Hamburg. Beim Viersterne-Beachvolleyballturnier in Brasilien rücken Julius Tholes Nachfolger in den Fokus. Gesucht wird ein Partner für Sven Winter.

23 Grad, dazu ein leichter Wind und ein Wechsel aus Sonne und Wolken – es gibt in diesen Novembertagen wettertechnisch deutlich schlechtere Orte als Itapema im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina. Frühlingsgefühle – auf der Südhalbkugel ist der Winter gerade vorbei – werden dennoch nicht aufkommen bei den deutschen Beachvolleyballteams. Dazu steht beim letzten Viersterneturnier des Jahres, das an diesem Dienstag mit der Qualifikation beginnt, zu viel auf dem Spiel.

Schließlich ist es auch das erste große internationale Event seit dem World-Tour-Finale Mitte Oktober und der Auftakt in die nacholympische Saison. Und da nach dem überraschenden Rücktritt des Olympiafünften Julius Thole (24/Eimsbütteler TV) im Lager der deutschen Männer einiges in Bewegung geraten ist, umweht das Event an der Atlantikküste zwischen Sao Paulo und Porto Alegre das Flair einer Castingshow.

Beachvolleyball: Zweites deutsches Topduo gesucht

Mittendrin ist dabei einer, der ursprünglich für die Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles aufgebaut werden sollte, nun aber deutlich früher in den Fokus gerückt ist: Philipp Huster. Nachdem Nils Ehlers (27/HSV) Tholes Platz neben Deutschlands bestem Abwehrspieler Clemens Wickler (26/ETV) eingenommen hat, ist dessen potenzieller Partner Sven Winter (23/Düsseldorf) auf der Suche nach einem neuen Blockspieler, um das zweite deutsche Topduo bilden zu können. Für Huster, der in Itapema zur Probe mit Winter aufläuft, ist das die Chance, unverhofft zu einem frühen Zeitpunkt seiner Karriere einen großen Entwicklungsschritt zu gehen.

Sich deshalb verrückt zu machen, das käme dem 19-Jährigen allerdings nicht in den Sinn. „Natürlich ist das eine tolle Gelegenheit. Aber an meiner Einstellung hat sich dadurch nichts geändert“, sagt der Psychologiestudent, der aus Leipzig stammt und nach einem Jahr in Berlin seit Mitte Oktober am Hamburger Stützpunkt stationiert ist. Für ihn stünde die individuelle Entwicklung im Vordergrund. „Ich weiß, dass ich noch Zeit brauche, um mich optimal zu entwickeln und nach oben zu kommen. Ich kenne meine Baustellen, muss besonders an meiner Technik und an meiner Physis arbeiten“, sagt der 2,05 Meter große Athlet, der großen Wert darauf legt, seinen Körper mit der gebotenen Ruhe an die neuen Belastungen zu gewöhnen.

Wer spielt an der Seite von Sven Winter?

Es ist diese Klarheit, die Alexander Prietzel an seinem Schützling besonders schätzt. „Ich hatte noch nie einen 19-Jährigen, der so reflektiert an die Dinge herangeht“, sagt der Österreicher, der seit Jahresbeginn am Hamburger Stützpunkt als Bundestrainer die Perspektivteams betreut. Auch dem 33-Jährigen, der neben Huster noch Robin Sowa (22) sowie die Pfretzschner-Brüder Simon (19) und Lukas (21) betreut, ist wichtig, in dieser Phase trotz der überraschenden Perspektiven nichts übers Knie zu brechen. „Wir haben uns verpflichtet, die Jungs für 2028 aufzubauen. Deshalb werden wir niemanden in Positionen hineindrängen, die noch nicht passen. Natürlich ist der Rücktritt von Julius für die Jungs eine Chance, aber die individuelle Entwicklung hat Priorität“, sagt er.

Dem will Niclas Hildebrand nicht widersprechen. Dennoch sagt der Sportdirektor der Beachsparte im Deutschen Volleyball-Verband: „Wir wollen bis Monatsende entscheiden, wer als Partner für Sven infrage kommt. Philipp ist auf jeden Fall eine Option, es kann für ihn schneller gehen als gedacht.“ Zudem führe man Gespräche mit drei potenziellen Quereinsteigern aus der Hallen-Bundesliga. In Itapema könne sich zeigen, ob das neue Duo harmoniert. Huster/Winter stehen ebenso im Hauptfeld wie Sowa und Lukas Pfretzschner sowie bei den Frauen Svenja Müller/Cinja Tillmann.

Philipp Huster freut sich auf die Herausforderung, von seinem Plan will er dennoch nicht abweichen. Der sieht vor, im Dezember in Thailand die U-19- und U-21-WM zu spielen und im Januar die Grundausbildung bei der Bundeswehr hinter sich zu bringen. Danach wird man sehen, was der deutsche Frühling an Gefühlen bereithält für ihn.