Hamburg. Laura Saenger führt die Torjägerliste der Hockey-Bundesliga an – und ist neu im A-Team. Die 27-Jährige verfolgt ehrgeizige Ziele.

Ein kleiner Rest Verwunderung ist geblieben. „Ich war super überrascht über die Nominierung, weil ich damit nicht mehr gerechnet hatte“, sagt Laura Saenger, und man muss das verstehen. Schließlich ist es unüblich, mit 27 sein Debüt in der Hockey-Nationalmannschaft zu feiern; einem Alter, in dem manche den Krummstock schon für immer in die Ecke stellen.

Nachdem sie seit ihrer Zeit in der U-21-Auswahl nicht mehr für Deutschland nominiert worden war, hatte die Innenverteidigerin, die seit 2015 für den Harvestehuder THC in der Bundesliga spielt, mit einer solchen Chance nicht mehr gerechnet.

Hockey: Saenger träumt von WM

Aber nun, da sie am 22. März in Düsseldorf gegen Spanien ihr erstes von mittlerweile vier A-Länderspielen bestritten hat, will die gebürtige Hannoveranerin den Fuß nicht mehr aus der Tür nehmen. Druck, sich unbedingt in den Kader für die WM Anfang Juli in den Niederlanden und Spanien kämpfen zu müssen, verspüre sie keinen. „Aber natürlich wäre es ein Highlight, wenn ich eine WM spielen könnte“, sagt sie.

Das Tempo in der Weltspitze, aber auch die unkonventionellen Spielstile von Gegnern wie Spanien oder den USA hätten ihr anfangs schon zu schaffen gemacht. „Ich will nicht sagen, dass ich überfordert war. Aber es hat doch etwas gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte“, sagt die Medizinstudentin. Gerade im Spielaufbau, der auf ihrer Position angeschoben wird, müsse man international schon den nächsten Pass im Kopf haben, bevor der Ball überhaupt den eigenen Schläger berührt. „Diese Gedankenschnelligkeit muss ich mir noch mehr erarbeiten“, gibt sie zu.

„Sie ist bereit, aus ihrer Komfortzone zu kommen"

Genau das schätzt der neue Bundestrainer Valentin Altenburg an seiner Novizin, die er noch aus gemeinsamen Zeiten im Jugendnationalteam kennt. „Sie ist bereit, aus ihrer Komfortzone zu kommen und sich auf die Herausforderung einzulassen“, sagt der Hamburger, der noch zwei weitere Gründe für die Nominierung anführt. „Zum einen war sie in der Bundesliga eine der ganz wenigen Nicht-Nationalspielerinnen, die in den Spielen regelmäßig den Unterschied machen. Außerdem spielt sie sehr körperlich und geradlinig und hat eine Wahnsinns-Strafecke“, sagt er.

Tatsächlich ragt Laura Saenger als Standardspezialistin besonders aus dem Team der HTHC-Damen heraus. Als Jugendliche übte sie mit dem Jungsteam beim DHC Hannover das Schlenzen, doch erst ein Wechsel im HTHC-Trainerstab brachte ihr dank veränderten Athletiktrainings die notwendige Kraft, um die Ecken mit noch mehr Präzision zu verwandeln. Mit zwölf Saisontoren führt sie, wohlgemerkt als Abwehrspielerin, die Torjägerliste der Bundesliga an.

Hockey: Saenger kann ihr Torkonto aufstocken

An diesem Wochenende hat die Winterhuderin im Gastspiel bei Tabellenführer Mannheimer HC (Sa., 12 Uhr) und im Stadtderby beim Tabellenzweiten Club an der Alster (So., 14 Uhr, Pfeilshof) die Chance, ihr Torkonto aufzustocken. Ein Sieg würde genügen, um die Teilnahme am Viertelfinale abzusichern. Das allerdings wäre nur das Minimalziel, denn Laura Saenger will unbedingt ihre erste Feld-Endrunde erleben. Erst zur deutschen Meisterschaft, anschließend zur WM – dann wäre für Verwunderung keine Veranlassung mehr.