Hamburg. Deutschland unterlag Argentinien im Halbfinale trotz beeindruckender Leistung. Am Sonntag geht es um Platz 3 gegen Australien.

Die deutschen Hockeydamen haben ihre erste Finalteilnahme bei einer Feld-WM seit 1986 knapp verpasst. Die Auswahl des Hamburger Bundestrainers Valentin Altenburg (41) unterlag am späten Sonnabendabend trotz einer beeindruckenden Leistung im Halbfinale, das sie erstmals seit 2010 erreicht hatte, in Terrassa (Spanien) Argentinien mit 4:6 (1:1, 0:1, 1:0, 0:0) nach Penaltyschießen.

Die deutschen Damen konnten sich damit nicht für das Viertelfinalaus bei den Olympischen Sommerspielen 2021 in Japans Hauptstadt Tokio rehabilitieren, als sie „Las Leonas“ mit 0:3 unterlegen waren, hielten gegen den Favoriten aber über die gesamte Spieldauer auf Augenhöhe mit.

Hockey-WM: Temporeiche Partie gegen Argentinien

Im olympischen Hockeystadion von 1992 trafen bei 29 Grad Abendhitze in der regulären Spielzeit die Hamburgerin Hanna Granitzki (Club an der Alster/1.) und die Berlinerin Charlotte Stapenhorst (Zehlendorfer Wespen/45.) für Deutschland sowie Agustina Gorzelany (14.) und Agustina Albertarrio (27.) für Argentinien, das in Agostina Alonso und Eugenia Trinchinetti zwei ehemalige Bundesligaspielerinnen des Großflottbeker THC in seinen Reihen hat. Deutschland spielt damit am Sonntag (18.30 Uhr/DAZN) gegen Australien um Bronze und kann erstmals seit 1998 wieder eine WM-Medaille holen. Finalgegner Argentiniens ist am Sonntagabend (21.30 Uhr/DAZN) Titelverteidiger und Olympiasieger Niederlande, der sich dank eines Strafeckentors von Fréderique Matla (41.) mit 1:0 gegen Australien durchsetzte.

Deutschland erwischte einen Start nach Maß. Mit der ersten Strafecke, die Granitzki per Rückhandstecher nach Ablage von Sonja Zimmermann (Mannheimer HC) verwertete, ging der Weltranglistensechste nach 28 Sekunden in Führung. Im Anschluss entwickelte sich eine temporeiche Partie mit Torchancen auf beiden Seiten. Argentiniens Ausgleich durch Strafeckenspezialistin Gorzelany kurz vor der ersten Viertelpause kam allerdings glücklich zustande, die Ecke war höchst umstritten, wurde aber von der Videoschiedsrichterin bestätigt.

Hockey-WM: Deutschland scheidet im Halbfinale aus – "sehr bitter"

Auch zu Beginn des zweiten Viertels hatte Deutschland Pech, als ein regulär scheinender Treffer der Hamburgerin Anne Schröder (Club an der Alster) per Eckenrebound wegen gefährlichen Spiels aberkannt wurde. Kurz danach hatte Jette Fleschütz vom Großflottbeker THGC, die für die erkrankte Kira Horn (Alster) nachnominiert worden war, die große Chance zum Führungstor, scheiterte aber freistehend vor Argentiniens Torhüterin Belen Succi. Die deutschen Damen waren in dieser Phase klar spielbestimmend. Regelkonform allerdings fiel das 1:2 kurz vor der Halbzeit, als die Defensive bei einem Freischlag Argentiniens nicht schnell genug schaltete und Pia Maertens (RW Köln) eine Hereingabe Albertarrios unglücklich ins eigene Tor abfälschte.

Nach der Pause wurde das Spieltempo deutlich niedriger, auch die Zahl der Torchancen nahm ab. Argentinien versuchte, die Führung zu verwalten, Deutschland kam aber nur selten zu gefährlichen Angriffen. Dennoch schaffte Stapenhorst drei Sekunden vor der dritten Pause den Ausgleich, als sie nach einem Abpraller am schnellsten reagierte und aus kurzer Distanz technisch hochklassig einschoss.

Im Schlussviertel drängte der Olympiazweite auf das Siegtor, mit Glück und Geschick und einer starken Julia Sonntag (RW Köln) im Tor retteten sich die Deutschen aber ins Penaltyschießen. Dafür brachte Altenburg Nathalie Kubalski (Düsseldorfer HC) für Sonntag, doch der Schachzug sollte nicht aufgehen. Für Deutschland trafen Schröder und Zimmermann, Kapitänin Nike Lorenz (RW Köln) und Linnea Weidemann (Berliner HC) vergaben jedoch, sodass Argentiniens Kapitänin Rocio Sanchez als letzte Schützin mit dem vierten Treffer die Partie entschied. „Es ist sehr bitter, ein Halbfinale zu verlieren, aber wir werden morgen bereit sein, um uns die Medaille zu holen“, sagte Lorenz kurz nach dem Abpfiff. Nach einer starken WM-Leistung wäre die Bronzeplakette der verdiente Lohn.