Hamburg/Tokio. Der Buchholzer Radprofi ist im Straßenrennen Edelhelfer für die deutsche Medaillenhoffnung Maximilian Schachmann.

Dass es sich lohnen kann, für seine Träume auch unangenehme Wege einzuschlagen, weiß Nikias Arndt ganz genau. Der gebürtige Buchholzer war fast noch ein Kind, als er mit 13 Jahren in die Lausitzer Sportschule nach Cottbus ging, um rund 450 Kilometer von seiner Heimat in der Nordheide entfernt zum Radsportprofi zu reifen.

„Als ich als Jugendlicher auf der Sportschule war, habe ich genauso von Olympia wie von der Tour de France geträumt“, erinnert sich Arndt. „Der Traum von der Tour ist jetzt schon öfters wahr geworden, Olympia fehlte noch“, sagt der heute 29-Jährige, der als Road Captain im Team DSM (ehemals Sunweb) schon sämtliche großen Rundfahrten miterlebt hat.

Nikias Arndt verzichtete auf die Tour de France

Und weil Olympia noch fehlte, ging er vor wenigen Monaten wieder einen unangenehmen Weg, verzichtete zur besseren Vorbereitung bewusst auf die Tour de France und zog zudem den Unmut der DSM-Teamchefs auf sich. „Die Teams unterstützen uns im Hinblick auf Olympia nicht ganz so stark. Bei mir war das Team eher gegen einen Olympiastart, weil die Vorbereitung auf die Vuelta a España durch den Jetlag und die klimatischen Bedingungen in Tokio beeinträchtigt wird“, erklärt Arndt, der mit seiner Freundin in Köln lebt.

Lesen Sie auch:

Ob er vom 14. August an bei der Spanien-Rundfahrt starten wird, entscheidet sich nach dem Einzelzeitfahren am kommenden Mittwoch. Die Entscheidung trifft dann aber nicht Arndt, sondern allein sein Team. So war der Deal. „Das Team hat mir die Freigabe gegeben und mir den Traum Olympia ermöglicht. Sie wollen aber auch die besten Sportler bei der Vuelta haben“, sagt er. „Für mich ist das hier eine Traumerfüllung.“ Sollte ihm sein Team einen Vuelta-Start verweigern, würde Arndt bei kleineren Rundfahrten sowie bei den Cyclassics in Hamburg (22. August) starten.

Medaillenhoffnungen ruhen auf Maximilian Schachmann

Seinen Traum von den Spielen erfüllt sich Arndt bereits im Straßenrennen an diesem Sonnabend (4 Uhr MEZ), wo er mit Emanuel Buchmann (28/Ravensburg) und Simon Geschke (35/Freiburg) als Helfer für die deutsche Medaillenhoffnung Maximilian Schachmann (27/Berlin) agieren wird. „Unser Fokus liegt auf Max. Unser Ziel ist es, als Team zu funktionieren und eine Medaille zu holen“, sagt Arndt. Auch Schachmann verzichtete – anders als Tour-Champion Tadej Pogacar (22/Slowenien) – auf die strapaziöse Frankreich-Rundfahrt.

„Es war für manche von uns nicht ganz einfach, den Jetlag in den Griff zu bekommen. Insofern ist es auf jeden Fall ein Vorteil, wenn man früher angereist ist“, glaubt Arndt, der bereits am 12. Juli nach Japan flog. „Wenn Pogacar jetzt aber trotzdem Olympiasieger werden sollte, kann es auch einfach daran liegen, dass er überlegen ist“, sagt Arndt und lacht.

Schachmann glaubt an seine Chance

Schachmann hat sich seit einigen Jahren als ein Profi etabliert, der kleinere Rundfahrten gewinnen und sich bei Klassikern gut in Szene setzen kann. Die ganz großen Berge sind nicht sein Spezialgebiet, sie bremsen ihn aber auch nicht komplett aus. Auf die Topografie der olympischen Strecke hat er sich in Spanien in der Sierra Nevada speziell eingestellt. „Ich bin ganz sicher nicht der Topfavorit, aber auch nicht völlig chancenlos“, sagt Schachmann.

Für Arndt jedoch sind die mit 4800 Höhenmetern versehenen 234 Kilometer rund um den Berg Fuji zu anspruchsvoll, um selber vorne mitzufahren. Für den erfahrenen Road Captain sind die kleinen Teams (maximal fünf Fahrer), der verbotene Radiofunk und das feuchtheiße Wetter die größten Herausforderungen. Es könnte also wieder einmal unangenehm werden – für Arndt wäre das aber nichts Neues.