Hamburg. Deutsche Hockeydamen verspielen zum EM-Auftakt Führung gegen Belgien, Herren holen 0:2 gegen Niederlande auf.

Die Enttäuschung in den Gesichtern der deutschen Hockeydamen war nicht zu übersehen. Mit dem Anspruch, den großen Favoriten Niederlande zu attackieren, war die Auswahl von Bundestrainer Xavier Reckinger in die Feld-EM in Amsterdam (Niederlande) gestartet. Nach einem ernüchternden 1:1 (0:0, 0:0, 0:0, 1:1) im Auftaktspiel gegen Belgien allerdings darf an diesem Montag (17 Uhr/sportschau.de) gegen die als stärkster Gruppenrivale eingeschätzten Engländerinnen (siegten zum Auftakt 4:0 gegen Italien) nicht verloren werden. Ansonsten droht sogar das Minimalziel – Halbfinaleinzug und Qualifikation für die WM 2022 in Spanien und den Niederlanden – in Gefahr zu geraten.

„Wir haben hinten nicht viel zugelassen, uns aber offensiv nicht belohnt. Jetzt müssen wir gegen England vor allem in der Chancenverwertung besser werden“, sagte Reckinger. Vor der Partie am Sonntagmittag hatte es die kuriose Szene gegeben, dass Belgiens niederländischer Cheftrainer Raoul Ehren die belgische Hymne nicht mitsang, wohl aber der deutsche Coach, der aus Belgien stammt und beide Hymnen intonierte. Im Spiel selbst dauerte es bis weit ins dritte Viertel, bevor die knapp 3000 zugelassenen Fans im Wagener-Stadion Interessantes zu sehen bekamen.

Deutsche Hockeyfrauen ohne Tempo

Charlotte Stapenhorst vom Uhlenhorster HC vergab die erste Großchance für das deutsche Team, das über weite Strecken ideenlos und ohne das nötige Tempo agierte. Für ein Eröffnungsspiel war das indes kaum überraschend, zumal die Mannschaft nach der Ausbootung von Kapitänin Janne Müller-Wieland (Uhlenhorster HC) eine neue Führungsstruktur ausbilden muss.

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Müller-Wielands Aufgaben sollen auf mehrere Schultern verteilt werden, gegen Belgien trug Nike Lorenz von Rot-Weiß Köln die Binde. Als deren Clubkollegin Cécile Pieper sieben Minuten vor Spielende einen mustergültigen Konter zum Führungstor nutzte, schien der Arbeitssieg greifbar. Doch nur zwei Minuten später nutzte Ambre Ballenghien eine Unachtsamkeit in der deutschen Abwehr zum leistungsgerechten Ausgleich. „Eine Führung sechs Minuten vor Schluss muss man über die Zeit bringen, aber wir waren nicht durchsetzungsstark genug. Insgesamt war es aber eine solide Leistung“, sagte Mittelfeldregisseurin Anne Schröder vom Club an der Alster.

Deutschen Hockeyherren zufrieden mit Punkten

Deutlich zufriedener mit ihrem Punktgewinn waren die deutschen Herren, die drei Minuten vor Spielende in ihrem zweiten Gruppenspiel gegen den Gastgeber und Erzrivalen nach Toren von Seve van Ass (5.) und Thierry Brinkman (45.) noch 0:2 zurücklagen. Dann musste der niederländische Torhüter Pirmin Blaak wegen absichtlichen Ballwegschlagens für zwei Minuten vom Feld. Das nutzte zunächst der Kölner Christopher Rühr, der einen Siebenmeter gegen den noch nicht aufgewärmten Maurits Visser verwandelte (58.). Nur eine Minute später war es der Mülheimer Lukas Windfeder, der die elfte Strafecke für sein Team endlich zum ersten Tor – und zum Ausgleich – nutzte.

„Wir wussten, dass wir die Kraft haben, um am Ende noch zulegen zu können. Den Punkt haben wir uns verdient, weil wir besser waren als die Niederländer und zudem immer daran geglaubt haben, es noch drehen zu können“, sagte Torjäger Rühr. Im abschließenden Gruppenspiel am Dienstag (14.45 Uhr/sportschau.de) gegen Frankreich geht es nun darum, das bessere Torverhältnis gegenüber der Niederlande (hatte Frankreich zum Auftakt 3:0 besiegt, Deutschland hatte 8:1 gegen Wales gewonnen) zu wahren, um als Gruppensieger im Halbfinale Welt- und Europameister Belgien aus dem Weg gehen zu können.