Hamburg. Die Hamburger Basketballer verlieren 75:79 gegen Riesen Ludwigsburg. Seth Hinrichs mit 19 Punkten bester Werfer. Über das Spiel.

Es gehört bei den Hamburg Towers fast schon zur Tradition, Saisonziele nur sehr vage zu formulieren. Den nächsten Schritt in der Entwicklung zu machen ist meist eine dieser wenig greifbaren Aussagen, und wenn der bisherige Saisonverlauf als Maßstab dieser Anforderung genommen werden darf, fällt es dennoch schwer, ein Urteil zu fällen.

Während sich die Hamburger Basketballer auf internationaler Bühne bisher respektabel präsentierten, bei ihrem EuroCup-Debüt vorzeitig das Achtelfinale erreichten, wirft die Mannschaft in der Bundesliga ihrer Vorgabe aus der vergangenen Saison weiter hinterher. Nach der 75:79 (24:17, 15:17, 19:22, 17:23)-Heimniederlage gegen die Riesen Ludwigsburg ist das Erreichen der Play-off-Runde im Mai, Platz eins bis acht, aus eigener Kraft nicht mehr machbar.

Basketball-Bundesliga: Zwei Siege in elf Spielen

Nun ist im Basketball nichts unmöglich, größere Rückstände aufzuholen scheint zur Kernkompetenz der Sportart zu gehören. Und weil der Tabellenachte Crailsheim nach dem Ausfall seines überragenden US-Spielmachers T.J. Shorts, der vergangene Saison noch für die Towers wirbelte, Schwierigkeiten haben dürfte, seine Position zu behaupten, sollte in den verbleibenden zehn Spielen eine Aufholjagd keineswegs aussichtslos sein. In der vorigen Serie belegte Bamberg nach Ende der Punktrunde mit 17:17 Siegen Platz acht, die Towers wurden mit 21:13 Siegen Siebter, schieden dann im Viertelfinale aber chancenlos gegen den späteren Meister Alba Berlin aus.

Gegen die Towers spricht diesmal ihre Ausbeute gegen die Topteams, zwei Siege aus elf Begegnungen stehen derzeit in dieser Bilanz. Dafür gibt es Gründe, einer ist das Coronavirus, von dem die Mannschaft bis in diesen Januar fast zwei Jahre lang verschont geblieben war, der andere wäre das gehäufte Verletzungspech. 2022 stand Towers-Trainer Pedro Calles gerade mal an einem Tag sein kompletter Kader zur Verfügung.

Towers bewiesen immer wieder ihre Moral

Ein im vergangenen Sommer neu formiertes Team und dessen Spielsysteme zu entwickeln und zu verfeinern, fällt unter diesen Umständen extrem schwer. Gegen Ludwigsburg fiel am Sonnabend zudem Zach Brown mit einem Mittelfußbruch aus, den er sich beim Abschlusstraining am Freitag zugezogen hatte. Der 26-Jährige wird jetzt mehrere Wochen fehlen. In den vergangenen Wochen hatte sich der US-Forward als verlässliche Größe in Angriff und Abwehr erwiesen.

Auf der anderen Seite haben die Towers immer wieder ihre Qualitäten und besonders geforderte Moral bewiesen, oft allen Widrigkeiten zum Trotz. Auch gegen Ludwigsburg hingen die Körbe für die Hamburger lange Zeit nicht zu hoch, bis 4:54 Minuten vor Schluss führten sie, in diesem Moment mit 67:66 das letzte Mal. „Wir hatten im vierten Viertel Probleme, den Ball in den Korb zu bekommen. Letztendlich waren die drei Ludwigsburger Dreier in Serie in den letzten fünf Minuten die entscheidenden“, sagte Calles, der seinem Team dennoch bescheinigte, über das ganze Spiel gesehen „einen guten Job“ gemacht zu haben.

Justus Hollatz ist der wichtigste Spieler der Towers

Das galt speziell für die ersten 20 Minuten. Als die Hamburger zu Spielbeginn mit 3:10 ins Hintertreffen gerieten, war das Schlimmste zu befürchten. Doch solange Justus Hollatz im Towers-Trikot aufläuft, ist noch nichts verloren. Der 20-Jährige bleibt der stabilisierende Faktor im Angriff der Calles-Fünf und ist inzwischen, so verrückt es angesichts seines Alters klingen mag, auch der wichtigste Spieler. Im ersten Viertel übernahm er mit dem nicht mehr außer Form kommenden Lukas Meisner die Rolle als Architekt eines 13:0-Laufs, um sein Team wieder auf Kurs zu bringen.

Die für ihre starke Defensivarbeit gefürchteten Ludwigsburger hatten in dieser Phase unerwartet große Schwierigkeiten mit dem geradlinigen Spiel der Towers. Mit zunehmender Matchdauer verstanden sie es aber, die Hamburger nicht mehr zu freien Würfen kommen zu lassen, was deren Trefferquote merklich einschränkte. Auch die begeisterungsfähigen 2160 Zuschauenden in der edel-optics.de Arena konnten am Schluss die Bälle nicht mehr in den Korb schreien.

Basketball-Bundesliga: Towers treffen auf Niners Chemnitz

„Wir haben lange Zeit vieles richtig gemacht“, sagte Towers-Topscorer Seth Hinrichs, „doch das bringt uns zu diesem Zeitpunkt der Saison leider nichts.“ Nur Punkte helfen noch. Am Donnerstag (19 Uhr/MagentaSport) besteht dazu an towers-historischer Stätte die Gelegenheit. Mit einem Sieg bei den Niners Chemnitz stiegen die Hamburger am 30. April 2019 in die Bundesliga auf.

Hamburg Towers: Hinrichs (19 Punkte/11 Rebounds), DiLeo (13 Punkte/3 Rebounds), Kotsar (11 Punkte, 11 Rebounds, 4 Steals), Hollatz (10 Punkte/11 Vorlagen), Meisner (9 Punkte), Christen (9 Punkte), Homesley (2 Punkte/4 Vorlagen), J. Brown (2 Punkte), Edigin.