Hamburg. Für das Abendblatt analysiert Hockeylegende Christian Blunck die anstehenden Play-off-Viertelfinalspiele der sieben Damen- und Herrenteams.

Zugegeben, eine große Überraschung ist es nicht, dass Christian Blunck in seiner Analyse der bevorstehenden Play-offs in den Feldhockey-Bundesligen die Damen und Herren des Harvestehuder THC als Teilnehmende an den Final-Four-Endrunden am 4./5. Juni in Bonn ausgemacht hat. Schließlich ist der Olympiasieger von 1992 Mitglied beim Traditionsclub vom Voßberg, er war dort Präsident, Trainer und Spieler. „Dennoch glaube ich fest daran, dass das kein Wunschtipp, sondern eine realistische Voraussage ist“, sagt der 53-Jährige, der sich als Fußballkommentator für den Bezahlsender Sportdigital und Hockeyexperte für den Streamingdienst DAZN einen Namen gemacht hat und im Abendblatt die fünf Best-of-3-Viertelfinalpaarungen mit Hamburger Beteiligung – Spiel eins an diesem Wochenende, das zweite und ein mögliches Entscheidungsspiel am Wochenende 28./29. Mai – analysiert.

Herren, Uhlenhorster HC – Rot-Weiß Köln (Sa., 12.30 Uhr, Wesselblek):

Auf dem Papier sind die Rollen klar verteilt. Der UHC schaffte es als Vierter mit nur 13 Punkten aus 16 Partien am letzten Hauptrundenspieltag ins Viertelfinale, der Titelverteidiger aus dem Rheinland gewann die Parallelgruppe mit 40 Punkten. „Die einzige Chance, die der UHC hat, ist, dass niemand etwas von ihnen erwartet. Sie können nur gewinnen, und wenn sie mit diesem Mut in ihr Heimspiel gehen, dann ist eine Überraschung möglich“, sagt Blunck, der die Kölner aber für den klaren Favoriten hält. „Sie sind qualitativ durchweg besser besetzt als der UHC, und das wird sich über drei Spiele durchsetzen“, sagt er. Zwar hätten die Hamburger mit Abwehrchef Benedikt Schwarzhaupt und den Offensivkräften Michel Struthoff und Hannes Müller drei sehr interessante Nationalspieler in ihren Reihen, „aber mit nur 27 geschossenen Toren sind sie vorn zu ungefährlich, um Köln zu schlagen.“

Herren, Club an der Alster – Harvestehuder THC (Sa., 15 Uhr, Pfeilshof):

Das Positive an Hamburger Derbys im Viertelfinale, sagt Blunck, sei der Fakt, dass immerhin ein Vertreter der Stadt sicher im Halbfinale steht. Wer sich aus dem Klassiker für Bonn qualifiziert, stünde auf Messers Schneide. „Das ist eine 50:50-Paarung, beide Teams haben in der Hauptrunde gezeigt, dass sie durchaus gutes, gefestigtes Hockey spielen können“, sagt er. Das doppelte Heimrecht für den HTHC könne nur dann ein Vorteil werden, wenn dieser das erste Spiel nicht verliere. „Denn der Verlierer steht unter großem Druck, egal, wo Spiel zwei stattfindet.“ Während beim HTHC mit Standardspezialist Michael Körper und Rekordnationalspieler Tobias Hauke zwei Altmeister aus dem Team herausragten, sieht Blunck bei Alster deren Ausgeglichenheit als größte Stärke an. „Ein kleiner Vorteil für den HTHC könnte sein, dass sie in der Hauptrunde mit 64 Toren 18 mehr als Alster geschossen haben. Das gibt Sicherheit“, glaubt er.

Herren, Uhlenhorst Mülheim – Hamburger Polo Club (So., 14 Uhr):

Extrem gespannt ist der Mann, den alle „Büdi“ nennen, auf den Auftritt des neuen Hamburger Platzhirschs. „Polo hat sich mit Rang zwei und nur zwei Punkten Rückstand auf Köln ganz deutlich in der Spitze positioniert. Ich bin mir sicher, dass das Erreichen des Final-Four-Turniers nicht deren Maximalziel ist“, sagt er. Die Arbeit von Cheftrainer Matthias Witthaus imponiert Blunck. „Er hat über die vergangenen Jahre eine sehr gut zusammengesetzte Mannschaft aufgebaut, die organisch gewachsen ist und durch ihr schnelles Umschaltspiel und eine extrem schlagkräftige Offensive – 69 Tore waren der zweitbeste Ligawert der Hauptrunde – besticht. Zudem haben sie mit Niklas Garst einen Torhüter, der in die Nationalmannschaft drängt, und mit Kane Russell den zweitbesten Eckenschützen und Torjäger der Liga.“ Dennoch dürfe man Mülheim, das zuletzt wegen Verletzungen einiger Leistungsträger etwas schwächelte, nie abschreiben. „Ich glaube aber, dass sich Polo in drei Spielen durchsetzt.“

Damen, Uhlenhorster HC – Club an der Alster (Sa., 15 Uhr, Wesselblek):

„Für mich gibt es hier nur einen Tipp: Alster gewinnt in zwei Spielen“, sagt Büdi Blunck. Zwar hatte Alster zuletzt mit den Ausfällen mehrerer durch die Pro-League-Einsätze überlasteter Nationalspielerinnen zu kämpfen. „Trotzdem sehe ich beim UHC aktuell keine ausreichende Qualität, um das Final Four zu erreichen, Alster ist in allen Mannschaftsteilen deutlich besser besetzt. Außerdem wird der feststehende Abgang von Cheftrainer Jens George zusätzliche Kräfte freisetzen, um ihm einen würdigen Abschied zu ermöglichen. Und den gönne ich ihm von Herzen.“

Damen, Harvestehuder THC – RW Köln (So., 13 Uhr, Barmbeker Straße):

Die Entwicklung der HTHC-Damen innerhalb der vergangenen Jahre von einem destruktiven Defensivbollwerk zu einem mutig agierenden, aber immer noch unbequem zu bespielenden Team lässt Blunck auf den großen Wurf hoffen. „Ich glaube, dass Köln dem HTHC von der Spielweise her gut liegt. Das werden drei Duelle auf absoluter Augenhöhe.“ Vieles hänge von der Form der ligaweit zweitbesten Torschützin Laura Saenger ab. „Zusammen mit Franzisca Hauke als erfahrener Spiellenkerin und der Power von Katharina Kiefer und Marisa Martin Pelegrina kann Laura den Unterschied machen.“