Hamburg. Im Fanclub des Basketball-Bundesligisten regt sich Unmut über mangelnde Beachtung. Arena kann gegen Ludwigsburg ausverkauft werden.

Eine Spitzenmannschaft zu Gast und die Sondergenehmigung zur Vollauslastung der Halle in der Tasche: Vor dem Heimspiel der Hamburg Towers an diesem Sonnabend (18 Uhr/MagentaSport) gegen die fünftplatzierten MHP Riesen Ludwigsburg könnte Vorfreude die dominierende Emotion sein. Doch das Leben ist nun mal kein Konjunktiv. Von 3400 möglichen Tickets sind rund 2000 abgesetzt, und die Atmosphäre in der Wilhelmsburger edel-optics.de Arena hat sich aufgeheizt.

Es ist in erster Linie Frust, der sich bei einigen Mitgliedern des Fanclubs angestaut hat. Die zweijährige Corona-Pause gab es in Hamburg nicht exklusiv. „Aber wir hätten uns schon gewünscht, dass Alternativangebote geschaffen worden wären, um den Kontakt zum Team zu halten. Digital wäre das sicher kein Problem gewesen“, sagt ein Anhänger, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Stattdessen werden wir vergessen, aber die Ticketpreise ziehen kräftig an, ab nächster Saison bin ich raus“, sagt ein anderer.

Basketball: Fankultur der Towers noch sehr dynamisch

Hinzu kommen Unmut über mitunter tagelang ausbleibende Antworten auf Ticketanfragen sowie darüber, dass die Towers in Kooperation mit ihrem Reisepartner selbst Busreisen zu Auswärtsspielen anbieten – aus Sicht einiger Towers-Fans sei die Organisation solcher Trips ein Privileg, das dem Fanclub vorbehalten sein sollte. „Worin besteht sonst unsere Existenzgrundlage?“, fragt ein weiteres Ex-Mitglied.

Alles keine Dramen, insbesondere da die Fankultur der Towers neun Jahre nach Vereinsgründung noch sehr dynamisch ist. Aber auch keine Lappalien vor dem Hintergrund, dass sich die Towers gern als große Familie bezeichnen. „Und dazu stehen wir nach wie vor“, beteuert Geschäftsführer Jan Fischer. Der 41-Jährige kann die Wahrnehmung, der persönliche Kontakt zur Mannschaft sei abhandengekommen, nachvollziehen.

„Jeder soll sich ein Towers-Ticket leisten können“

Er sagt aber auch: „Das geht, so schade es ist, mit dem Aufstieg in die Bundesliga und einer zunehmenden Professionalisierung einher. Ich fand es auch cool, als Spieler und Fans, wir alle gemeinsam, nach Heimspielen zusammen gefeiert haben. Aber gestandene Profis haben einen ganz anderen Fokus.“ Den Spielern sei jedoch mit auf den Weg gegeben worden, zumindest nach Spielende in Richtung Fantribüne zu gehen und sich mit der gebotenen Distanz zu bedanken, anstatt lediglich im Mittelkreis zusammenzukommen. „Das wird kommen, aber die Jungs wurden zwei Jahre darauf getrimmt, Kontakte zu vermeiden. Das muss erst aus den Köpfen“, so Fischer.

Den Vorwurf der zu hohen Ticketpreise weist Fischer zurück. Man liege als Großstadt ligaweit gut im Schnitt und habe darauf geachtet, vor allem den Preisanstieg im günstigsten Segment moderat ausfallen zu lassen. „Jeder soll sich ein Towers-Ticket leisten können.“ Der Vergleich zu alten Zweitligazeiten verzerre schlicht den Blick auf das reale Preisbild der Bundesliga.

Basketball: Towers "benötigen die Unterstützung"

Dennoch möchte Fischer den persönlichen Draht zum 46 Mitglieder zählenden Fanclub wieder intensiver aufnehmen. Der neue Fanclubsprecher Sven Bostelmann betont, „die bisher geführten Gespräche führen in die richtige Richtung. Wir werden uns vor der kommenden Saison ausführlich zusammensetzen.“ Und Fischer stellt klar: „Es steht völlig außer Frage, dass wir die Unterstützung benötigen. Wir hatten nicht ohne Grund über Jahre einen großen Heimvorteil.“

Das bekannteste Gesicht aus der Fanszene beschwichtigt. Harald Dreyer ist Anhänger seit dem ersten Sprungball 2014, das Towers-Logo prangt als Tattoo auf dem vom Trommeln bei den Spielen gestählten Unterarm. „Sicher, die Tickets sind extrem teuer geworden. Aber wir spielen jetzt international, da sind solche Preise gang und gäbe, und auch die Fans müssen dann ihren Obolus entrichten“, sagt Dreyer. Es bleibe ja in der Familie.