukunft ist guter Dinge. „Ich kann dem Team als vorrangig passorientierter Aufbauspieler und harter Verteidiger Elemente liefern, die wir sonst nicht im Übermaß haben. Mein Bauchgefühl sagt mir 70:30“, so Hollatz. Ausgerechnet einer, der schon zur Vergangenheit der Nationalmannschaft gezählt hatte, dürfte dagegen sein EM-Ticket sicher haben. Da Herbert keinen großen Spieler mehr streichen will, fährt der neue Towers-Center Jonas Wohlfarth-Bottermann (32), der unter Herbert in Frankfurt seine beste Zeit hatte, völlig überraschend zur EM. „Ein Buchmacher hätte darauf vermutlich eine astronomisch hohe Quote angesetzt. Ich werde das im letzten Drittel meiner Karriere alles aufsaugen“, so „WoBo“.

Ticketnachfrage für den Supercup hält sich in Grenzen

Noch nicht angekommen ist das EM-Fieber bei den Fans. Obwohl das Turnier unmittelbar vor der Tür steht, scheint sich ein Großteil der deutschen Sportfans noch nicht damit zu beschäftigen. Rund 3500 Supercup-Tickets pro Spieltag sind abgesetzt worden – darin enthalten 1500 Freikarten pro Tag für Sportvereine. Die Eintrittspreise von mindestens 33 Euro pro Turniertag und 59 Euro als Paket sind hoch, laut Markus Friz, Geschäftsführer der zuständigen Basketball Werbe Agentur, aber gerechtfertigt.

„Die Zuschauer bekommen einen Hochkaräter mit vier EM-Teilnehmern geboten. Trotzdem haben wir die Preise im Vergleich zum Supercup 2019 nicht erhöht“, so Friz. Eine Tagesmiete in der Barclays Arena im Hamburger Volkspark liegt im hohen fünfstelligen Bereich. Angesichts der Inflation und höheren Miete in der Arena, verglichen mit der edel-optics.de Arena, kein lohnenswertes Geschäft.

Das soll in sportlicher Sicht die EM werden. Spätestens dann wird Herbert die Zügel anziehen und von seinem Team vor allem eins erwarten: Rock ’n’ Roll.