Hamburg. DOSB startet den Endspurt für die Olympischen Sommerspiele. Präsident Alfons Hörmann gerät durch anonymen Brief unter Druck.

Aufregung herrschte am Donnerstag in der Zentrale des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Frankfurt am Main. In einem anonymen Brief hatte eine Gruppe, die eigenen Angaben zufolge mindestens ein Drittel der DOSB-Mitarbeitenden hinter sich weiß, den Führungsstil von Präsident Alfons Hörmann scharf kritisiert. Unter dem 60-Jährigen habe sich ein „Klima der Angst“ entwickelt, das bereits zu Kündigungen und einem Anstieg psychischer Krankheiten geführt habe.

Der DOSB bestätigte „den Eingang einer anonymen Mail, die von einem Fake-Mail-Account versandt wurde“, und kündigte eine Prüfung an. Hörmann, der sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußerte, ist seit Dezember 2013 Präsident, seine zweite Amtszeit endet 2022.

Olympia-Outfit ist da, Impfkampagne gestartet

Die Vorwürfe überrumpeln den olympischen Dachverband in einer Zeit, in der er auf die Zielgerade der Vorbereitungen für die Olympischen Sommerspiele in Tokio (23. Juli bis 8. August) und die Paralympics an selber Stelle (24. August bis 5. September) einbiegt. So wurde einerseits am Donnerstag in Düsseldorf das Outfit vorgestellt, in dem die deutschen Athletinnen und Athleten in Japans Hauptstadt antreten werden.

Andererseits ist am vergangenen Montag die Impfkampagne für die Aktiven, Trainer- und Betreuerteams des „Team Deutschland“ angelaufen. Das Bundesinnenministerium (BMI) hatte der DOSB-Vorstandsvorsitzenden Veronika Rücker bestätigt, dass „das Corona-Kabinett der Bundesregierung am 19. April einer prioritären Impfung aller potenziellen Teilnehmer an den Spielen in Tokio 2021 zugestimmt“ habe.

Impfen: DOSB erteilt Athleten einen Maulkorb

Der DOSB hatte sich lange Zeit mit einer solchen Forderung zurückgehalten, um die Impfpriorisierung nicht infrage zu stellen. Als Gesundheitsminister Jens Spahn jedoch erklärt hatte, dass bis zum Juli alle Impfwilligen ein Angebot erhalten würden, hatte ein Umdenken stattgefunden. Trotzdem hat der DOSB alle Beteiligten aufgerufen, sich zum Thema Impfen nicht öffentlich zu äußern, um nicht den nach der BMI-Erlaubnis bereits aufgeflammten Impfneid weiter zu schüren.

Einerseits verständlich, auf der anderen Seite ein weiterer Beleg für die Sportfeindlichkeit in Deutschland, während in vielen anderen Nationen Olympiateams längst durchgeimpft sind, weil sie als wichtige Botschafter ihrer Länder gelten, die möglichst gefahrlos in Japan antreten sollen.

Norddeutsche Athleten werden in Hamburg geimpft

Der DOSB lässt seine Tokio-Reisenden diese und nächste Woche an zehn Zentralstellen im Land impfen. Das Institut für Sportmedizin und Prävention am Asklepios Klinikum St. Georg ist für rund 110 Personen aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zuständig. Verimpft wird das Vakzin des US-Herstellers Johnson&Johnson, das nur einmal gespritzt werden muss und deshalb wegen des eng getakteten Zeitplans der Olympiakader vorteilhaft ist.

Da viele Sportlerinnen und Sportler im Juni und Juli wichtige Qualifikationswettkämpfe oder Trainingslager absolvieren, wurde der Zeitraum Anfang/Mitte Mai für die Impfungen gewählt.

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Allen Aktiven wird die Impfung dringend empfohlen, verpflichtend ist sie, im Gegensatz zu allen Mitarbeitenden der DOSB-Teams, nicht. Wer in der Bundeswehr dient wie die rund 80 Soldatinnen und Soldaten der Sportfördergruppe Hamburg, kann sich auch über die Bundeswehr mit Biontech oder Moderna oder beim Hausarzt impfen lassen.