Hamburg. Drei Hockey-Nationalspielerinnen greifen in der Zweiten Liga noch mal an und werden laut Trainer Völkner das Team “anführen“.

Noch hat sie keine Minute gespielt für ihren neuen Verein, aber dass die Entscheidung richtig war, wusste Jana Polk bereits nach dem ersten Training. „Ich hatte mich komplett ausgepowert, aber es fühlte sich so gut an“, sagt die 31-Jährige, die Teil eines besonderen Projektes ist.

Von diesem Sonntag (15.15 Uhr) an, wenn Tabellenführer Bremer HC am Eckerkamp gastiert, will die Mittelfeldspielerin, die unter ihrem Geburtsnamen Teschke viele Jahre für den Uhlenhorster HC und die deutschen Hockeydamen das Spiel lenkte, mithelfen, den Klipper THC vor dem Abstieg aus der Zweiten Bundesliga zu bewahren.

Hockey: Eileen lässt Karriere bei Klippern ausklingen

Damit steht sie nicht allein, denn mit Marie Mävers (31) und deren Ehefrau Eileen (37/geborene Hoffmann) konnte der Traditionsclub aus dem Hamburger Nordwesten, der vor 20 Jahren seinen einzigen Feldmeistertitel gewann, zwei weitere Ex-Nationalstürmerinnen von einem Engagement überzeugen. Eileen hatte schon vor der Pandemie geplant, bei Klipper die Karriere ausklingen zu lassen.

Marie und Jana hatten sich im vergangenen Jahr beim UHC aus dem Leistungssport zurückgezogen, weil sie schwanger geworden waren. Nun sind die Mävers-Zwillinge fast ein Jahr alt und Bruno, Sohn von Jana und Ex-Nationalspieler Moritz Polk, acht Monate. Die Mütter fühlen sich bereit für eine letzte Herausforderung, und diese konnte Tim Völkner dem Trio schmackhaft machen.

Im Vordergrund steht zunächst der Klassenerhalt

Der 30-Jährige ist seit 1. Oktober hauptberuflich Klipper-Coach und übernahm die Damen zur Rückrunde, er stammt aber aus dem UHC und hatte deshalb Verbindungen zu den drei Auswahlspielerinnen. „Mit Jana bin ich von der fünften Klasse an gemeinsam aufs Gymnasium Hummelsbüttel gegangen. Ich habe sie um Unterstützung für unser Projekt gebeten, und herausgekommen ist, dass wir drei solche Topspielerinnen für uns gewinnen konnten“, sagt er.

Allen Beteiligten ist wichtig zu betonen, dass der Fokus nicht allzu stark auf den Neuzugängen liegen soll. Im Vordergrund steht zunächst der Klassenerhalt – Klipper ist mit zwei Zählern Vorsprung auf die Abstiegsränge Drittletzter. „Vor allem aber wollen wir nachhaltig etwas aufbauen, um mittelfristig die Rückkehr in die Bundesliga zu schaffen“, sagt Völk­ner. Dafür jedoch muss es gelingen, die starken Jugendspielerinnen aus der U 14 und U 16 im Verein zu halten. „In den vergangenen Jahren sind zu viele unserer Talente innerhalb Hamburgs abgewandert. Mit der Verpflichtung von Jana, Eileen und Marie wollen wir ein Zeichen setzen, dass wir uns entwickeln und Perspektiven bieten wollen.“

Hockey: Trio ist ein Gewinn für die Klipper-Mannschaft

Jana Polk gefällt dieser Ansatz. Zwar hat sich das Trio zunächst nur bis zum Saisonende verpflichtet und wird aus familiären Gründen auch nur die Heimspiele bestreiten. „Aber wir sind offen für alles und werden sehen, wohin sich die Sache entwickelt“, sagt die Gymnasiallehrerin, die noch bis Februar 2023 in Elternzeit ist. Sportlich sind die drei zweifelsohne ein Gewinn für die junge Klipper-Mannschaft, auch wenn Jana Polk feststellen musste, dass Schnelligkeit und Ballsicherheit, mit denen sie zu Nationalteamzeiten zu glänzen wusste, unter der eineinhalbjährigen Pause etwas gelitten haben. „Aber wenn man sich damit abgefunden hat, dass nicht alles problemlos funktioniert, dann geht das schon“, sagt sie.

Trainer Völkner ist überzeugt davon, dass der eingeschlagene Weg zum Erfolg führen wird. „Hockeytechnisch sind sie enorm stabilisierend, jeder sieht, was sie drauf haben. Sie werden unsere junge Mannschaft anführen, und davon werden alle profitieren.“ Wofür es dann reicht, bleibt abzuwarten. Aber ein spannendes Projekt dürfte es werden.