Hamburg. Deutsche Hockeyteams starten die Olympiavorbereitung mit Länderspielen gegen Indien und in den Niederlanden.

Eine solche Bitte war Kais al Saadi in seiner Laufbahn als Hockeytrainer auch noch nicht untergekommen. Bevor die von ihm betreuten deutschen Hockeyherren am vergangenen Sonntag in Krefeld gegen Indien ihr erstes Länderspiel im Olympiajahr zu absolvieren hatten, überraschte sein australischer Amtskollege Graham Reid (56) mit einem ungewöhnlichen Ansinnen.

Ob es möglich wäre, die Partie nicht im Livestream zu übertragen? Al Saadi, der um die Hockeyverrücktheit der Inder weiß, fragte verwundert nach dem Grund. Die Antwort: Man dürfe in Indien alles live übertragen, nur kein schlechtes Hockeyspiel. Und da die Mannschaft während der Corona-Krise keine einzige Partie hatte absolvieren können, sei es wohl besser, das Comeback unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen.

Hockeyteams lange ohne Wettkämpfe

„Diese Begründung konnte ich nachvollziehen“, sagt Kais al Saadi. Auch der Hamburger war sich nach Monaten des Lockdowns, in dem gemeinsame Trainingslehrgänge, aber keine Wettkämpfe möglich waren, über die Leistungsfähigkeit seines Teams im Unklaren. Beim 6:1-Sieg der Inder, der in deren Heimat sehr wohl vorzeigbar gewesen wäre, war unübersehbar, dass Spielrhythmus und Wettkampfhärte fehlten.

„Die Spieler sind athletisch auf einem besseren Niveau als vor einem Jahr. Aber wie lange es braucht, bis wir wieder in Wettkampfform sind, kann ich nicht einschätzen. Wenn dazu solch frustrierende Ergebnisse notwendig sind, dann ist das eben so“, sagt al Saadi. Der 44-Jährige hofft vor allem darauf, dass die Feldbundesligen wie geplant Ende März den Spielbetrieb aufnehmen. „Nur über kontinuierliche Matchpraxis finden die Spieler ihre Topform“, sagt er.

Xavier Reckinger: „Wir brauchen diese Spiele dringend"

Xavier Reckinger sieht das ähnlich. Der Bundestrainer der Damen hatte zwar mit seiner Auswahl Anfang Februar zwei Testspiele gegen sein Heimatland Belgien absolvieren können. Dennoch ist der 37-Jährige sehr glücklich über die Möglichkeit, in diesen Tagen in Düsseldorf viermal gegen Indien antreten zu können.

Am vergangenen Wochenende gab es zwei Siege (5:0, 1:0), Dienstag und Donnerstag stehen jeweils um 12 Uhr zwei weitere Vergleiche an. „Wir brauchen diese Spiele dringend, denn es ist ein riesiger Unterschied, ob du im Wald laufen gehst und interne Trainingsspiele machst oder dich auf dem Feld mit Topgegnern misst“, sagt er.

Indische Teams konnten dank Hygienekonzept einreisen

Dass die indischen Teams inmitten der Pandemie überhaupt in der Lage waren, nach Deutschland zu reisen, verdanke man, so die Bundestrainer, einem sehr ausgeklügelten Hygienekonzept und der Kooperationsbereitschaft der lokalen Gesundheitsbehörden, die die Notwendigkeit verstanden hätten, sich auf höchstem Niveau für die Olympischen Spiele (23. Juli bis 8. August) einspielen zu müssen.

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Denn um nichts anderes als den Aufgalopp in Richtung Tokio geht es in dieser Woche, die am Sonnabend und Sonntag für Damen und Herren mit zwei Pro-League-Spielen beim Erzrivalen Niederlande ihren Höhepunkt findet.

Doppel-EM kurz vor Olympia

Anfang Juni ist zudem in Amstelveen (Niederlande) noch die Doppel-EM geplant. Ein Turnier, das so kurz vor Olympia zwar ungewöhnlich ist, aber ebenfalls einen hohen Stellenwert genießt. Nicht nur, weil es dort um die direkte Qualifikation für die WM 2022 geht.

„Sondern auch, weil wir jedes Match auf höchstem Niveau brauchen. Niemand weiß ja, was in diesem Jahr möglich sein wird. Also nehmen wir jede Gelegenheit, die sich uns bietet, dankbar an“, sagt Kais al Saadi. Sein Kollege Graham Reid sieht das übrigens genauso. Das zweite Duell an diesem Dienstag (16 Uhr) darf über YouTube live ge­streamt werden.