Hamburg. 2:2 gegen St. Pauli II, abgebrochenes Spiel wegen Schienbeinbruch bei Buck, Chaos in Meiendorf, HSV III kriegt neun Stück.

Altonas Schlussphasen-Trauma

Würden Fußballspiele nach 70 Minuten abgepfiffen, stünde Regionalligist Altona 93 mit zwölf Zählern auf Rang sechs. Werden sie aber nicht! Und so schrieb das Schlusslicht AFC gegen St. Pauli II ein weiteres Kapitel seiner Saison-Tragödie namens „Gut gespielt und Punkte verschenkt!“ 2:1 führte Altona aufgrund der zweiten Halbzeit verdient nach 88 Spielminuten. Das Führungstor der Kiezkicker durch Maximilian Schütt (40.) hatten Noah Gumpert artistisch per Seitfallzieher (51.) und Dominik Akyol kurz nach seiner Einwechslung per Dropkick (68.) gedreht.

Doch dann flog Armel Gohoua mit Gelb-Rot vom Platz (89.), und St. Paulis Schütt krönte sich per Kopf zum Doppeltorschützen, als Altonas Keeper Jasin Jashari nicht entschlossen zum Ball ging (90.+2). „Nach unseren guten ersten 20 Minuten haben wir den Faden verloren“, sagte St. Paulis Trainer Joachim Philipkowski. „Das Remis ist insgesamt gerecht.“

Altonas Trainer Andreas Bergmann hob das Positive hervor. „Heute haben wir immerhin einen Punkt.“ Und er gab ein kleines Bekenntnis ab: „Ich will nicht an den Abstieg denken. Aber käme es so, kann ich mir vorstellen, mit in die Oberliga zu gehen, wenn der Weg hier bei Altona 93 so weitergegangen wird.“

Hirsch absolut fair

Ein schmeichelhaftes 1:1 erreichte Regionalliga-Tabellenführer FC Teutonia 05 bei Eintracht Norderstedt. Die Story des Spiels wurde dabei in der 53. Minute geschrieben. Teutonias Tim Weismann foulte Eintrachts Dylan Williams klar - doch der Elferpfiff von Schiedsrichter Jost Steenken blieb aus. „Mir sagte der Schiedsrichter, der Kontakt sei zu soft gewesen“, sagte Williams, der wenige Minuten später aufgrund des Fouls sogar ausgewechselt werden musste.

„Ein ganz klarer Elfmeter“, ärgerte sich Eintrachts Trainer Jens Martens. Schiedsrichter Steenken wollte sich der Presse gegenüber nicht äußern. Das tat dafür Teutonias Trainer Dietmar Hirsch - und stimmte seinem Kollegen Martens zu: „Wäre ich heute Trainer von Eintracht Norderstedt, würde ich mich über diese Szene sehr ärgern.“

Bucks tragischster Einsatz

„Ich war in der Kabine. Die Jungs sind kreidebleich. Der Schock sitzt ihnen zu tief im Gesicht. Weiterspielen hat keinen Sinn.“ So erklärte Altengammes Liga-Obmann Philipp Mohr am Sonnabendnachmittag Schiedsrichter Ben Henry Uhrig (SC Egenbüttel) seine Bitte um Abbruch des Landesliga-Heimspiels gegen den ASV Hamburg. Beim Stand von 2:1 erlitt neun Minuten nach der Pause ausgerechnet der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler Jonas Buck, der zuvor mit zwei Treffern die bis dahin beste Altengammer Saisonleistung gekrönt hatte, einen Schienbeinbruch am rechten Bein.

Vorausgegangen war ein Foulspiel eines ASV-Akteurs. Buck blieb schreiend vor Schmerzen auf dem Rasen liegen. Ein Rettungshubschrauber und ein Krankenwagen wurden gerufen. Erst nach circa 45 Minuten konnte der bedauernswerte Buck abtransportiert werden. Schiedsrichter Uhrig brach ab. Buck wurde am gestrigen Sonntag im Krankenhaus Boberg operiert. ASV-Präsident Dastagier Kaka: „Die Verletzung war auch für uns ein Schock. Wir wünschen Jonas Buck gute Besserung!“

0:6 am Ende einer wirren Woche

Eine erneut chaotische Woche legte Oberligist Meiendorfer SV aufs Parkett. Die für den vergangenen Montag angekündigte Pressemitteilung bezüglich des Abgangs von Trainer Gökhan Acar blieb aus. Am Donnerstag wurde es Acar zu bunt. Er bestätigte selbst seinen Rücktritt. Der neue Trainer Hakan Yavuz kassierte zum Einstand gegen den TSV Sasel gleich ein deftiges 0:6.

Für die auf Rang zwei ihrer Staffel rangierenden Gäste war der Sieg die Einstimmung auf das Topspiel beim Serienmeister TuS Dassendorf am kommenden Wochenende. „Wir wissen um Dassendorfs Power und Qualität. Wir wollen sie trotzdem in diesem Spiel fordern. Ob und das allerdings über die gesamte Saison gelingen kann, werden erst die nächsten Wochen zeigen“, sagte Sasels Trainer Danny Zankl.

Osdorf demontiert HSV III

Eine epische Pleite kassierte Oberligist HSV III beim TuS Osdorf. Mit 1:9 (!) gingen die Mannen des Trainerduos Marcus Rabenhorst und Christian Rahm am Blomkamp baden. Schon nach 45 Minuten stand es 0:6. „Das war Kollektivversagen. Wer selber mal auf dem Platz gestanden hat, der weiß, wie so ein Spiel laufen kann. Es war ein völlig verkorkstes Spiel“, sagte HSV III-Trainer Rabenhorst.

Zum höchsten Sieg seiner Oberligazugehörigkeit spielten sich dagegen die Osdorfer, die überraschend die Oberligatabelle der Staffel 2 anführen. Und das ohne Top-Torjäger Jeremy Wachter! „Jerry war zwei Wochen krank und saß nur für den Notfall auf der Bank“, so Osdorfs Trainer Philipp Obloch. „Wir haben uns in einen Rausch gespielt und sind zum Sieg geflogen, während beim HSV III die Beine bleischwer waren. Die vielen Tore sind gut für uns und für Jerry. Jetzt weiß er endgültig, dass das Toreschießen bei uns nicht nur an ihm hängt“, so Obloch.

Zwei Teams mit Moral

Ein grandioses Spiel erlebten 120 Fans bei der Landesligapartie SV Nettelnburg-Allermöhe gegen den SC Vorwärts-Wacker Billstedt. Eine 3:1-Führung gab der SVNA nach einem Platzverweis für Robert Spiewak innerhalb von neun Minuten ab, um danach Favorit Billstedt durch Treffer von Nick Schneider (73.) und Philip Stefaniuk (90.+1) in Unterzahl noch mit 5:3 zu bezwingen.

„Im Fußball-Lehrbuch steht, aus einem solchen Sieg kann man unheimlich viel Kraft und Energie ziehen. Schauen wir mal, ob das so kommt und was unser junger Haufen aus diesem genialen Sieg mitnehmen kann“, sagte SVNA-Trainer Daniel Andrade. Billstedts Trainer, Ex-HSV-Profi Carsten Kober, lobte sein Team trotz der Pleite. „Wir haben bei den Gegentoren kuriose Geschenke verteilt. Aber die Moral meines Teams war toll. Wir gehen unseren Weg mit einem sehr jungen Team, da kann so eine Niederlage passieren. Ich mache keinem meiner Jungs einen Vorwurf.“