Hamburg. Die Deutschen verloren gegen die Niederlande. Nun steht das Gruppenfinale der deutschen Hockeydamen bei der WM an.

Langeweile an den spielfreien Tagen bei der Feldhockey-WM zwischen der 1:3-Niederlage gegen Gastgeber und Titelverteidiger Niederlande am Sonntagabend und dem letzten Vorrundenspiel gegen Irland an diesem Mittwoch (16.30 Uhr/DAZN) in Amstelveen musste Charlotte Stapenhorst nicht befürchten. „Ich hatte noch ein paar Grundrisse zu zeichnen“, sagt die Nationalstürmerin, die im kommenden Jahr ihr Architekturstudium mit dem Master abschließen möchte. So ist das Leben als deutsche Auswahlspielerin in einem Randsport eben, selbst beim Saisonhöhepunkt steht nicht nur der Sport im Fokus.

Sich abseits des Feldes mit anderen Themen zu beschäftigen ist der Mannschaft von Bundestrainer Valentin Altenburg ausdrücklich gestattet – sofern die Konzentration auf das Wesentliche nicht leidet. Und das ist bei diesen Welttitelkämpfen nicht in erster Linie das Ergebnis, sondern die Weiterentwicklung.

„Wir versuchen, nicht so viel auf den Gegner zu schauen, sondern nur auf das, was wir beeinflussen können. Wir wollen unser Spiel durchziehen, wir wollen defensiv eine Festung werden und offensiv begeistern, und wenn uns das gelingt, dann können wir zufrieden sein“, sagt die 27-Jährige, die beim 4:1-Auftaktsieg gegen Chile am vergangenen Sonnabend zwei Treffer erzielte und zur Spielerin des Spiels gekürt wurde.

Hockeydamen haken Niederlage ab

Die Niederlage gegen die Niederlande, als amtierender Olympiasieger, Welt- und Europameister das Maß der Dinge im Damenhockey, war deshalb schnell abgehakt. „Wir waren nicht mal enttäuscht, denn wir wussten, dass es dem aktuellen Leistungsstand entspricht. Jetzt wollen wir Irland schlagen und dann unbedingt so viele K.-o.-Spiele wie möglich gewinnen“, sagt Charlotte Stapenhorst. Als Gruppenzweiter oder, im Fall einer Niederlage gegen den Vizeweltmeister, -dritter steht am Sonnabend die Viertelfinalqualifikation an, da nur die Sieger der vier Vorrundengruppen direkt die Runde der letzten acht erreichen. Halbfinale und Finale finden in Terrassa (Spanien) statt, „und wenn wir dann noch mal gegen Holland spielen sollten, bin ich gespannt, wie das ausgeht, wenn die nicht 10.000 Fans im Rücken haben“, sagt Stapenhorst.

Die gebürtige Berlinerin, die 2014 zum Uhlenhorster HC nach Hamburg gewechselt, aber nach den Sommerspielen 2021 in Tokio zu ihrem Heimatverein Zehlendorfer Wespen in die Zweite Liga zurückgekehrt war, erlebt aktuell ihre zweite und voraussichtlich auch letzte Feld-WM. Hätte Altenburg nicht den Belgier Xavier Reckinger zu Jahresbeginn als Bundestrainer abgelöst, „dann hätte ich wahrscheinlich schon aufgehört. Der Spaß war verloren gegangen. Jetzt ist die menschliche Wertschätzung wieder da“, sagt sie.

Dennoch sei unklar, ob sie die zwei Jahre bis zu den Sommerspielen 2024 in Paris noch durchzieht oder sich auf Beruf und den Bundesliga-Aufstieg mit den Wespen konzentriert. Sollte sie sich für Olympia entscheiden, könnte auch ein erneuter Wechsel in die Bundesliga infrage kommen – aber eher nicht innerhalb der Stadt zum Berliner HC. „Es ist eine Option, zum UHC zurückzukehren, aber damit befasse ich mich erst, wenn es ansteht“, sagt sie. Zunächst zählt nur das Heute, und das ist Herausforderung genug.