Hamburg. Harrie Smolders gewinnt die Global-Tour-Etappe in Klein Flottbek, obwohl er gar nicht starten wollte. Veranstalter zufrieden.

Hamburg im Oktober sei wirklich ziemlich kalt und nass, hatte ein italienischer Fotograf angesichts des Herbstwetters im August gescherzt. Dass es am Sonntagnachmittag im „Idee Kaffee Championat von Hamburg“, das das viertägige Springreitfestival im Derbypark Klein Flottbek beschloss, ein Ire war, der zuletzt lachte, war deshalb kaum überraschend. Schließlich wissen die Menschen auf der Grünen Insel auch nur deshalb, dass Sommer ist, weil der Regen wärmer ist als gewohnt.

Shane Breen (46) hatte mit Z7 Ipswich als Zeitschnellster im Stechen der zwölf fehlerfreien Reiter des ersten Umlaufs in 41,16 Sekunden vor dem deutschen Meister Tobias Meyer (33/Bad Oldesloe/41,46) mit Greatest Boy triumphiert – und das, obwohl sein Pferd im Stechen zwei Hufeisen verlor. „Aber der Platz hier ist so gut, dass man auch ohne Hufeisen gewinnen kann“, sagte Breen.

Harrie Smolders gewann Großen Preis von Hamburg

Während im Hamburger Westen noch gefeiert wurde, war der Triumphator des wichtigsten Wettbewerbs des Wochenendes bereits rund 600 Kilometer südwestlich gefordert. Harrie Smolders, der am Sonnabendnachmittag den Großen Preis von Hamburg und damit das Hauptspringen der Global Champions Tour (GCT) gewonnen hatte, kämpfte bei einem Turnier in Belgiens Hauptstadt Brüssel um die nächsten Titelehren.

Den 41 Jahre alten Niederländer einen Zufallssieger zu nennen, wäre angesichts seiner sportlichen Meriten – 2017 war er GCT-Gesamtsieger, ein Jahr darauf feierte er in Klein Flottbek einen Etappensieg auf der weltweit höchstdotierten Springserie – despektierlich.

Smolders hatte Start in Hamburg nicht geplant

Zutreffend war es dennoch, denn ursprünglich hatte Smolders einen Start in Hamburg nicht geplant, sondern wollte nur in Brüssel reiten. Weil aber der Ire Darragh Kenny (33) ausfiel, wurde Smolders als dritter Reiter nachnominiert, um für die Paris Panthers im Teamwettbewerb Global Champions League (GCL) bereitzustehen.

„Ich bin erst am Donnerstagabend von Brüssel hergereist. Dass es nun hier zum Sieg gereicht hat, ist eine tolle Geschichte“, sagte der Niederländer, der mit der 13 Jahre alten Schimmelstute Une de l’Othain als einziger der 29 Einzelstarter in 76,44 Sekunden fehlerfrei unter dem Zeitlimit von 77 Sekunden blieb. Das gab es seit dem GCT-Debüt 2008 in Hamburg noch nie.

Tochter von Steve Jobs auf Platz zwei

Mit jeweils einem Strafpunkt wegen Zeitüberschreitens landeten die US-Amerikanerin Eve Jobs (23), Tochter des 2011 verstorbenen Apple-Gründers Steve Jobs, mit Venue d’Fees Des Hazalles in 78,29 Sekunden und Michael G. Duffy (25/Irland) mit Lapuccino 2 in 80,04 Sekunden auf den Rängen zwei und drei.

Bester Deutscher war Philipp Weishaupt (36/Augsburg) mit Coby, der mit vier Strafpunkten und 76,64 Sekunden Sechster wurde. Hamburgs beste Springreiterin Janne-Friederike Meyer-Zimmermann (40), die dank einer Wildcard starten durfte, belegte mit Messi van’t Ruytershof nach 80,79 Sekunden mit 13 Strafpunkten Rang 23.

„Der Parcours war wirklich sehr schwierig"

Eve Jobs stand innerhalb weniger Stunden zweimal auf dem Podium, nachdem sie an der Seite des Ägypters Nayel Nassar (30) – Schwiegersohn in spe von Microsoft-Gründer Bill Gates – mit Coronado für die Paris Panthers, für die Smolders letztlich nicht zum Einsatz kam, den Teamwettbewerb gewonnen hatte. Die Hamburg Giants mit dem niederländischen Duo Suus Kuyten (35) mit Alfa Jordan und Bart Bles (41) auf Comme-Laude W belegten Rang elf.

„Der Parcours war wirklich sehr schwierig, dazu war die Zeit sehr eng bemessen“, sagte Smolders, der sich über ein Preisgeld von 99.000 Euro und eine hochwertige Uhr von GCT-Namenssponsor Longines freuen durfte. In der GCT-Gesamtwertung rückte er auf Rang 17 vor. In Führung bleibt nach elf von 15 Stationen die Australierin Edwina Tops-Alexander (47), die in Hamburg nicht am Start war.

Smolders freut sich über Stimmung der Hamburger

Smolders sagte, er habe während seiner rasanten Runde gemerkt, „dass der Zeitdruck hoch war und deshalb viele nicht ohne Fehler geblieben sind“. Besonders freute er sich über die Zuneigung des Hamburger Publikums. „Die Stimmung hier ist immer gut, und auch wenn nicht so viele Zuschauer zugelassen waren wie gewohnt, ist es für uns doch sehr schön und wichtig, dass die Atmosphäre wieder da ist“, sagte er.

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Volker Wulff, Chef der veranstaltenden Agentur En Garde, war trotz des Wetters glücklich, die Veranstaltung auch ohne das Spring- und Dressurderby als Höhepunkt durchgezogen zu haben. „Die Stimmung war toll, ganz viele Menschen haben sich dafür bedankt, dass wir ein Stück Normalität zurückgebracht haben“, sagte der 64-Jährige. 5500 Besucher plus 700 VIP-Gäste waren pro Tag zugelassen.

11.500 Besucher im Hamburger Derbypark

Der Sonnabend war mit 5000 Zuschauern der bestausgelastete Tag, insgesamt kamen rund 11.500 Menschen auf die Anlage. Da die Stadt, für die am Freitag Sportsenator Andy Grote und am Sonntag Stefanie von Berg, Leiterin des Bezirksamts Altona, vor Ort waren, zusätzliche finanzielle Unterstützung zusagte, dürfte sich das Defizit im fünfstelligen Bereich einpendeln. Im kommenden Jahr plant Wulff vom 25. bis 29. Mai mit einem Spring- und Dressurderby ohne Einschränkungen.

Während Wulff und sein Team sich auf ihr nächstes Event kommende Woche in Paderborn vorbereiten, zieht Europas Springreit-Elite zum nächsten Höhepunkt weiter. In Riesenbeck stehen von Dienstag an auf der Anlage von Altmeister Ludger Beerbaum (56) die Europameisterschaften auf dem Plan.